Veröffentlicht in Persönlichkeit

Verstehe dich selbst, dann verstehst du andere

In diesem Jahr kommt es mir so vor, als wären die Tage zu schnell vergangen. Was habe ich überhaupt erreicht? Ich bin so zukunfts- und zielorientiert, dass ich häufig all das Gute vergesse, das bereits geschehen ist. Es ist die Zeit zwischen den Jahren. Ich beschließe am Abend einer dieser gedankenvollen Tage, die ich nur zwischen unseren vier Wänden verbracht habe

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, noch einen Spaziergang im Dunkeln zu machen. Ohne Handy, ohne Musik, nur mit einem Kaffee im To-Go-Becher. Sobald ich in die kalte Luft trete, fühle ich mich erfrischt und atme durch. Ein wenig Erleichterung durchdringt mich. Es ist keine schwere Krise, die in mir tobt, aber meine grübelnden Gedanken drohen so manches Mal überhand zu nehmen. Dagegen wirken die frische Luft und ein kurzer Spaziergang wie ein kleines Wunder. Ich beginne sofort, klarer zu sehen und fokussierter die Fakten festzustellen, so wie sie tatsächlich sind. Und ich werde dankbar, wenn ich zurückblicke. Ich kann besser beten, mit Gott in Kontakt treten.

Fremd

In diesen Tagen zeigt sich mein introvertiertes Wesen im Besonderen. Ich ziehe mich bewusst zurück, denke allein nach, gehe allein spazieren. Erst vor kurzem traf ich jemandem, der mir erzählte, dass ihm einsame Spaziergänge überhaupt nicht helfen würden. Das, was viele in Zeiten von Corona vermehrt machen um körperlich und mental in Bewegung zu bleiben, bringt ihn nicht weiter. Er konnte ganz klar benennen, dass er seine Gedanken nur laut im Gespräch mit anderen sortieren kann. Nachdem ich kurz stutzte, weil mir diese Aussage so fremd war, musste ich lächeln. Ich hatte es hier mit einer durch und durch extrovertierten Person zu tun. Ich hätte traurig sein können, ganz nach dem Motto: „Was, du kannst diesen stillen, entschleunigenden Spaziergängen nichts abgewinnen? Also mir helfen sie immer!“ Leicht eingeschnappt. Verständnislos. Enttäuscht. Entgegengesetzt hätte ich auch mich selbst in Frage stellen können: „Hm, du hast schon Recht, immer hilft mir das auch nicht.“ Somit hätte ich nicht mehr zu meiner eigenen Einstellung gestanden, sie relativiert, nur um mehr Gemeinsamkeit und Harmonie mit diesem Bekannten herzustellen.

Zwischen anpassen und wegstoßen

Stattdessen entschied ich, mich darüber zu freuen, dass sich in diesem kleinen Detail eine Unterschiedlichkeit zwischen uns offenbarte, die zeigt, wie unterschiedlich wir Menschen eben sind. Dieser Mensch, den ich kennenlernen durfte, ist in seinem Wesen ganz anders als ich. Aber wir verstehen uns sehr gut und ich glaube, das liegt zu einem großen Teil daran, das sowohl er als auch ich wissen wie wir jeweils ticken. Wir können es benennen und bei unserem Gegenüber akzeptieren und stehen lassen. Diese Bekanntschaft sticht für mich positiv heraus, weil ich genau das selten erlebe, erst recht nicht in der Kennenlernphase. Viele Menschen kennen sich selbst nicht gut genug, um eigene Charaktereigenschaften und typische Verhaltensweisen benennen zu können. Demzufolge wissen sie auch nicht, was sie tun können, um ihre Stärken zu stärken oder ihre Schwächen zu fördern. Und vor allem: sie wissen nicht, wie sie mit Andersartigkeit angemessen umgehen können.

Die Folgen davon sind vielfältig

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, aber lassen sich häufig in eine von zwei Kategorien einordnen. Entweder geschieht unbewusste oder sogar bewusste Anpassung an andere, denn „wir wollen uns ja alle gut verstehen“. Es wird gezwungene Harmonie hergestellt, Unterschiedlichkeit wird glattgebügelt. Jeder will jeden verstehen. „Im Grunde sind wir doch alle gleich“. Die zweite negative Reaktionsmöglichkeit ist, dass der andere abgewertet wird, weil die Andersartigkeit nicht eingeordnet werden kann. Sie wird als „komisch“ abgestempelt. „Wie kann der so sein? Wie kann der das machen?“ Unverständnis, Zurückweisung. Und zwischen diesen beiden Extremen gibt es jede Menge Schattierungen, leichte Neigungen in die ein oder andere Richtung.

Sich selbst kennenlernen

Der ganze, große Themenkomplex der Charaktereigenschaften, Typenlehre und Persönlichkeitspsychologie, welcher die Thematik Introviert-Extrovertiert beinhaltet, ist deswegen eines meiner großen Herzensanliegen. Häufig wird er belächelnd abgetan mit den unterschiedlichsten Argumenten: Willst du Menschen etwa in Schubladen stecken? Was genau soll denn der Nutzen davon sein, Menschen in Kategorien einzuteilen? Was bringt es mir, dass mir jemand sagt, wie ich bin? Ich möchte mich nicht festlegen, ich kann beides sein!

Es geht nicht darum, Klischees in Schubladen zu verstauen oder dir von anderen sagen zu lassen, wie du bist. Es geht auch nicht darum, nur auf eine Art und Weise agieren zu können. Es geht darum, mich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, sodass ich gesund und selbstbewusst auftreten und wiederum andere besser verstehen kann. Es geht darum, die eigene Persönlichkeit zu akzeptieren und zu fördern, um dadurch andere akzeptieren und fördern zu können. Dies ist kein eigennütziger Prozess. Es bringt uns alle weiter, wenn jeder sich ein Stück weit mit sich selbst beschäftigt. Ich vermute, dass wir gerade heutzutage immer weniger wahrnehmen, wer wir selbst sind, da die Einflüsse von außen immer stärker, präsenter und lauter werden. Es ist auch kein eindimensionaler Prozess, es geht nicht darum, nur schwarz oder weiß zu sein. Es sind natürliche Präferenzen und Neigungen, die uns angeboren sind, auch wenn wir in der Lage sind, hin und wieder auf genau entgegengesetzte Art und Weise zu handeln. Auch das kann ich besser erlernen, wenn ich weiß, was meine natürlichen Denk- und Verhaltensmuster wären.

Mut zum Festlegen

In den letzten Monaten bin ich mehrfach Menschen begegnet, die überlegten, ob sie nicht doch introvertiert sind, obwohl sie sich eigentlich als extrovertiert beschreiben würden. Ich hörte Sätze wie „Na ja, ich kann halt beides sein“ oder „Auch ich muss mich manchmal von anderen zurückziehen“. Es wurde ersichtlich, dass sie sich nicht festlegen wollten, obwohl sie ganz eindeutig eine Neigung in die eine Richtung hatten. Ich möchte die steile These aufstellen, dass es manchmal gut ist, sich festzulegen. Sag, dass du extrovertiert bist, auch wenn du dich manchmal introvertiert verhältst. Sag, dass du introvertiert bist, auch wenn du dich manchmal extrovertiert verhältst. (Das bin ich – ständig!) Sag, dass du Künstlerin bist, auch wenn du manchmal inspirationslos vor einem leeren Blatt Papier sitzt. Sag, dass du Mutter bist, auch wenn du heute keine glorreichen Erziehungswunder vollbracht hast. Die Quintessenz ist: Erkenne wer du bist und nutze es. Auf einer Skala von 0 bis 100 bist du nicht immer die 50, du bist nicht immer ausgeglichen. Du musst nicht immer in der Mitte liegen. Du musst nicht alles können. Du musst nicht alles wollen, nicht alles sein. Du darfst Neigungen und Präferenzen haben.

Selbstlosigkeit nicht ohne Selbstbewusstsein

Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Nur weil ich die Andersartigkeit dieser einen Person gut akzeptieren konnte, bedeutet es nicht, dass mir das immer gelingt. Auch ich lasse mich aus Harmoniebedürftigkeit glattbügeln oder stoße von mir, womit ich mich nicht identifizieren kann. Aber es fällt mir tatsächlich leichter, mich diesen Mustern zu entziehen, umso besser ich mich selbst verstehe. Es scheint paradox und manch einem Christen, der sich in Selbstlosigkeit üben will, vielleicht auch falsch. Aber wir können erst dann selbstlos sein, wenn wir selbst-bewusst sind: uns selbst bewusst. Wenn du weißt, wer du bist, kannst du von dir selbst loslassen, dich selbst nicht immer zu wichtig nehmen, über dich selbst lachen.

Fang an zu puzzeln!

Es begeistert mich. Das Wissen, dass wir Menschen verschiedene Neigungen und Herangehensweisen haben, viele von Geburt an. Mit manchen Mitmenschen werden wir einige Gemeinsamkeiten finden, mit anderen weniger. Auch wenn jeder individuell ist – ist es nicht faszinierend, dass sich manche Eigenschaften in Kategorien zusammenfassen lassen und somit nur noch ersichtlicher wird, wie sehr wir zur gegenseitigen Ergänzung geschaffen wurden? Gott hat so viele Gegensätze und Unterschiede in dieser Welt geschaffen, die sich wie ein Puzzle zusammenfügen lassen. Aber das Puzzeln überlässt er häufig uns selbst.

Also geh in das Jahr 2021, erkenne die Form deines eigenen Puzzleteils, finde andere passende Teile und fang an zu puzzeln. Erkenne, wer du bist und mach das Beste draus.

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Woran ich erkenne, dass ich introvertiert bin – Introvertiert #2

Wenn ich Definitionen über Introversion im Internet, in Büchern oder Zeitschriften lese, kann ich mich mit vielem identifizieren und häufig innerlich zustimmen. Andere Aspekte sind wiederum nicht so stark bei mir ausgeprägt. Ein Großteil der Beschreibungen passt zu mir, aber es ist klar, dass ich meine ganz individuelle Introversion habe, die nicht einem vorgegebenen Schema F folgen kann. Dennoch möchte ich als Einleitung in diesen zweiten Teil meiner Blogreihe zwei verschiedene Definitionen von Introversion mit euch teilen. (Falls du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, kannst du das hier nachholen.)

Wikipedia definiert wie folgt:

„Introversion ist der Gegenpol zu Extraversion. Introvertierte Charaktere wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihr Innenleben. In Gruppen neigen sie eher zum passiven Beobachten als zum Handeln und werden häufig als still, zurückhaltend und ruhig beschrieben. Introversion ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Schüchternheit. So gibt es schüchterne Extrovertierte und nicht-schüchterne introvertierte Personen.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Introversion_und_Extraversion)

Debora Sommer schreibt in ihrem Buch „Die leisen Weltveränderer“ unter anderem:

„‚Introvertiert‘ bezeichnet die Art und Weise, wie ein Mensch seine Umwelt wahrnimmt und sein Leben innerlich bewältigt. Wörtlich bedeutet introvertiert ’nach innen gewandt‘ und extrovertiert ’nach außen gewandt‘.“ Introvertierte verarbeiten „Erlebtes bevorzugt im Verborgenen, ganz für sich allein. Extrovertierte hingegen verarbeiten Dinge, in dem sie sie nach außen tragen und sich mit anderen Menschen austauschen. Während Extrovertierte ihr Herz auf der Zunge tragen, halten sich Introvertierte mit ihren Gefühlen und Äußerungen oft zurück. Sie geben nur zögerlich Dinge von sich preis. Dies verleiht ihnen oft etwas Geheimnisvolles. Sie sind schwer einzuordnen und man weiß nicht so genau, was sie tief in ihrem Innersten wirklich denken.“ (Sommer, 2018: S. 29 f.)

