Noch nicht genug vom Thema Minimalismus? Sehr gut! Denn heute folgt Beitrag Nr. 3, mit dem ich diese Minimalismus-Reihe vorerst beschließen möchte. (Falls du die ersten beiden Beiträge verpasst hast, kannst du sie hier und hier nachlesen.)
Bisher habe ich bei all meinen Tipps zum Thema Aussortieren eine Frage völlig außer Acht gelassen: Wohin mit den aussortieren Dingen? Da gibt es natürlich verschiedene Optionen. Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat besondere Priorität für mich – was ich nicht gebrauchen kann, dient vielleicht noch jemand anderem, der es sich demzufolge nicht neu anschaffen muss. Mittlerweile lege ich darum während des Aussortierens verschiedene Stapel für verschiedene Kategorien an. Dies sind meine drei Hauptkategorien:
- Zu verschenken!
Wenn andere etwas gebrauchen können, was ich nicht mehr brauche, profitieren einfach alle. Deswegen mache ich bereits beim Aussortieren einzelne Stapel für verschiedene Freunde und Familienmitglieder, von denen ich glaube, dass sie an bestimmten Dingen interessiert sein könnten. Mir hat es sehr geholfen, dies tatsächlich direkt nach Personen zu sortieren. Wenn ich alles nur auf einen Haufen werfe und denke: „Ich könnte dann ja mal ein paar Leute fragen…“ dauert es lange, bis ich das tatsächlich mache. Wenn ich jedoch bereits einen Stapel für eine bestimmte Person parat habe, bin ich motivierter die Sache anzugehen und dieser Person zum Beispiel Bilder von den Gegenständen zu schicken.
Natürlich habe ich nicht für alles eine bestimmte Person im Kopf – deswegen verschenke ich auch gern an „irgendjemanden“. Viele nutzen dafür die Verschenks-Gruppen bei facebook. Eine andere Möglichkeit sind für alle zugängliche Verschenks-Regale, die in einigen Städten schon sehr etabliert sind. Dort kann jeder Dinge hineinlegen oder herausnehmen, der daran vorbeigeht. Meine Schwester hat mir außerdem von Bücher-Regalen im Zug erzählt, die genauso funktionieren: Bücher können von jedem hineingelegt und herausgenommen werden. Sehr attraktiv ist für mich in letzter Zeit schlicht die Straße vor unserem Haus geworden. Schon häufig war mir aufgefallen, dass Leute dort Kisten mit verschiedenstem Inhalt samt eines Zettels „Zu verschenken!“ vor die Haustür stellten. Ich war erst unsicher, ob das wirklich funktionieren würde, aber mittlerweile bin ich auf diese Weise bereits drei kleine Kisten voll losgeworden – und das rasant schnell! Oft unterschätze ich, wie sehr andere Leute sich an etwas freuen können, woran ich selbst keine Freude mehr habe.
- Zu verkaufen!
Ich persönliche tue mich mit dem Verkaufen etwas schwer. Die meisten meiner aussortieren Dinge haben keinen besonders hohen monetären Wert mehr und der Aufwand, sie zu verkaufen, ist oft höher als der Gewinn, den ich dadurch machen würde. Dennoch ist durch einen Verkauf sichergestellt, dass die andere Person wirklich Interesse an meinem Gegenstand hat und er nicht gleich wieder in den Müll wandert. Momentan versuche ich, ein paar Kleider und Bücher zu verkaufen, die noch wirklich gut in Schuss sind und deren Einkaufspreis nicht gering war. Auch hierfür gibt es (neben „richtigen“ Flohmärkten) zahlreiche Möglichkeiten im Internet. Für Kleidung ist der „Kleiderkreisel“, eine Online-Flohmarkt-Tausch-Börse eine schöne Möglichkeit. Auch für den Verkauf gibt es facebook-Gruppen in vielen Städten. Bücher, die man während des Studiums benötigt hat, lassen sich auch gut über Uni-facebook-Gruppen an den nächsten Studenten verkaufen. Ebay Kleinanzeigen ist natürlich auch eine gute Anlaufstelle. Für Bücher und DVDs gibt es außerdem Seiten wie „booklooker“ oder „momox“. Ich kann noch nicht wirklich aus Erfahrung sprechen, was diese verschiedenen Möglichkeiten angeht. Ich merke jedoch, dass ich mich auf eine bestimmte Anzahl von Internetseiten beschränken muss, um nicht den Überblick zu verlieren und mich nicht zu überfordern.