Introversion im Alltag

Über die vergangenen Wochen habe ich in meinen Handy-Memos hin und wieder Situationen abgespeichert, in denen mir introvertiertes Verhalten an mir selbst auffiel. Darum folgt nun meine eigene, alltagsnahe, unvollständige Definition anhand von zehn Beispielen.

Mich interessiert: Worin erkennst du dich wieder? Was ist bei dir ganz anders? In meinem introvertierten Verhalten zeigen sich natürlich auch meine ganz persönlichen Interessen und Vorlieben. Vielleicht kannst du dennoch im Kern der Verhaltensweisen Ähnlichkeiten finden oder andere introvertierte Menschen dadurch besser verstehen.

1. Nach sozialen Events muss ich mich in gewisser Weise immer ausruhen.

Je nachdem wie lang es angedauert hat, wie viele Menschen beteiligt waren, wie viele Unterhaltungen ich geführt habe, um was sich diese Unterhaltungen drehten… je nachdem variiert, wie lange ich mich danach erst einmal zurückziehen muss. Ich kann mir vorstellen, dass das für den ein oder anderen negativ klingen muss – als wären Menschen für mich pure Anstrengung. Aber einerseits variiert die Anstrengung wirklich sehr stark, je nach dem von welchen und wie vielen Menschen ich umgeben bin. Und andrerseits ist etwas, das anstrengend ist, ja nicht automatisch etwas Schlechtes, oder? Ich tanke Energie in der Einsamkeit und ich verliere sie im Zusammensein mit anderen Menschen. Das ist weder gut noch schlecht, sondern schlichtweg eine Eigenschaft auf die ich Acht geben muss. Ich muss aktiv für einen gelingenden Ausgleich zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit sorgen.

2. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, obwohl ich hin und wieder genau dies tue.

Manchmal begebe ich mich sogar bewusst und freiwillig in Bühnen-Situationen. Ich stelle mich für all die Dinge und Tätigkeiten vor viele Leute

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, von denen ich persönlich überzeugt bin und die mir Freude machen. Ich habe meine mehr oder weniger funktionierenden Techniken, um mit Aufregung umzugehen. Ein Stück weit nehme ich sie einfach in Kauf. Ich kenne Bühnen seit ich klein bin, vor allem in musikalischer Hinsicht, und habe mich an sie gewöhnt. Den Fakt, dabei im Mittelpunkt zu stehen, mag ich dennoch nicht. Als Kind musste ich es erst einmal lernen, mich nach meinen Auftritten bei Musikschulkonzerten zu verbeugen und den Applaus auszuhalten. Sehr überzeugend war ich dabei wohl eher nicht. Dieses ganze Social Media/Blogger-Spielchen fällt mir ebenso schwer – nicht das Verfassen und Veröffentlichen der Texte an sich. Aber wenn es darum geht, eigene Texte zu bewerben, fühlt sich das jedes Mal wie eine kleine Mutprobe an. Wer bin ich, andere Leute auf mich aufmerksam zu machen? Meist möchte ich einfach nicht großartig auffallen, weder in positiver noch in negativer Hinsicht.

3. Ich liebe es, andere Menschen zu beobachten.

Genau in diesem Moment sitze ich in meinem Lieblingscafé an einer strategisch günstigen Position, von der aus ich den perfekten Überblick über das Café und die Straße vor den großen Fenstern habe. Schräg vor mir unterhalten sich zwei junge Frauen über berufliche Herausforderungen und den schlechten Stand von Krankenschwestern im Krankenhaus. Es ist die perfekte Distanz, damit ich ein wenig lauschen könnte, wenn ich wollte, aber auch so tun kann, als würde ich nichts mitbekommen. Manchmal überlege ich, was die beobachteten Personen wohl für ein Leben führen und wie es ihnen geht. Interessant wird es, wenn ich mit meinem Mann außerhalb essen gehe, denn er beobachtet mindestens genauso gern wie ich. Meist steuern wir intuitiv den gleichen Tisch an. Wenn für unser Beobachtungsbedürfnis kein passender Tisch frei ist, stehen wir erst einmal unschlüssig herum und wägen ab. Und nicht zu vergessen der Kampf um den besten Beobachtungsposten am Tisch selbst! Aber keine Sorge, der geht meist friedlich aus.

4. Ich telefoniere nicht gern mit Fremden oder wenn ich nicht weiß, um was es geht.

Deshalb: Wenn du mich telefonisch einmal nicht erreichen solltest, bitte, hinterlasse mir eine Nachricht auf der Mailbox! Sonst werde ich höchstwahrscheinlich nicht zurückrufen. Prinzipiell ist das Telefon ein Gerät, zu dem ich ein ambivalentes Verhältnis habe. Natürlich gehe ich bei der Arbeit auch dann ans Telefon, wenn ich nicht weiß wer dran ist. Ich habe das gelernt und eine gewisse Neutralität dazu entwickelt. Aber ich empfinde keine Freude beim Ertönen des Klingeltons. Ich bevorzuge eine echte oder schriftliche Konversation immer gegenüber einem Telefonat. Bei einer echten Unterhaltung kann ich die Körpersprache und nonverbale Interaktion mit einbeziehen. Bei schriftlichen Nachrichten kann ich in Ruhe darüber nachdenken, was ich sagen möchte. Telefonieren ist für mich ein merkwürdiges Mittelding und somit in vielen Fällen nur ein notwendiges Übel. Pizza bestelle ich auf jeden Fall online. Danke, Internet.

5. Ich glaube, dass ich auf schriftlichem Weg am besten das ausdrücken kann, was ich ausdrücken will.

Mündlich kann ich mich unter bestimmten Umständen von anderen unter Druck gesetzt fühlen und dann fehlen mir die Worte. Mündliche Prüfungen waren ein Graus für mich und Aufsätze gehörten zu den wenigen Dingen in der Schule, die mir sogar ein bisschen Spaß gemacht haben. Heute sind es hauptsächlich E-Mails, Tagebucheinträge und Blogposts. Wenn ich schreibe, fühle ich mich unbeobachtet und kann ganz ich selbst sein. Debora Sommer schreibt dazu: „Speziell ist, dass Introvertierte zwar Meister der Beobachtung sind, aber dass viele von ihnen selber nervös werden unter Beobachtung. So können sie ihre Leistung manchmal nicht abrufen, wenn sie sich beobachtet fühlen. Introvertierte können dann am besten etwas oder jemanden beobachten, wenn niemand eine Reaktion oder Interaktion von ihnen erwarten.“(Sommer, 2018: S. 90)

6. Sobald ich einen Buchladen betrete, spüre ich ein Stück weit Ruhe und Frieden.

Das Gefühl, dass alle Menschen hier sind, nur um sich mit Büchern zu beschäftigen, lässt mich entspannen. Häufig verbringe ich sogar meine Mittagspause zwischen Büchern. Ich wünschte, ich würde noch viel mehr lesen und im Endeffekt kaufe ich auch selten etwas. Aber manchmal reicht schon das Hineinblättern und Aufschnappen weniger Zeilen eines interessanten Buches, um mich inspiriert zu fühlen.

7. Ich fühle mich recht unzulänglich, wenn es um meine Gastgeberqualitäten geht.

Gerade als Christ beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, dass man unbedingt ein guter Gastgeber sein und eine stets offene Tür haben muss. Doch ich glaube, dass dies eine Gabe ist, die nicht jedem zu 100% gegeben ist. Mir jedenfalls nicht. Zum Beispiel: Ich glaube, dass ich eigentlich ganz gut kochen kann. Ich koche sehr gern allein, um einen Abend entspannt ausklingen zu lassen, und weitestgehend improvisiert. Beim Essen zu Improvisieren ist für mich auch eine Art und Weise, Kreativität auszuleben. Dabei habe ich Musik oder ein Hörbuch im Hintergrund laufen und vielleicht steht sogar ein Glas Rotwein bereit, an dem ich hin und wieder nippe. So könnte ein perfekter Freitagabend für mich aussehen. Und dabei entstehen die besten Gerichte! Warum? Weil ich völlig entspannt und frei von Druck bin. Sobald ich für mehr Leute kochen muss

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, habe ich Angst, beim Improvisieren zu versagen. Dann halte ich mich an ein Rezept und das ist okay – macht mir aber nur noch halb so viel Spaß. Wenn die Gäste da sind, mache ich mir sehr viele Gedanken darüber, ob sie sich auch wohlfühlen. Außerdem hat die Gabe der Gastgeberschaft häufig etwas mit der Gabe des Small Talks zu tun, die mir ebenso wenig natürlich gegeben ist. Nichtsdestotrotz: Ich arbeite daran. Meine Small Talk – Fähigkeiten werden besser. Und das Kochen lässt sich bei Frühstücks- und Kaffeetrinken – Einladungen ganz leicht umgehen….

8. Ich liebe kleine, süße Cafés mit Charme und Charakter…

… und ich besuche sie auch gern einmal allein – zum Lesen, Schreiben, Arbeiten, Planen. Ähnlich wie in Buchläden herrscht dort eine Atmosphäre, die meinem introvertierten Gehirn gut tut. Ich bin anonym unter anderen Menschen. Jeder macht sein Ding, aber ich hätte theoretisch immer etwas zum Beobachten. Eine meiner absoluten Leidenschaften ist es, neue Cafés auszutesten. Dabei gibt es ein kleines Problem: Ich habe ein wenig Angst davor, allein ein mir unbekanntes Terrain zu betreten. All diese Ungewissheiten! Sind die Leute nett? Kommt die Bedienung an den Tisch oder soll man sich selbst bedienen? Sind die Preise akzeptabel? Ich kann ja schließlich nicht hineinmarschieren, mir die Preistafel ewig lang anschauen und dann wieder gehen, wenn es mir zu teuer ist. Wie unhöflich! Und das Café darf auch nicht zu klein sein, damit ich nicht auf einmal die einzige Besucherin bin. Dann könnte ja jeder mich beobachten. Herzlich willkommen im Kopf einer Introvertierten. Ähnliche Probleme gibt es übrigens auch in anderen kleinen Läden, in denen ich noch nie war und die Verkäufer einen sofort bemerken. Ab und zu überwinde ich mich und schaffe es auch allein. Aber neue Cafés teste ich eigentlich nur noch in Begleitung aus. Wenn ich mich allerdings einmal wohlfühle, bleib ich treu und komme immer wieder zurück – auch allein.

9. Ich langweile mich sehr selten, weil ich mich praktisch immer mit mir selbst beschäftigen kann.

Aufgrund des sehr komplexen Innenlebens introvertierter Menschen gibt es quasi immer etwas „zu tun“. Nur sieht das „tun“ etwas anders aus, als viele Extrovertierte sich das vielleicht vorstellen. Es ist viel mehr auf die eigene Gedankenwelt ausgerichtet. Es besteht aus Stille, Lesen, Schreiben, Recherchieren, Forschen, Analysieren, Podcasts, YouTube-Videos, sich selbst etwas neues beibringen, kreativem Schaffen, Spazieren gehen, Tagebuch schreiben, Musizieren und vielem mehr, je nach Interesse.

10. Soziale Aktivitäten müssen bei mir mit einem persönlichen Herzensanliegen verbunden sein, sonst sind sie eine sehr große Anstrengung für mich, die ich nur punktuell, aber nicht dauerhaft ertragen kann. 

Auf diesen letzten Punkt (welcher übrigens stark mit Punkt 2 zusammenhängt) möchte ich noch einmal Gewicht legen. Es ist mein persönlichster und beinhaltet eine der größten Erkenntnisse, die ich in den letzten Jahren hatte. Wenn ich dauerhaft etwas Soziales tun muss, was mir persönlich nicht am Herzen liegt, gehe ich langsam aber sicher kaputt. Je nachdem wie viel Raum diese Tätigkeit einnimmt, hat dies immensen Einfluss auf mein Wohlbefinden und meinen ganzen Alltag. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art des „kaputt gehens“ für manche Menschen auch in eine ernsthafte Depression münden kann. Dauerhaft in einer Tätigkeit mit Menschen zu sein, die nicht meinem Wesen und meinen Überzeugungen entspricht, lässt mich eingehen wie eine Pflanze die am falschen Standort steht. Dies ist insbesondere beruflich für mich relevant, da ich soziale Arbeit zu meinem Beruf gemacht habe. Das bedeutet allerdings nicht, dass mir jede Tätigkeit in diesem Bereich am Herzen liegt. Diese Erkenntnis lässt mich ebenso vorsichtig sein in der Wahl meiner ehrenamtlichen Aktivitäten. Punktuell kann ich natürlich Dinge tun, die nicht direkt meinem Wesen entsprechen. Aber ich muss aufpassen, um wie viel Zeit es sich dabei handelt und gesunde Grenzen setzen.

Die andere Seite dieser Medaille ist folgende…

Wenn mir einmal etwas am Herzen liegt, blühe ich auf und gebe mein Bestes. Dann bin ich all-in und nehme es in Kauf, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen. Und ja, dann wirke ich oft sehr extrovertiert. Ich zeige meine erlernten extrovertierten Fähigkeiten und habe so richtig Spaß bei der Sache. Unter Umständen kann ich sogar die verrückteste, lauteste Person in einem Raum sein! Und da das genau die Tätigkeiten sind, die für andere Menschen sichtbar sind, glauben viele, dass ich in meinem Wesen tatsächlich extrovertiert bin. Dass ich immer und ständig und dauerhaft gern Kontakt mit Menschen habe. Das ist der Trugschluss, über den ich bereits im ersten Teil dieser Reihe geschrieben habe.

Es gibt noch so viel, das ich erwähnen könnte, aber hier setze ich vorerst einen Punkt. Möglicherweise klingen viele dieser Punkte für dich nach Eigenschaften, die mit Angst und Unsicherheit verbunden sind und somit lediglich nach einer Schwäche aussehen. Darauf möchte ich in den kommenden Texten noch näher eingehen. Introvertiertheit ist eine Eigenschaft, die schnell mit Schwäche assoziiert wird, doch das ist Quatsch. Sie ist gleichermaßen mit Stärken und Schwächen verbunden wie Extrovertiertheit, nur dass die Stärken manchmal unter der Oberfläche verborgen bleiben.

Seitdem ich bewusster mein introvertiertes Verhalten wahrnehme, kann ich auch bewusster damit umgehen. Wenn ich mich gestresst fühle, denke ich weniger schnell ‚Mensch, warum bin ich grad so komisch drauf…‘, sondern eher ‚Achtung, Constanze, ich glaub, du brauchst mal wieder etwas Zeit für dich.‘ Ich kann Unsicherheiten besser einordnen, ohne mich selbst fertig zu machen und sowohl introvertiertes als auch extrovertiertes Verhalten gezielter einsetzen. Fühl dich ermutigt, dich ebenso einmal genauer zu beobachten. Was fällt dir auf?

Constanze

Buchzitate: Sommer, Debora (2018): Die leisen Weltveränderer. Von der Stärke introvertierter Christen. Holzgerlingen: SCM Hänssler.

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Einfach ruhig, oder was? – Introvertiert #1

„Du bist schon eher so ne Ruhige, oder?“ sagt meine neue Arbeitskollegin. Ich kenne sie erst wenige Wochen. Einerseits schätze ich ihre direkte Art – sie beobachtet, sie fragt nach. Logisch, oder? Andrerseits ploppen mir zig verschiedene Antwortmöglichkeiten in den Kopf und ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich muss daran denken, wie ich mich mit engen Freunden und meiner Familie verhalte und denke „Nein, ich bin eine Quasselstrippe“. Dann plötzlich sitze ich in einem Klassenzimmer in meiner Schulzeit und melde mich nicht, obwohl ich die Antwort weiß. „Ja, doch, ich bin schon sehr zurückhaltend.“ Ich gehe noch ein Stück zurück und denke daran, wie ich als Kind beim Spazieren gehen mit zwanzig Metern Abstand den anderen hinterhergetrottet bin, um in meinen Traumwelten zu schweben. „Oh ja, ich bin sehr ruhig!“ Dann wiederum sehe ich mich albern tanzend und singend auf Hochzeiten. „Na ja, ich kann schon auch mal im Mittelpunkt stehen…“ Doch nach solchen Aktionen lande ich erschöpft auf der Couch und will erst einmal mit keiner Menschenseele etwas zu tun haben.

Ich entscheide mich für die Antwort „Joa, schon“ und belasse es dabei. Ich schiebe mich selbst in diese Schublade hinein und hoffe, dass ich dort in Ruhe gelassen werde. Schade, aber in diesem Moment hielt ich es für den einfacheren Weg.

Ruhig und schüchtern

In meiner Kindheit war ich definitiv zurückhaltend und in vielen unbekannten Situationen ruhig und schüchtern. Nur meine Familie und gute Freunde kannten die aufgedrehte Version von mir. Dann habe ich Spiele angeführt, mir Zirkusstücke ausgedacht und als Lehrerin meiner zwei Jahre jüngeren Schwester und Cousine meine Erkenntnisse aus der 1. Klasse gelehrt. Doch wenn ich in unbekannte, neue Situationen mit vielen Menschen kam, blieb ich lange auf meinem Beobachtungsposten. Fremde Menschen anzusprechen, viel mir schwer. In Gruppen äußerte ich mich nur, wenn ich mich wirklich wohlfühlte. Umso älter ich wurde, umso mehr wollte ich jedoch dazugehören. Ich hatte es leid, auf Freizeiten, im Teenkreis oder in der Klasse die leise, stille Maus zu sein, die sich nichts traut. Ich glaubte, dass die Schüchternheit ein Mangel ist, der schlicht behoben werden müsste. Nichts wollte ich verpassen und überall dazugehören. Dadurch perfektionierte ich die Fähigkeit der Anpassung, die bis heute eine meiner größten Stärken und Schwächen zugleich ist.

Introvertiert und sozial – ein Widerspruch?

In gewisser Weise war es gut, dass ich der Schüchternheit den Kampf ansagte. Heute bin ich es viel weniger und durfte an Mut und Selbstbewusstsein dazugewinnen. Doch umso mehr ich mir bewies, dass ich nicht schüchtern sein muss, umso mehr verfiel ich dem Trugschluss, dass ich nun auch eine total extrovertierte Persönlichkeit bin. Das wiederum widersprach dem Fakt, dass ich nach wie vor schlecht darin war, auf fremde Menschen zuzugehen, mich von lauten Persönlichkeiten einschüchtern ließ usw. Ich verstand mich selbst nicht mehr.

Dieses Gefühl verstärkte sich nur noch mehr, als ich einen sozialen Berufsweg einschlug. Nun kam der nächste Trugschluss dazu: Wer sozial ist, ist automatisch extrovertiert. Wer gut mit Menschen kann, kann ja schließlich nicht introvertiert sein, oder? Erst Jahre später stellte ich fest, dass ich mir viele dieser typisch extrovertierten, sozialen Fähigkeiten erarbeitet hatte. Mein Interesse für Menschen, ihre Stärken und Schwächen, ihre Probleme, Krisen und Persönlichkeiten war schon immer da gewesen. Ich habe schon immer gern meine Freundinnen beraten, mit Kindern und später Jugendlichen gearbeitet. Aber den Mut, auf Menschen zuzugehen, vor Gruppen zu sprechen, mit Fremden zu telefonieren und vieles mehr, bedurfte dem Sprung ins kalte Wasser und viel Erfahrung. Ich hatte von Natur aus eine feine Wahrnehmung für soziale Zusammenhänge, aber um damit in sozialen Berufsfeldern bestehen zu können, musste ich immer häufiger so tun, als wäre ich extrovertiert. Sozusagen für kurze Zeit eine Rolle spielen. Heute lobt mich mein Mann dafür, wie versiert ich am Telefon spreche oder Freunde beobachten, wie ich munter mit jemandem small talke. Telefoniere ich deswegen gern? Fällt mir Small talken also leicht? Ganz klar: Nein.

Raus aus der Schublade

Mir bereitet es viel Freude, mich mit Persönlichkeitsmerkmalen und den verschiedenen Charakteren von uns Menschen auseinanderzusetzen. Ich bin der Überzeugung, dass uns ein Verständnis über unsere Unterschiedlichkeit dabei helfen kann, einander besser zu verstehen, Vorurteile aufzuklären und letztendlich einander besser zu lieben. Momentan lese ich das Buch „Die leisen Weltveränderer – von der Stärke introvertierter Christen“ von Debora Sommer und setze mich verstärkt mit dem Unterschied Introvertiert/Extrovertiert auseinander. Dadurch fällt mir immer häufiger im Alltag auf, wenn sich verschiedene Verhaltensweisen meinerseits auf meine Introversion zurückführen lassen. Und doch zeigt sich jede Introversion, jede Extroversion auch auf verschiedene Weise und nicht zwingend dauerhaft.

Ich bin ein introvertierter Mensch. Nicht immer

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, nicht durchgehend, aber im Grunde meines Wesens schon. Darüber habe ich bereits hier oder hier geschrieben. An diesem Tag auf der Arbeit, als mich meine Arbeitskollegin mit meiner ruhigen Art konfrontierte, habe ich mich einem Klischee gefügt. Doch so sehr würde ich mir wünschen, dass wir einen differenzierteren Blick auf diese Wesenszüge haben könnten. Und noch viel mehr, als dass ich von anderen Leuten in Schubladen gesteckt werde, tue ich es mit mir selbst. Ich will mich selbst möglichst einfach verpacken, damit ich mich möglichst einfach präsentieren kann. Ich habe Angst davor, widersprüchlich zu wirken und den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen. So, jetzt hab ich’s gesagt. Und ich wage zu behaupten, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht.

Einzigartig und komplex

Die Erwartungen anderer nicht als meinen persönlichen Maßstab anzuerkennen, ist ein Prozess in meinem Leben, in dem ich mich schon jahrelang befinde. Und weil mir das Schreiben schon immer geholfen hat, möchte ich nun eine kleine Blogreihe ganz konkret der Thematik Introversion (und Extraversion) widmen. Woran erkenne ich, dass ich introvertiert bin? Warum wirke ich dennoch häufig so extrovertiert? Welche Stärken und Schwächen ergeben sich daraus? Wie gehe ich mit den Schwächen um? Wie stärke ich die Stärken? Diesen und ähnlichen Fragen bin ich in den letzten Jahren auf die Spur gegangen und möchte in den nächsten Blogposts ein paar Antworten mit euch teilen.

Du bist auch introvertiert? Dann hoffe ich, dass du dich dadurch ein wenig mehr verstanden fühlst. Du bist extrovertiert? Dann lade ich dich herzlich ein, mit mir in die Welt der Introvertierten einzutauchen und sie, zumindest aus meiner Sicht, ein wenig kennenzulernen. Du hast keine Ahnung, was davon du bist? Auch super. Vielleicht steckt von beidem ein bisschen in dir und du siehst danach etwas klarer.

Ich glaube, dass Gott jeden Menschen als sehr komplexes, einzigartiges Wesen erschaffen hat. Manche Eigenschaften lassen sich leicht erkennen und benennen, bei anderen muss ein wenig genauer hingeschaut werden. Es ist meine Leidenschaft, in diese Komplexität einzutauchen und sie ein wenig zu entwirren. Bist du dabei?