- Wegschmeißen!
Etwas wegzuschmeißen sollte die letzte Alternative sein. Prüfe lieber erst, ob du Dinge verschenken kannst, bevor du sie wegschmeißt. Wenn du jedoch festgestellt hast, dass ein Gegenstand höchstwahrscheinlich niemandem mehr nutzen wird, zögere nicht, ihn in den Mülleimer zu befördern. Es kommt dir vielleicht verschwenderisch vor, öffnet dir allerdings auch die Augen dafür, was du wirklich brauchst und was nicht. Dies wiederum schärft dein Bewusstsein für neue Anschaffungen. Da man dieses „verschwenderische Gefühl“ beim Wegschmeißen als negativ empfindet, wird man bei weiteren Anschaffungen höchstwahrscheinlich bewusster handeln und so einkaufen, dass man möglichst wenig wieder wegschmeißen muss.
Papierkram ist bei mir zu einem sehr hohen Anteil in die blaue Tonne gewandert – über möglichen weiteren Gebrauch musste ich nicht sehr lang nachdenken. Es ist wirklich erschütternd, wie viel Papier für eine nur sehr kurze Nutz-Zeit verschwendet wird. Das lässt mich mittlerweile lieber zwei Mal darüber nachdenken, ob ich etwas ausdrucken muss oder nicht.
All solche Gedanken führen mich dazu, dass ich in Zukunft bewusster einkaufen, konsumieren und Anschaffungen tätigen möchte. Dabei habe ich verstärkt zwei Kriterien im Kopf: 1. Wie viel neuen Müll produziere ich durch meinen Einkauf? 2. Wie lange werde ich den erworbenen Gegenstand nutzen?
Die Länge der Nutzung ist nicht unbedingt ein Kriterium für Nahrungsmittel – die verschwinden natürlich relativ schnell in meinem Mund. 😉 Ich achte jedoch unter anderem verstärkt auf unnötige Müllproduktion. Folgende Punkte kann wirklich jeder sofort versuchen:
- Kaufe nur das, was du auch isst! Immer mal wieder passiert es mir, dass ich Dinge in den Einkaufswagen befördere, die ich gern einmal ausprobieren möchte, dann jedoch enttäuscht bin und die Packung nicht leere. Deswegen denke ich mittlerweile über solche „Experimente“ vorher sehr gründlich nach und kaufe größtenteils Nahrungsmittel, über die ich gut Bescheid weiß.
- Versuche, Plastik zu vermeiden. Plastik komplett zu vermeiden ist bei Nahrungsmitteln (leider) wirklich schwer. Doch jeder kann einen Anfang machen! Gemüse und Obst muss zum Beispiel nicht unbedingt in eine Tüte. Tüten können außerdem mehrfach verwendet werden! In manchen Städen gibt es sogar bereits sogenannte „Unverpackt“-Läden.
- Verzichte auf to-go-Becher und ähnliches. Ja, ich weiß, dass es „cool“ ist mit einem Kaffee-to-go durch die Gegend zu laufen. 🙂 Doch das geht auch mit einem selbst mitgebrachten Becher! Außerdem versuche ich, weitestgehend auf anderes to-go-Verpackungsmaterial zu verzichten. Muss beispielsweise der eingepackte Döner oder die Packung Pommes unbedingt zusätzlich in eine Tüte?
Kriterium Nummer 2 habe ich bei allen Anschaffungen im Kopf, die nichts mit Nahrungsmitteln zu tun habe, wie zum Beispiel bei Klamotten oder Möbeln. Ich überlege mir beim Einkauf folgende Dinge:
- Kaufe ich mir diese Sache nur, weil sie momentan im Trend ist oder würde ich sie theoretisch auch noch in 10 Jahren nutzen? Ich kaufe eigentlich nichts mehr, nur weil es gerade „in“ ist. Mittlerweile weiß ich, dass ich es früher oder später wieder aussortieren würde. Es lohnt sich also nicht. Und ja, es gibt tatsächlich Klamotten, die zeitlos und trotzdem schön und modern sind! Hierfür kann ich zum Beispiel die Marke „armedangels“ empfehlen, die zudem fair produziert.