Constanze

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Wie ich mich mit der Nervosität versöhnte

Mal wieder bereite ich mich auf eine lange Autofahrt vor und mal wieder bin ich furchtbar aufgeregt. Noch lebhaft habe ich die letzte vierstündige Autofahrt im Gedächtnis. Doch ich bin dankbar: Dieses Mal muss ich nicht allein fahren. Dem Navigationsgerät gebe ich eine zweite Chance und das Auto hat mein Schwiegerpapa mit Hilfe der Werkstatt wieder auf Vordermann gebracht. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass unser Karlchen (so heißt unser Auto) nicht mehr Jahrzehnte unter uns weilen wird. Und zugleich frage ich mich, inwieweit ich es mit meinem Umweltbewusstsein vereinbaren kann, ein Auto zu besitzen, wenn ich meist andere Verkehrsmöglichkeiten nutzen könnte. Doch für dieses Wochenende sind die Reifen aufgepumpt und die Batterie ist gewechselt – es kann losgehen.

2018 – das Jahr der Aufregung

Und dennoch bin ich aufgeregt. Ich wusele durch die Wohnung und obwohl ich kaum packen muss, verbringe ich den Großteil des Tages damit. Eigentlich wollte ich auch putzen, doch das rutscht auf der Prioritätenliste nun doch nach unten. „Ich bin so aufgeregt!“, verkünde ich meinem Mann am Abend zuvor und springe hippelig durch sein Arbeitszimmer.

2018 hatte ich inoffiziell unter das Motto „umsetzen“ gestellt. In den Jahren zuvor hatte ich sehr viel über mich selbst nachgedacht und darüber, wohin mich mein Weg beruflich führen sollte. Ich hatte unkonventionelle Entscheidungen getroffen und mich geradewegs in die sogenannte „Quarterlife Crisis“ manövriert. Ich hatte Jobs begonnen und beendet und war für manch einen wohl zum lebenden Beispiel für eine junge Frau in den Zwanzigern geworden

, die nichts mit ihrem Leben anzufangen weiß. Und ich gebe zu, aus reiner Erklärungsnot heraus, stellte ich es hin und wieder selbst so dar, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. Zum Jahreswechsel 2017/18 hatte ich das Gefühl, dass sich das viele Nachdenken allmählich ins Umsetzen verwandelte. In gewisser Weise existierte ein Plan, den mein Mann und ich guten Gewissens gemeinsam angehen konnten.

Doch nun

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, gen Ende dieses Jahres, möchte ich dieses Wort um ein zweites ergänzen: „Aufregung“. Nervosität. Panik. Im Jahr 2018 hat mein Herz schätzungsweise so viele Schläge gezählt wie in dem Jahr, als ich meinen Mann kennen lernte. Immer wieder gab es Anlass für Nervosität. Ich weiß nicht, wie oft ich bei meinem Mann ins Zimmer platzte und verzweifelt quietschte: „Ich bin schon wieder aufgeregt! Wann hört das endlich auf?“

Verschiedene Arten der Aufregung

Es gehört zu meiner Persönlichkeit dazu. Und wenn ich von Aufregung rede, meine ich Nervosität, Angst und alles dazwischen. Ich meine die ganze Bandbreite an Gefühlen, die mich vor einem wichtigen Ereignis durchfluten könnte. Während andere das Leben nehmen, wie es kommt, spiele ich es in Gedanken prophylaktisch durch. Ich weiß, dass es wenig Sinn ergibt und ohnehin vieles anders läuft als gedacht. Ich vergegenwärtige mir auch nicht ausschließlich die negativen Möglichkeiten. Ein großer Teil meiner Aufregungs-Vorbereitung besteht darin, mich neutral jeder Situation zu wappnen. Mein Kopf ist nicht auszuschalten und ich habe begonnen, diesen Zustand zu akzeptieren. Die entscheidende Frage ist, was ich daraus mache.

Noch deutlich habe ich eines meiner Bewerbungsgespräche in den letzten Jahren vor Augen. Ich hatte zuvor furchtbare Angst. Dieser Form der Aufregung konnte ich nichts abgewinnen. Der Job, der mir möglicherweise bevorstand, rief keine Vorfreude in mir hervor. Ich hatte mich beworben, weil es das ist, was man nach dem Studium macht: Man bewirbt sich. Irgendwo. Man will einen Job. Irgendeinen. In dem Moment hatte ich funktioniert, aber mein Herz an der Garderobe abgegeben. Ich wollte beruflich voranschreiten und hatte geglaubt, dies ohne Leidenschaft tun zu können. Daraus resultierte Aufregung, in der ich keinerlei Freude finden konnte.

Diese Art der Aufregung kenne ich ebenso aus meiner Schulzeit. Einen Vortrag über die chemischen Zusammenhänge von Fetten halten, den Citratzyklus vorstellen oder eine Kurvendiskussion erklären? Heute kann ich darüber lachen, aber damals bereiteten mir solche Themen und der Druck, sie vor der Klasse präsentieren zu müssen, eine ähnliche Angst.

Dankbar für positive Aufregung

Wenn ich auf das Jahr 2018 zurückschaue (was ich unverschämterweise bereits im November tue) könnte ich nicht dankbarer für all die ängstlichen Nervositätsmomente sein. All die Momente, in denen mir das Herz aus der Brust sprang und ich unnötig viele Gedanken an bevorstehenden Aktionen, Aufgaben, Reisen oder ähnliches verschwendete. Denn sie hatten, im Gegensatz zu dem Bewerbungsgespräch oder den Vorträgen in der Schule, alle eines gemeinsam. Nachdem ich zu meinem Mann sagte „Ich bin so aufgeregt!“ fügte ich hinzu: „Aber ich freue mich.“

Jedes Mal, wenn mir das bewusst wurde, konnte ich die Aufregung ein kleines bisschen besser ertragen. Sie verwandelte sich in einen hüpfenden, bunten Flummi, der fröhlich und ein wenig unkontrolliert vor sich hin sprang und nicht zu stoppen war. Das „umsetzende“Jahr konnte nicht anders, als diese Aufregung mit sich zu bringen, da ich Dinge umsetzte, die ich liebte. Und so wurde jeder Flummi-Moment zu einem Dankbarkeits-Moment. Jedem Zweifel (‚Ich weiß nicht, ob ich das gut machen werde‘) folgte Zuversicht (‚Aber ich weiß, dass ich das machen soll.‘) Mein Herz schlug schnell, aber es sagte Ja zu all diesen aufregenden Dingen, die ich tat. Es fühlte sich berufen, hin und wieder einen großen Sprung über einen beängstigenden Graben zu wagen. Es fühlte: Gott geht mit.

Mein Ziel ist nicht, ein unentwegt tiefenentspannter Mensch zu werden. Mein Ziel ist, unruhig zu sein bei dem Gedanken an all die Dinge, die ich liebe. Und dann packe ich diese Unruhe und verwandle sie in positive Energie. Energie, die mir hilft, mutig etwas anzugehen, vor dem ich sonst zurückschrecken würde. Ja, ich möchte sogar bewusst nach dieser Unruhe suchen. Sie zu überwinden wird mir helfen, hin und wieder auch die Form von Aufregung am Kragen zu packen, die ausschließlich mit Angst verbunden ist. Denn solche Momente wie damals in der Schule wird es wohl auch weiterhin geben.

Und so fuhr ich voller Unruhe und Freude an diesem Wochenende zu einem Treffen mit anderen christlichen Bloggerinnen. Karlchen spielte mit und ich erlebte die Krönung meiner aufregenden Erlebnisse in diesem Jahr. Ich durfte mich unsicher auf den Weg machen und ermutigt zurückkommen. Ich durfte unruhig und aufgeregt sein, solang ich trotzdem in dieses Auto stieg und mich auf etwas Neues einließ. Etwas Neues, zu dem mein Herz laut und deutlich Ja sagte.

Ich wünsche auch dir, dass du diese Momente findest und vor der Aufregung nicht zurückschreckst. Sag ihr fröhlich hallo. Und dann stürze dich ins Geschehen.

Constanze

Veröffentlicht in Lifestyle, Persönlichkeit

Live like a Girl: Das Beste rausholen durch Wissen?

(Autorin: Anne von AhnertDesign)

Frau sein bedeutet, dass unser Körper anders funktioniert als der der Männer. Das zu negieren bringt uns an unsere Grenzen, was meint ihr? Und dass unser Körper anders tickt, wirkt sich auf unsere Psyche, Gefühle und unsere Art zu Denken etc. aus. Manchmal denke ich darüber nach, wie ein Mann wohl ohne die zyklische Lebensweise seine Stimmungen und Energie wahrnimmt und einsetzt. Aber dafür bin ich zu wenig Expertin auf diesem Gebiet. Was das Leben als Frau betrifft kenne ich mich dafür ein wenig aus.

Seit einer Weile folge ich auf Instagram der Bloggerin Phylicia Masonheimer. Sie erklärt dort nicht nur die Bibel auf fundierte und praktische Weise

, sondern gibt auch Tipps für ein starkes Frausein, eine erfüllte Ehebeziehung ohne das perfekte Gegenüber und für hormonelle Ausgeglichenheit als Frau. Sie bezieht sich auf das Buch „Woman Code“ von Alisa Vitti (www.floliving.com). Diese wiederum gibt jede Menge Tipps für Frauen weiter, die ihren Zyklus, die sich wiederholenden vier bis fünf Wochen, besser verstehen und das Beste aus sich herausholen möchten. Dafür hat sie auch die App my flo entwickelt, die ganz günstig im AppStore erhältlich ist und die vier Zyklusphasen auf die spezifische Frau abstimmt. Ich mache dafür Werbung, unbezahlt, weil ich selbst sehr dankbar für die Erkenntnisse bin, die ich daraus gewinne. Bei Interesse schaut sie euch doch mal an!

Mich fasziniert im Prinzip vor allem, dass der Körper so wunderbar von Gott geschaffen und darauf ausgerichtet wurde, potentiell Kinder zu bekommen. Und dass das ganze Frausein durchwirkt ist von den jeweiligen Hormoncocktails, die bestimmte Symptome im Körper auslösen. Übt man zur richtigen Zeit eine bestimmte Sportart aus, ernährt sich entsprechend des spezifischen Nährstoffbedarfs und gibt sich Raum für soziale Kontakte oder Ruheinseln, dann kann frau bewusster in diesem Rhythmus leben und sich dabei womöglich auch recht wohl fühlen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Körper nicht durch künstlich zugeführte Hormone wie durch die Pille durcheinander gebracht wird. Unter der Voraussetzung können wir nicht die natürlichen Vorgänge beobachten und beeinflussen.

Grundsätzlich gilt, dass jede Frau anders ist. Es gibt einen gewissen Prozentsatz an Frauen (20 – 40 %), der die prämenstruellen Symptome (PMS) wahrnimmt oder überhaupt darunter leidet. Wieder andere bemerken nur Rücken- oder Bauchschmerzen, wenn sie dann ihre Tage haben. Eine gewisse Leistungskurve ist vielleicht für alle Frauen über den Monat hinweg zu beobachten? Das muss jede für sich selbst beurteilen. Fakt ist, dass es so mancher Frau weiterhelfen kann, sich besser zu verstehen und ihr diffuses Unwohlsein einer Ursache zuzuschreiben. Und wenn sie das letzte Einhorn in ihrem Umfeld ist, das sich diesbezüglich schlecht fühlt.

Ich selbst habe schon Zeiten erlebt, da war ich ziemlich gebeutelt von Stimmungsschwankungen und habe mich darum gedrückt, zu manchen Zeiten des Monats auf Menschen zu treffen, von denen ich viel halte – weil Freundlichkeit dann nicht gerade zu meinen Stärken zählte. Ja, manche solcher Tage erlebe ich immer noch, aber jetzt weiß ich, dass es okay ist, mich zurückzuziehen, unsozial zu sein, meine Grenzen aufzuzeigen, diese Zeit zum Reflektieren des Status Quo zu verwenden und mich nicht ständig darüber fertig zu machen, dass mich unfreundliche Gedanken dominieren. Der Druck, bestenfalls ausgeglichen und fröhlich, aufgeschlossen, wohlwollend und geduldig sein zu müssen, auch wenn meine Hormone mir das gerade sehr erschweren, stimmt mich eindeutig missmutiger als wenn ich diese Phase als normal annehme. Ich brauche eine extra Portion Gnade und mein Mann oft ein besonders dickes Fell. Oft hilft es auch da, wenn ich ihm kurz mit den drei Buchstaben „PMS“ eine Erklärung anbiete. Was ich echt spannend und witzig finde: Die oben genannte App lässt sich sogar mit dem Partner synchronisieren, sodass er benachrichtigt wird, in welcher Phase sich seine Frau gerade befindet und wie er damit umgehen sollte.

Neben den negativen Effekten der Hormone, die man wohl nach und nach durch eine Umstellung des Lebensstils (Sport, wenig oder keinen Kaffee, genügend Schlaf, viel Gemüse, Supplementierung bestimmter Nährstoffe, …) auch lindern kann, sind sie vor allem in der ersten Zyklushälfte ein natürlicher Booster für vorwiegend den sozialen Umgang und die Beziehung zum Partner. Während frau zur PMS-Zeit vielleicht etwas grumpy unterwegs ist, ist sie hier anhänglich und flirty. Die beste Zeit auch, um Freunde zu treffen, neue Herausforderungen anzugehen, Bewerbungsgespräche zu führen etc. Was die Produktivität betrifft, kann man gar nicht so klar in dieses Schwarzweiß der Zyklushälften unterscheiden, denn laut der App gibt es viele verschiedene Stärken der jeweiligen Konzentration – von der Planung neuer Projekte Buy Ciclonal Doxycycline , über die Abstimmung mit anderen, bis zum fokussierten Vervollständigen von Aufgaben und der Reflexion von Stärken und Schwächen. Sogar das Verhandeln von Gehaltserhöhungen u.ä. kann man einplanen. Da ist also bei einer gesunden Frau fast immer einiges an Produktivität vorhanden, wenn sie aus den jeweiligen Vollen schöpft und sich traut, vor sich und anderen zu ihren Grenzen zu stehen. Das ist nicht immer so leicht, wenn man angestellt ist (- ich bin selbstständig -), aber vielleicht könnt ihr das ja mal im privaten Rahmen testen – in der Hausarbeit, im Ehrenamt, der Gemeinde, Hobbys oder Aktivitäten mit den Kindern, eurem Partner oder Freunden …

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf ein paar zweifelnde Gedanken eingehen. Zum Einen: Dieses Denken soll keine Einschränkung sein, sondern Potential freilegen. Und als Christ denke ich auch, dass wenn wir uns unserer momentanen Schwächen bewusst sind, Gott in unserer Schwachheit stark sein wird, wenn wir ihn darum bitten.

Zum Anderen: Ich muss zugeben, mich hat das Prinzip von der App, die mir jeden Morgen sagt, worauf ich mich einstellen kann, immer mal an ein Horoskop – für Frauen – erinnert. Da ich von Horoskopen nichts halte und ich mich von ihrem Urteil nicht abhängig machen möchte, versuche ich die Aussagen der App meistens mit dem Halbsatz im Hinterkopf zu lesen „wenn Gott will“ oder auch „aber mit Gott“. Außerdem sehe ich es als eine Dokumentation der Vorgänge im weiblichen Körper und darf dabei den Schöpfer bewundern! Ähnlich wie bei einer App, die einer werdenden Mutter zeigt, wie sich das Kind in ihrem Bauch entwickelt, kann ich erahnen, was sich gerade in mir selbst verändert.

Vielleicht denkst du auch, dass es sinnlos ist, zu wissen, wie man gerade am besten funktioniert, ohne dass die anderen Leute es wissen, mit denen man zu tun hat. Ich denke aber, besonders mit dem Partner ist Kommunikation dann wichtig. Und was andere Menschen betrifft, mit denen der Umgang dann vielleicht schwieriger ist oder deren Erwartungen man nicht so gut wie sonst erfüllen kann – die müssen nicht immer eine Erklärung bekommen. Es reicht, wenn ich selbst weiß, dass ich gerade nicht gegen mein Frausein ankämpfen muss und wenn ich mehr Rückzug brauche, mehr zuhöre als rede, versuche mir das zu ermöglichen. Die eigenen Grenzen kann frau auch in Liebe aufzeigen, in respektvoller Freundlichkeit. Zumindest ist das ein Lernprozess. Und bei all der Selbstfindung bleibt es wichtig, dass wir uns nicht in uns selbst verlieren und nur noch egoistisch auf unsere eigenen Bedürfnisse schauen. Davon können mindestens die Mütter unter euch ein Lied singen, nicht wahr? Aber schaut mal, was es für einen Unterschied macht, wenn ihr mehr über eure natürlichen Gefühle und Reaktionen Bescheid wisst!

Danke, dass ihr bis zum Schluss dran geblieben seid und viel Spaß beim Entdecken –

Anne

Veröffentlicht in Gedanken, Persönlichkeit

Kinder, Kinder – Verheiratet, und jetzt?

Ein bisschen aufgeregt bin ich, aber ich bin mir sicher, das Gefühl der Gewohnheit schleicht sich nach und nach wieder ein – an der Tastatur sitzt heute nämlich nicht Constanze, sondern Anne. Ich habe selbst ca. 7 Jahre gebloggt (Nov. 2010 – Jan. 2018) und meinen Blog nach meiner Studentenzeit dann immer mehr zurückgestellt. Jetzt ist www.anny-thing.de nicht mehr aktiv, aber meine Freude am Schreiben ist nach wie vor da und ich habe mich nach dieser Ausdrucksform echt ein bisschen gesehnt. Die Idee, in Constanzes Blog einzusteigen, kam mir vor Kurzem, denn ich mag ihre Art zu schreiben, ihre Themen beschäftigen mich auch, wir sind beide aus dem Osten Deutschlands, im selben Alter und haben uns bei der Leipziger Buchmesse dieses Jahr kennengelernt. Da habe ich auch erfahren, dass sie diesen Blog bereits mit einer Freundin gegründet hatte und so war die Hemmschwelle für mich nicht so hoch.

Was uns ebenfalls verbindet, sind drei Jahre Eheerfahrung – bisher ohne Nachwuchs. Mein Mann und ich waren vor unserer Hochzeit schon einige Jahre ein Paar, aber noch so junge Studenten, dass wir uns erst mal selbst finden mussten. Inzwischen haben wir viel erlebt und ein Zusammenleben etabliert, das sich für mich nach Zuhause anfühlt. Wir streiten immer noch über Kleinigkeiten, wie die Unordnung des anderen oder die Frage, ob es wirklich schon wieder Schokolade geben muss; wir diskutieren über gesellschaftliche Themen und ergänzen uns nicht nur charakterlich immer besser, sondern auch, was Planung, Haushalt und Arbeit betrifft. Wenn Sätze von meinem Mann fallen wie heute nach dem Kauf neuer Möbel: „Wir haben uns heute echt gut ergänzt!“, dann geht mir still und heimlich das Herz auf. Da hat sich etwas in den Ehejahren entwickelt, das ich nicht missen möchte. Und bis es zum Vorschein kam, haben wir anhand von vielen Lektionen einiges lernen dürfen.

Im Nachhinein klingt es in meinen Ohren immer recht amüsant, welche Pannen wir bereits zusammen erlebt oder welchen Frust wir geteilt haben, den uns der jeweils andere eingebrockt hat. Angefangen bei harmlosen Dingen wie dem Blitzer zur Standesamtlichen Hochzeit (ach ja, ein Rotblitzer …), dem Geschirrbruch beim Einzug meines Liebsten, dass wir beide unsere Masterarbeiten zeitlich ziemlich überzogen und uns in dieser Zeit mit Nebenjobs über Wasser hielten, unglücklich falsch gewaschenen Wäschestücken bis zum selbstverschuldeten Wasserschaden, Beerdigungen und einem Autounfall …

Die Beerdigungen der Großeltern waren natürlich nicht selbstverschuldet, aber sie haben uns noch einmal neu gezeigt, dass in und durch all das Alltagschaos, das sich langsam sortiert und zu einem geregelten Leben wird, es nun langsam an uns liegt diese unsere Welt zu gestalten. Jede dieser Herausforderungen – vielleicht ein paar in jedem Quartal – haben uns fast unbemerkt reicher an Erfahrungen, reifer im Umgang miteinander und dankbarer Gott gegenüber gemacht. Dankbar für die Erfindung der Ehebeziehung, die bildlich gesprochen so tiefe Wurzeln schlagen kann, stabiler wird und Frucht trägt, um auch anderen ein Segen zu sein. Wie wertvoll ist es, den Glauben nicht aufzugeben und geduldig zu sein, auch wenn man merkt, dass man eigentlich unterschiedlich tickt und sich Harmonie oft erkämpfen muss. Es lohnt sich, denn wir merken, was zu unserem Charakter gehört und wobei wir uns inzwischen auch aufeinander einspielen.

Oh, ihr heiratet! Kriegt ihr dann jetzt Kinder?

Gemeinschaft

Es gibt Paare, die heiraten, weil sie Kinder bekommen wollen. Oder weil sie Kinder haben. Oder obwohl sie noch keine bekommen möchten. Möglicherweise ist unsere Generation da inzwischen anders als die Christen vor uns, denn ich merke, dass es auch in Gemeinden immer wieder Paare gibt, die sich mit diesem Thema Zeit lassen. Und ehrlich gesagt merke ich bei mir, dass ich Kinder wunderbar finde, vor allem wenn ich sie persönlich kennenlerne. (Wunderbar und anstrengend, beides.) Dass die Vorstellung von einem eigenen Baby faszinierend ist und dass ich mich immer wieder vor YouTube-Geburtsberichten wiederfinde, die von Grusel- bis Traumgeschichten alles bieten. Ich schaue mir Familien-Vlogs an, sauge die Erfahrungen meiner Mama-Freundinnen auf, beschäftige mich mit Hormonen und arbeite daran, unnötigen Ballast (körperlich und seelisch) abzuarbeiten (frei nach dem Motto: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Johannes 3,30).

Das Umfeld hat einen immensen Einfluss – das habe ich gemerkt, als gleich mehrere Freundinnen ihre Schwangerschaft verkündeten und ich ihre Babys tragen durfte. Ein großes kleines Glück war das. Jetzt sehe ich die Kinder aufwachsen und staune über die unterschiedlichen Phasen, die jedes Kind durchläuft – und dass jede einzelne Phase für sich gesehen spannend ist. Und trotzdem sind wir noch damit beschäftigt, beruflich Fuß zu fassen, unsere Wohnung in dieser und jener Ecke auszusortieren, eine Meal Planning-Routine zu entwickeln und Sport in den Alltag zu integrieren. Wir versuchen die Bibel in 2 Jahren zu lesen, all den Büchern, die seit Jahren verstauben ebenfalls endlich Aufmerksamkeit zu schenken, Aufgaben in der Gemeinde zu übernehmen, Freundschaften mit Singles und Ehepaaren ohne Kinder zu pflegen. Letzteres ergibt sich ganz von selbst, denn Zeit wird zu einem so kostbaren Gut, wenn man entweder Vollzeit arbeiten geht oder Eltern wird.