- Lohnt es sich, etwas tiefer in die Tasche zu greifen für etwas, das von besserer Qualität ist und somit länger hält? Meine Antwort darauf ist häufig „ja“. Doch aufgepasst: Nur weil eine Marke teuer ist, heißt das nicht automatisch, dass sie gute Qualität produziert – dies trifft auch bei Lebensmitteln nicht immer zu. Schau genau hin!
- Lohnt es sich, etwas tiefer in die Tasche zu greifen für etwas, das fair produziert wird? Definitiv „ja“. Meist geht das auch noch mit guter Qualität einher. Ich kaufe lieber einen guten Pullover, der fair produziert wurde und trage ihn viele Jahre den halben Winter lang als drei billige, die es nicht bis zum nächsten Winter überleben.
- Du musst jedoch nicht immer teuer einkaufen – ganz im Gegenteil! Im Sinne des Recyclings versuche ich nicht nur Dinge an andere Leute loszuwerden, sondern auch selbst Gebrauchtes von anderen zu erwerben, zum Beispiel auf Flohmärkten oder in Second-Hand-Läden. Bei ebay Kleinanzeigen stehen eine Menge Möbel zum Verkauf, die noch gut in Schuss sind und für einen fairen oder verhandelbaren Preis angeboten werden. Mir gefällt außerdem der Gedanke, dass diese Gegenstände bereits eine „Geschichte“ haben. Erst vor kurzem habe ich außerdem zwei alte Bilderrahmen aus einer Verschenks-Kiste in unserer Straße mitgenommen, die perfekt zu einem anderen Deko-Gegenstand von mir passen. So leicht kann es gehen! Diese Variante ist vor allem dann ideal, wenn du ein bisschen auf „vintage“ und „retro“ stehst. 🙂 Mit Freundinnen veranstalte ich außerdem hin und wieder eine „Kleidertauschparty“: Jeder bringt Klamotten mit, die man nicht mehr tragen möchte und es wird fleißig verschenkt und getauscht. So ergibt sich ein tolles Geben und Nehmen. Wir können viel mehr voneinander profitieren, als wir manchmal glauben! Es muss nicht immer alles neu sein.
Alles in allem kaufe ich weniger ein. Und wenn ich etwas einkaufe, überlege ich es mir genau. Dann gebe ich auch manchmal etwas mehr aus, nutze den Gegenstand jedoch mit viel Freude und lange. Oder ich gebe sehr wenig aus und habe einen Gegenstand mit Geschichte, der dafür nicht in den Müll wandern musste und somit eine zweite Chance erhält. Meine finanzielle Situation ändert sich dadurch nicht sonderlich. (Ich war jedoch auch schon vorher recht sparsam – manch einer macht dadurch bestimmter sogar Gewinn!)
Du hast sicherlich bemerkt, dass am Thema Minimalismus viel mehr dran hängt als das reine Aussortieren. Es ist ein Lebensstil, der mit einer neuen Herangehensweise an viele Lebensbereiche verbunden ist. Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig dazu anstecken, das ein oder andere auszuprobieren und würde mich freuen, von deinen Erfahrungen zu hören. Lass es mich auch wissen, wenn dich eines der „angerissenen“ Themen noch vertiefter interessieren würde!
Constanze
(Photo by Bench Accounting)
Ein sehr interessanter Beitrag! Vielen Dank. Ich habe mit momox sehr gute Erfahrungen gemacht und noch gut erhaltene Bücher verkauft. Das Prinzip ist so einfach, kann ich nur weiter empfehlen. Ansonsten finde ich das Verkaufen auch oft mühsam, weshalb ich mich dadurch zum Aussortieren motiviere, dass ich die Sachen für ein Sozialkaufhaus in unserer Stadt spende. Das ist ein doppelt gutes Gefühl: Bei mir wird es leerer und jemand anders freut sich über die Dinge.