Die regelmäßigen Treffen mit Mama-Freundinnen waren diesen Sommer vor allem durch eine feste Routine (alle zwei Wochen und mit Kind) möglich oder durch große Spontanität von beiden Seiten für zum Beispiel Spaziergänge in der Stadt. Aber Fakt ist, wer Kinder hat ist gefühlt mehr Familie als ein Paar ohne Kind – oder erlebt ihr das vielleicht anders? Je nach Familie bleibt man offen für Gemeinschaft mit anderen oder man zieht sich in die kostbare Drei-, Vier-, Fünfsamkeit zurück, weil man da etwas Neues geschaffen hat, das sich so schnelllebig verändert und Zeit und Aufmerksamkeit braucht. Singlefreunde und Paare ohne Kinder sind dann eine wertvolle Ergänzung der eigenen Paar-Familie. Denn wie ich heute in einem Podcast (Dear Daughters) gehört habe, ist ein Paar bereits eine vollwertige Familie. Ich mag diese Ansicht, denn so können wir schon eine Familienkultur schaffen, auch wenn wir uns noch nicht für Kinder bereit fühlen. Wir können den langsamen Prozess annehmen, den wir für Veränderung benötigen – nicht mit herumsitzen und abwarten, sondern mit echten Menschen, ihren Erfahrungen, mit Kindern, die wir mit Zeit und Liebe beschenken dürfen, mit Ideen, die wir anpacken, mit Wertesystemen und Routinen, die wir festigen.

Ich bin mir sicher, es gibt da draußen viele, viele Paare, die ungeplant wundervolle Kinder bekommen, die ihr Leben chaotisch machen und gleichzeitig unfassbar bereichern. Paare, die gerade daran wachsen und die herausfinden, wie viel in ihnen steckt, wie sehr Gott die schwere Arbeit übernimmt und ihnen die Kraft für jeden einzelnen Tag verleiht. Ich möchte euch ehren für die tolle Arbeit, die ihr macht! Und gleichzeitig möchte ich Paare wie uns und die ungewollt Kinderlosen stehenlassen

, wie sie sind und nicht geringer schätzen, denn auch sie sind Familie und haben Aufgaben, sich entfaltendes Potential und Gemeinschaft. Und solltet ihr euch, als Familie mit oder ohne Kindern nach der Gemeindefamilie sehnen, weil ihr sie vermisst, dann schaut euch um nach den Menschen, die für euch ein Teil der Familie werden können und wollen. Nicht nur Kinder brauchen ein Dorf, wie ein afrikanisches Sprichwort sagt, auch Erwachsene wünschen sich eine Heimat. Ergänzung, Fürsorge, Humor, Herausforderung und Ermutigung. Das ist ein Boden, der uns vorbereitet auf Menschen, die Gott durch uns neu ins Leben ruft, auf die Kinder der Zukunft und auf Projekte und Ideen, die die Welt oder unseren Ort ein bisschen verändern und Gottes Gegenwart auf die Erde bringen.

Vielleicht bis zum nächsten Mal, wenn ihr wollt –

Anne

Veröffentlicht in Gedanken, Glauben, Persönlichkeit

Die gesunde Mitte… oder: Wie bleibe ich fest im Sattel sitzen?

Was für ein frustrierender Abend!, denke ich. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch irgendetwas Produktives zu machen. Etwas für meinen Blog oder Sport oder diese eine E-Mail, die ich schon längst hätte schreiben müssen. Stattdessen komme ich später nach Hause als gedacht und kämpfe eine geschlagene Stunde gegen den Laptop an, der sich nicht aufladen lässt, weil alle Kabel nicht funktionieren. Jetzt liegen hier drei verschiedene Kabel und Netzteile herum. Der Anblick macht mich ganz verrückt. Und nun ist es schon so spät, dass ich ins Bett muss, weil es morgen wieder früh los geht. Toll.

Zum Glück ist mein Mann für ein kleines Krisengespräch zu haben (und natürlich auch für die Lösung des Laptop-Kabel-Problems). Ich erzähle ihm, dass ich frustriert darüber bin, dass ich meine Vorhaben nicht einhalten kann. Heute geht es mir dabei um meinen Blog. (Aber die gleiche Problematik kann sich ebenso um andere Vorhaben in meinem Leben drehen – Setz hier einfach das ein, was dich beschäftigt und manchmal stresst.) Vor einigen Monaten hatte ich mir fest vorgenommen, mindestens einmal in der Woche, am Donnerstag, etwas zu posten. Eine Zeit lang ist mir das sehr gut mit wenigen Ausnahmen gelungen. Ich hielt es für eine gute Idee, weil ich meinen Blog zu einer Priorität machen und eine gewisse Disziplin einkehren lassen wollte.

Nun ist es mir drei Wochen lang nicht gelungen, meine Donnerstags-Deadline einzuhalten. Ich ärgere mich über mich selbst und frage meinen Mann, ob es denn überhaupt Sinn macht, sich Vorhaben zu setzen. Wenn ich mit irgendeiner Sache voran kommen und mich weiterentwickeln möchte sind Vorhaben doch nötig, oder? Aber wenn ich sie nicht konsequent einhalten kann… was bringt das schon? Seine Antwort ist simpel und eigentlich logisch: „Vorhaben sind schon sinnvoll, aber es ist eben nicht so schlimm, wenn es mal nicht klappt.“ Und genau hier liegt mein Problem.

Ich scheine manchmal nicht die gesunde Mitte zu finden, sondern auf einer Seite des Pferdes herunterzufallen. (Hier habe ich bereits ein wenig darüber geschrieben.) Da ist die eine Seite, die produktive: Ich bin begeistert von etwas. Ich habe eine Idee. Ich lege los. Ich habe Spaß dabei und komme voran. In diesen Zeiten blühe ich auf und fühle mich so richtig lebendig. Meine Vorhaben sind ein wenig überambitioniert, aber das bemerke ich nicht. Doch dann kommt er plötzlich, der Einbruch: Aus irgendeinem Grund komme ich nicht so diszipliniert voran wie am Anfang. Vielleicht habe ich weniger Zeit oder ich fühle mich nicht so gut. Ich halte eine mir selbst gesetzte Deadline nicht ein oder bin nicht so schnell, wie ich es mir wünsche – und plötzlich steht alles still. Es gibt nicht nur eine kurze Pause, einen kleinen, verschmerzbaren Durchhänger. Ich bin so frustriert, dass ich die Sache komplett hinterfrage. Dann bleibt es beispielsweise nicht nur bei der einen Woche ohne Blogpost. Aus dem kleinen Inspirationsloch wird ein ganzes Gedankenkarusell: „Warum mache ich das eigentlich? Sind alle anderen nicht eh besser? Dieser Blogger postet doch auch jede Woche etwas! Ich muss dran bleiben, sonst kann ich gleich aufhören.“ Ich bin auf der anderen Seite des Pferdes heruntergefallen. Und die Inspiration für neue Ideen ist noch tiefer in den Keller gesunken. Diese gedankliche Barriere geschieht mir nicht nur beim Bloggen. Es sind immer mal andere Bereiche meines Lebens, in denen ich mich zu sehr unter Druck setze und nicht die gesunde Mitte finde.

Die große Frage ist: Warum mache ich das?

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Klar, wenn ich ein wenig in der Vergangenheit wühlen würde, könnte ich vielleicht eine passable Antwort finden. Oder in diversen Persönlichkeitstest. Perfektionismus hat sicherlich eine Menge damit zu tun. Angst, zu versagen. Das Bestreben, Anerkennung zu finden durch das, was ich tue. Vergleiche mit anderen, die Ähnliches tun. Die Ungewissheit, ob ich mein Ziel jemals erreichen kann. Okay, vielleicht habe ich eine kleine Ahnung, warum… Auffällig ist auch, dass dieses Problem nur meine selbstgesetzten Ziele betrifft. In der Schule zum Beispiel habe ich gehorsam meine Soll’s erfüllt und kein Problem damit gehabt, Abgabetermine einzuhalten. Doch sobald ich mit dem Herzen bei einer Sache bin, steigt die Motivation ebenso wie die Versagensangst. Angst zeigt in diesem Fall, dass mir etwas wichtig ist. Die Frage, die also noch größer ist, lautet:

Was mache ich damit?

Was mache ich mit dieser Barriere, die ich mir regelmäßig selbst in den Weg stelle, obwohl ich ganz locker mit meinen Zielen und Vorhaben umgehen könnte? Wo ist sie, die gesunde Mitte: produktives Vorangehen ohne mich selbst unter Druck zu setzen und mich von meiner Versagensangst lähmen zu lassen?

Ich glaube, ich finde diese gesunde Mitte nicht in mir selbst, denn ich selbst stehe mir ja im Weg. Ich selbst bin es, die mich unter Druck setzt und mich mit anderen vergleicht. Das macht niemand anderer. Ja, ich kann meine Gedanken in gewisse Richtungen lenken und kontrollieren. Aber ehrlich gesagt: meine Gedanken gleichen manchmal einer ungezähmten Herde an Pferden, die wild durch die Gegend galoppiert…

Und das führt mich zu der Frage: Was genau bedeutet es, Gott zu vertrauen? Denn es ist schnell gesagt: „Ich vertraue darauf, dass Gott alles gut machen wird.“ Aber was bedeutet es, das zu leben? Da habe ich noch einiges zu lernen. Besonders dann, wenn ich mich zu sehr unter Druck setze. Vertraue ich wirklich in Gott, wenn ich in tiefe Frustration verfalle, nur weil ich es ein paar mal nicht geschafft habe, eine selbst gesetzte Deadline einzuhalten? Müsste dieses Vertrauen nicht auch beinhalten, dass ich daran glaube, dass Gott mich aus meiner Unproduktivität wieder herausholen kann? Nur weil ich unproduktiv bin bedeutet es nämlich nicht, dass ich das falsche Ziel verfolgt habe. Es bedeutet nicht, dass ich versagt habe und die Sache hinschmeißen kann. Gott ist nicht von meiner Menge an Inspiration abhängig. Darauf kann ich vertrauen.

Bedeutet dieses Vertrauen also

, dass ich Gott alles machen lasse und mich zurücklehne? Da ist er: Der Trugschluss. „Okay, Gott, ich sehe nun, dass ich das allein nicht gebacken kriege. Jetzt mach du mal und ich geb es erst einmal auf.“ Das ist kein Vertrauen. Denn dahinter steckte ein: „Ich habe keine Lust mehr. Ich habe Angst. Ich lasse es lieber gleich.“ Wenn ich gar nicht erst in Bewegung bin, habe ich auch nichts, das ich Gott anvertraue. Wenn ich komplett aufhöre zu schreiben, nur weil ich an einem Donnerstag nichts gepostet habe, bringt mich das nicht weiter.

Wie also bleibe ich fest im Sattel sitzen?

Es gibt drei Punkte, die ich mir erneut bewusst machen möchte:

  1. Gott wird mich ans richtige Ziel bringen. Er lässt mich nicht einfach vor die Wand rennen oder eine Schlucht herunterfallen. Er sieht meine Träume und Herzensanliegen. Er sieht meine Motive und weiß, was gut ist. Er kennt das richtige Timing. Darauf darf ich vertrauen. Egal, ob mir Inspiration, Zeit oder Lust fehlt. Das ist mein Fundament, auf dem ich aufbaue. Der bequemste Sattel, in den ich mich setzen kann.
  2. Ich gebe das, was ich habe. Schritt für Schritt. Nicht mehr und nicht weniger. Simpel, oder? Und doch ist es manchmal so schwer. Menschen sind zu oft versucht, sich zu verausgaben und auszubrennen – oder in Lethargie zu verfallen, aufzugeben und zu resignieren. Keiner dieser beiden Zustände ist gesund. Doch wenn ich Gott Schritt für Schritt das zur Verfügung stelle, was ich jetzt gerade habe (die Zeit, die Kraft, die Ideen), kann er den Rest machen. Dann kann er genau das vollbringen, was das beste ist. Ja, er kann sogar Dinge vollbringen, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe.
  3. Meine Schritte dürfen klein, machbar und konkret sein. Sie dürfen es nicht nur, sie sollten es sogar. Nur so kann ich sicherstellen, dass ich mich nicht selbst überfordere und trotzdem in Bewegung bleibe. Besonders gut tut es mir außerdem, wenn ich diese Schritte mit anderen bespreche. Projekte, die ich gemeinsam mit anderen angehe sind interessanterweise eher selten von meinem Problem, mich selbst unter Druck zu setzen, betroffen. Ich bleibe dabei nämlich nicht nur in meinem eigenen Kopf, sondern erarbeite realistische Ziele gemeinsam mit anderen. Gutes Teamwork ist genial! Und wenn ich etwas allein erreichen möchte, habe ich dennoch ausgewählte „Berater“ an meiner Seite.

Und zu guter Letzt noch einmal: Vorhaben sind okay. Ja, wirklich! Sie können uns fördern und voranbringen. Doch wenn Gott mir leise zuflüstert, dass diese Woche etwas anderes höhere Priorität hat als mein Blog-Beitrag dann ist das schlicht und ergreifend auch okay. Gott möchte, dass ich frei bin und mich von nichts versklaven lasse. Auch – ja besonders – nicht von mir selbst.

Constanze

(Photo by Sean Pollock)

Veröffentlicht in Persönlichkeit

Introvertiert und Introvertiert gesellt sich gern…

Vor kurzem haben mein Mann und ich uns den Dokumentar-Film „Expedition Happiness“ angeschaut. (Dass ich ständig von Dokumentar-Filmen schreibe und rede liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie sehr mag. Sorry.) Schon als wir den Trailer im Kino gesehen haben, waren wir begeistert: Ein junges Paar geht auf Reisen, von Nord- bis Südamerika, mit einem umgebauten amerikanischen Schulbus, Hund, und weitestgehend ohne Plan. Sie Entdecken die Schönheit der Natur, kämpfen mit technischen Schwierigkeiten, kulturellen Herausforderungen, erfahren Gastfreundschaft und lernen Neues – nicht zuletzt über sich selbst. Mein Mann und ich sind fasziniert von Menschen, die einfach das machen, wovon sie begeistert sind. Die Risiken eingehen, weil sie von etwas überzeugt sind. Auch hier sind wir wieder erstaunt: Wow, die beiden ziehen das einfach durch! Sie investieren eine Menge Geld in den Bus, bauen ihn komplett selbst um und fahren einfach los – ohne zu wissen

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, ob sie über die Grenze kommen, ob der Hund die ganze Reisesache mitmacht und so weiter. Dann denken wir ganz unwillkürlich: „Man, wie cool! Warum machen wir sowas eigentlich nicht?“ Wir sind uns einig, dass wir dazu nicht in der Lage wären. Früher waren wir dann ein wenig traurig und dachten, dass wir schlicht nicht mutig genug sind. Heute sehen wir es ein wenig anders…

Ziemlich genau vor einem Jahr haben mein Mann und ich unseren Urlaub in Griechenland verbracht – unser luxuriösester und wohl auch der schönste bisher. Wir konnten hundertprozentig entspannen, abschalten, Sonne baden, spazieren, essen und co. Eigentlich gab es nur eine Herausforderung in diesem Urlaub: Kommunikation. Nein, keine Sorge, nicht unsere Kommunikation miteinander – sondern die mit dem Personal des Hotels. Noch nie hatten wir in einem so schicken Hotel genächtigt und gespeißt. Damit ging allerdings auch einher, dass gewisse Sitten und „Regeln“ herrschten, die uns nicht unbedingt geläufig waren. Keine Frage: Es hat Spaß gemacht, sich für jedes Abendessen schick zu machen, Rotwein zu trinken und zivilisiert mit Kerze auf dem Tisch einander gegenüber zu sitzen. Die Angestellten waren alle sehr freundlich und herzlich. Von einem „steifen“ Hotel kann nicht die Rede sein. Doch woher soll man zum Beispiel wissen, dass man den Wein erst einmal kosten muss, bevor man ein ganzes Glas eingegossen bekommt? Mein Mann bekam einfach einen Schluck eingeschenkt und der Kellner wartete ab. Zum Glück begriff er schnell!

Doch es passierte immer wieder, wenn wir beispielsweise etwas auf der Karte nicht verstanden, an der Rezeption eine Info erfragen mussten oder beim Zimmerservice anriefen, dass wir anfingen darüber zu debattierten, wer dieses Mal dran war, eine möglicherweise dumme Frage zu stellen und Sprachbarrieren zu überwinden. (Okay, im Endeffekt betraf es wohl auch unsere Kommunikation…) Wir taten solche Dinge beide ungern. Und wenn ich allgemein auf unsere Ehe zurückschaue, so ist das diese eine kleine Komplikation, der wir auf Reisen und Ausflügen immer mal wieder gegenüberstehen. Denn nein, wir diskutieren selten darüber, was wir tun wollen – sondern wer die unbeliebte Aufgabe bekommt, mit dem Unbekannten zu sprechen. Am Ende dieses Urlaubs hatten wir fast alles Unbekannte überwunden (bis auf den Spa-Bereich… im Ernst: wer blickt denn da durch, wo man hin muss und was man tun darf? Wir beschlossen, dass wir keine Spa-Menschen sind) und waren uns einige, dass wir unbedingt noch einmal in dieses Hotel fahren müssten – jetzt kannten wir uns schließlich aus! Ja, so sind wir. Und seit diesem Urlaub ist mir auch klar wieso: Wir sind beide introvertiert. Und das ist okay so. Manchmal ist uns das nicht so bewusst, dass das okay ist.

Bereits hier habe ich darüber geschrieben, was es für mich bedeutet, introvertiert zu sein. Und noch immer wundere ich mich manchmal über mich selbst und mein Verhalten. Hin und wieder bin ich versucht zu glauben, dass das extrovertierte Verhalten das „Normale“ wäre, das, was eigentlich alle tun. Dass es normal ist, einfach irgendwo anzurufen ohne Angst zu haben. Dass es normal ist, den Kellner darum zu bitten, ein Gericht auf der Karte zu erklären, auch wenn notfalls dabei Hände und Füße eingesetzt werden müssen. Sich bei einer Veranstaltung mitten ins Geschehen zu schmeißen statt erst einmal beobachtend am Rand zu stehen. Wenn man die Wahl hat, doch immer lieber Zeit mit Freunden und Familie verbringen zu wollen statt mit Kaffee und Buch auf einer Couch. Für viele Menschen ist das normal. Aber für einen introvertierten nicht unbedingt.

Ja, manchmal erweist es sich als kleine Komplikation, dass mein Mann und ich beide so ticken. („Ich dachte, wir hatten eine Vereinbarung: Ich schreibe die E-Mails und Postkarten und du tätigst dafür die Anrufe!“ „Nein, die Vereinbarung beinhaltete nur, dass du die E-Mails und Postkarten schreibst…“) Aber oft ist es auch ein Segen. Denn was wir dadurch besonders gut können ist das sogenannte „Co-Existieren“. So nenne ich es, wenn ich zwar mit jemandem zusammen bin – in der gleichen Wohnung, oder sogar im gleichen Raum – aber jeder sein Ding macht, egal ob arbeiten oder entspannen. Zusammen allein sein, sozusagen. Meinem Mann und mir fällt es nicht schwer, uns gegenseitig den Freiraum zu geben, den wir brauchen. Manchmal kommen wir von einer aufwühlenden Veranstaltung nach Hause und sind uns schnell einig: erst einmal Allein-Zeit. Manchmal entspannen wir dann gemeinsam auf dem Sofa, manchmal schaut der eine aber auch Fernsehen während der andere im Nebenraum ein Buch liest oder (seien wir realistisch) auf dem Handy herumscrollt. Deswegen ist Urlaub machen mit meinem Mann auch so schön. (Co-Existieren funktioniert aber übrigens auch super mit Freunden puttygen , Geschwistern, …)

Doch dann sind sie da wieder: die Vergleiche. Dieses Pärchen ist immer auf Achse! Wie machen die das – die Welt bereisen und bei fremden Menschen übernachten? Und nicht nur als Paar überkommen uns ab und zu die Zweifel. Bin ich nicht widersprüchlich, wenn ich mich immer wieder auch bewusst zurückziehe, irgendwo heraushalte und auf der anderen Seite im sozialen Bereich sehr aktiv bin und ab und zu auch mal vorn oder im Mittelpunkt stehe? Diesem Trugschluss bin ich eine gewisse Zeit lang erlegen. Ich glaubte, dass eine der beiden Seiten wohl künstlich aufgesetzt sein müssten. Dass es nicht „echt“ ist, wenn ich (mal ausnahmsweise) guten Small Talk führe und mich offen und lustig in Gruppengesprächen einbringe. Mein Mann lobt mich immer mal wieder dafür, wie gut und versiert ich am Telefon sprechen würde. Doch ich denke mir: Neeein, dafür will ich nicht gelobt werden… denn es kostet auch Anstrengung.

Doch da ist der feine, aber bedeutende Unterschied: Sozial ist nicht gleich extrovertiert. Sozial kann jeder sein. Dem einen schenkt es zusätzliche Energie, den anderen kostet es ein wenig – und er muss in der Einsamkeit wieder auftanken. Beide können Freude daran haben. Doch wenn es eher niemandem Freude bereitet (wie zum Beispiel unliebsame Behördentelefonate) dann bedeutet es für den Introvertierten trotzdem mehr Überwindung.

Dieser Verwechslung von sozial und extrovertiert begegnen wir auch als Paar immer einmal wieder. Wir haben viele Kontakte, die wir pflegen möchten. Doch unsere persönlichen Grenzen zeigen uns immer wieder, dass Qualität vor Quantität geht. Wir mögen spontane, intensive eins zu eins Gespräche. Wir mögen länger geplante Verabredungen, auf die wir uns einstellen können. Doch ständige Treffen nur um des Treffens willens – weil es „komisch“ wäre, wenn man sich nicht so oft sehen würde – hinterfragen wir manchmal. Wir achten darauf, dass sie nicht dann stattfinden, wenn unsere Energietanks schon fast leer sind, denn dann hätte niemand einen Gewinn davon.

Mir ist erneut bewusst geworden, wie sinnlos es ist sich zu vergleichen. Sowohl als Paar als auch als Individuum. Gott hat uns so unterschiedlich gemacht und das fasziniert mich. Es macht keinen Sinn, wenn mein Mann und ich unbedingt so sein wollen wie das Paar in „Expedition Happiness“ (oder ein Paar im Freundes- und Bekanntenkreis). Denn wenn wir ein wenig tiefer in uns hineinhorchen merken wir schnell, dass wir das eigentlich gar nicht wollen und unsere Berufung eine ganz andere ist. Verschiedene Persönlichkeitsstrukturen sind spannend und ermöglichen so viele verschiedene Talente und Wege!

Und um keine Verwirrung zu stiften: Introvertiert und extrovertiert gesellt sich natürlich auch sehr gern. Genauso wie extrovertiert und extrovertiert. Und ich möchte auch nicht ausschließen, dass Introvertierte auf Weltreise gehen… Wichtig ist, dass wir wissen wie wir selbst, unsere Partner, Familie und Freunde ticken. Denn dann können wir unsere und ihre Bedürfnisse erkennen, auf sie eingehen und Enttäuschungen vorbeugen. Und vor allem: aufhören mit dem Vergleichen.

Constanze

(photo by ranjatm)

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Persönlichkeit

Was geschieht, wenn ich einfach schaue, was passiert?

Es ist Ostermontag. Um ehrlich zu sein, stehe ich diesem Tag ein wenig skeptisch gegenüber – denn ich habe nichts geplant. Das gibt mir einerseits das Gefühl von großer Freiheit und ist gleichzeitig ein wenig beängstigend. Ich kenne mich. Ich brauche diesen perfekten Grad an Beschäftigung: nicht zu viel und nicht zu wenig. Auch im Urlaub und an Feiertagen liege ich nicht gern den ganzen Tag auf der Couch. Ein halber Tag geht gut. Danach springe ich urplötzlich auf und verkünde: „So, jetzt muss ich aber mal was machen.“ Und damit meine ich nicht unbedingt Schwerstarbeit. Ich will nur in irgendeiner Form etwas Produktives, Sinnvolles vollbringen.

Die Feiertage sind so eine Sache. Eigentlich sind sie ja zum Feiern und Gedenken da. Aber ehrlich gesagt habe ich das schon die letzten Tage getan. Und nicht nur das – ich habe in der vergangenen Woche sogar Ausflüge mit meinem Mann unternommen, obwohl ich nicht einmal Urlaub hatte. (Eine schwierige Sachen, wenn man zu unterschiedlichen Zeiten frei hat und dennoch einen Teil der Arbeitszeit selbstständig einteilen kann.) Ich sehe demnach nicht wirklich einen Grund

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, heute noch einmal „Urlaub zu machen“. Also so richtig studiumsmäßig durchstarten? Das fühlt sich am Ostermontag irgendwie auch falsch an.

Und dann kommt mir die genialste, und doch simpelste, Idee: Was ist, wenn ich einfach mal schaue, was passiert? Der ein oder andere wird nun lachen.: „Das mach ich jeden Tag!“ „Was anderes bleibt einem doch gar nicht übrig!“ Doch für mich ist es etwas Besonderes und ich bin aufs Neue dabei zu lernen, was genau es bedeutet. Denn ich habe eine Vorstellung davon, wie meine Tage aussehen, meist sogar eine relativ genaue. Und wenn ich keine hab, dann habe ich mir das vorgenommen, dass ich keine Vorstellung habe.

Doch was ist, wenn ich mir einmal gar nichts vornehme? So rein gar nichts. Weder Arbeits- noch Entspannungphasen. Und dann schaue ich einfach, was passiert. Mich fasziniert dieser Gedanke. Denn sonst nehme ich mir entweder vor, super produktiv zu sein oder komplett zu entspannen und aufzutanken. Etwas dazwischen gibt es eher selten. Ich glaube schon, dass das alles in allem gut für mich ist. Entweder richtig arbeiten oder richtig ausruhen ist eine meiner Devisen, die sich für mich als sinnvoll erwiesen haben, vor allem, was mein Eigenstudium betrifft.

Doch es entwickelt sich ebenso die Gefahr, dass die Arbeitszeiten dadurch zu verbissen werden. Dass ich zu verbissen versuche, um jeden Preis effektiv zu sein, denn ich habe es mir ja vorgenommen. Vor kurzem bemerkte ich eine konkrete Auswirkung davon: To do-Listen, die nicht mehr ihren Zweck erfüllten. Nicht falsch verstehen: Ich bin ein Freund von To do-Listen! Bevor ich gedanklich explodiere und mir tausend Dinge einfallen, die ich nicht vergessen darf, ist das Aufschreiben eine der besten Methoden, um genau dem vorzubeugen. Und ich glaube, dass solche Listen auch genau dafür nur da sind: Um Dinge aufzuschreiben, die man sonst vergessen würde. Und nicht, um alles Mögliche aufzuschreiben, dass man theoretisch gern schaffen würde.

Ja, so sahen meine To do-Listen mittlerweile aus. Ich hatte mir angewöhnt, mein ganzes Tagespensum aufzuschreiben, Sachen wie „Nächstes Fernstudiums-Kapitel beginnen“ oder „Blog-Artikel schreiben“. Doch die Sache war die: Das waren überhaupt nicht Dinge, die ich vergessen würde! Das sind ganz normale Tätigkeiten, die meinen Alltag ausmachen. Tätigkeiten, die so fest in mein Leben integriert sind, dass ich sie nicht aus dem Kopf verliere. Das Fernstudium etwa hat momentan eine sehr hohe Priorität in meinem Leben. Wieso sollte ich es vergessen?

Ja, manchmal vergisst man auch die eigenen Prioritäten. Doch solange das nicht der Fall ist, halte ich es nicht für notwendig, sie sich konkret vorzunehmen und aufzuschreiben.  Ich bemerkte zunehmend, dass ich mich durch das schriftliche Vornehmen selbst unter Druck setzte. Wieso? Andere Leute können sich auch einfach ihr Tagespensum aufschreiben, ja brauchen das vielleicht sogar, damit sie in Gang kommen. Eine Art positiver Druck sozusagen.

Bei mir wird es leider schnell zum negativen Druck und ich glaube nun zu wissen, wieso: Ich handle normalerweise sehr intuitiv und kann meinem Gefühl dafür, was wichtig ist und Vorrang hat, meist vertrauen. Und doch kam ich zu der verdrehten Annahme, dass ich faul auf der Couch landen würde, wenn ich mir nicht alles konkret vornahm. Ich hatte sozusagen Angst vor mir selbst! Ich vertraute meiner Intution nicht, der ich sonst ganz gut vertrauen konnte. Ich vertraute nicht darauf, dass all diese wichtigen Tätigkeiten im genau richtigen Tempo zur genau richtig Zeit erledigt werden würden. Ich stresste mich und glaubte, dass ich dadurch schneller sein würde. Doch wenn es dann mal nicht klappte, wurde ich frustriert und hinterfragte gleich alles: Ob ich das jemals schaffen werde? Ist es wirklich gut, dass ich dieser Sache gerade diese Priorität einräume? (siehe auch „Gedankenkreise…“)

Deswegen habe ich beschlossen, meine Vorgehensweise ein wenig auf den Kopf zu stellen. Der Ostermontag ist dafür der perfekte Start-Tag. Heute nehme ich mir wirklich gar nichts vor. Ich schaue einfach, wonach mir ist. Entspannen und lesen? Gut. Ein Kapitel im Fernkursordner bearbeiten? Gut. Super produktiv gleich drei Kapitel bearbeiten? Gut. Spazieren gehen? Gut. Nichts von alledem? Auch gut. Natürlich kann man nicht jeden Tag so angehen. Doch dieser Ostermontag – ein Feiertag, der schon allmählich in den Alltag überleitet – eignet sich perfekt.

Wie lief der Tag also ab? Ich wachte ein wenig später auf als gewohnt und begann den Morgen entspannt mit Kaffee, Frühstück und Lesen auf der Couch. Mir war danach, diese Zeit ein wenig länger auszudehnen, also tat ich es einfach. Die Sonne schien durch die Fenster. Schließlich hatte ich Lust, ein wenig zu arbeiten. Ich schaltete die „Akustischer Frühling“-Spotifyplaylist ein und nahm mir entspannt das nächste Kapitel vor. Eigentlich wollte ich auch ein paar Lernkarten durchgehen, aber danach war mir dann doch nicht. Nebenher verzehrte ich ein kleines, zweites Frühstück. Später kochte ich für meinen Mann und mich und beschloss, dass ich nun ein wenig Aktivität brauchte. Also fuhr ich mit dem Fahrrad in die Innenstadt und setzte mich in eins der wenigen Cafés, die offen hatten. Mit einem Matcha Lattee (erster Versuch – noch nicht hunderprozent überzeugt…) verkrümelte ich mich in eine Sitzecke und packte meine Lernkarten aus. Dieses mal hatte ich Lust, sie durchzugehen. Außerdem begann ich in einem Notizbuch, an diesem Blogartikel zu schreiben. Ich ließ mir viel Zeit. Abends fuhr ich zurück, machte Sport und schaute ein paar Folgen einer Serie. Ehrlich gesagt: Dieser Tag erschien mir ziemlich perfekt.

Ich muss an einen anderen Tag zurückdenken, an dem ich ganz ähnlich vorgegangen war. Das war in einer Zeit voller Umbrüche, in der ich wichtige Entscheidungen treffen musste. Mit viel Nachdenken fand ich jedoch nicht zur Lösung meiner Probleme. Also lebte ich genauso wie an diesem Tag: einfach der Nase nach. Die guten Gedanken kamen dann von ganz allein. Damals wie heute merke ich, dass das bei mir funktioniert. Ich lande nicht faul auf der Couch und wenn ja, dann weil ich eine kleine Ruhephase brauche. Ich habe Ziele und Prioritäten und die sind mir so wichtig, dass ich sie nicht so einfach aus dem Blick verliere. Ich darf darauf vertrauen, dass Gott mich im genau richtigen Tempo die genau richtigen Schritte gehen lässt.

Eine Sache nehme ich mir ab sofort vor: Es kommen nur noch Dinge auf die Tages-Agenda, die ich ansonsten vergessen würde. Bei mir sind das Punkte wie „E-Mail an xy schreiben“, „Dies und jenes einkaufen“, „Blumen gießen“. Dinge, die tatsächlich gemacht werden müssen, aber mir leider nicht wichtig genug sind, dass ich sie mir auch so merken würde. (Warum können Pflanzen nicht einfach so wachsen und gut aussehen?) Und wenn der Tag ansonsten durch wenige Termine strukturiert ist, schaue ich einfach, was passiert. Klar, ich kann nicht immer früh lange lesen oder nachmittags im Café sitzen wie an einem Ostermontag. Und ja, gewisse Routinen und Vorhaben tun mir nach wie vor gut. Aber ich werde merken, was wichtig ist. Ich brauche mich dafür nicht selbst unter Druck setzen, denn dadurch geht es auch nicht schneller. Ich darf akzeptieren, dass ich ein intuitiver Mensch bin. Ich glaube, genau das macht es mir manchmal so schwer: gleichzeitig sehr intuitiv und ein absoluter Organisations-Typ zu sein. Es klingt widersprüchlich – aber wenn ich beide Eigenschaften zulasse und richtig einsetze, kann ich das Beste herausholen. (Vielleicht bald mal ein eigener Blog-Beitrag dazu?)

Ich wünsche dir, dass du genau den richtigen Weg findest, um deinen Alltag anzugehen. Vielleicht kannst du ein wenig positiven Druck gebrauchen und es schadet nicht, den Tag komplett durchzuplanen. Aber vielleicht geht es dir auch so wie mir und du brauchst hauptsächlich Freiraum, um produktiv sein zu können. Ich bin gespannt von deinem Umgang mit To do-Listen, Vorhaben und Co. zu hören!

Constanze

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Glauben, Persönlichkeit

Gedankenkreise…

Ich sitze mit meiner Schwester in unserem Wohnzimmer. Wir arbeiten. Da die Universitätsbibliothek ein paar Tage geschlossen hat, sind wir auf Home Office umgestiegen. Das hat auch einige Vorteile: ganz Streber, wie wir sind, können wir uns so schon vor 9 Uhr treffen. Wir können nebenher Kaffee trinken und bis zum Bad müssen wir nur einmal durch den Flur laufen. Und wenn ich meine Karteikarten vergessen habe, ist keine erneute Wanderung zum Schließfach nötig. Im Hintergrund laufen „sphärische Lernklänge“ oder melodische Klavier- und Gitarrenmusik. Irgendetwas, was man bei YouTube unter „Study Music“ findet.

Gestern konnte ich diese Vormittagsstunden wunderbar produktiv nutzen. Doch heute passiert es, ganz plötzlich, nach etwa ein bis zwei Stunden: Meine Gedanken fangen an zu kreisen. Und sie sind nicht mehr zu stoppen. Urplötzlich fällt mir alles ein, was mein Mann und ich in den Osterferien vorhaben und dass es eigentlich viel zu viel ist. Und kaum etwas hat schon einen festen Termin! Es sind schöne Dinge, aber auch viele, die einfach endlich erledigt werden müssen. Umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr fällt mir ein. Ich kann nicht weiterlernen. Ich starre nach wie vor gebannt auf mein Buch, aber in meinem Kopf kommen keine ganzen Sätze mehr an.

Ich bin schon immer jemand gewesen, der sich in Gedanken verlieren kann. Schon als Kind – da waren es irgendwelche schrägen Fantasiewelten (die ich bis heute bildlich vor Augen habe…). Später ein schlechtes Gewissen, das ich einfach nicht loswurde, bis ich ein schlechtes Gewissen wegen meines schlechten Gewissens hatte (das passiert mir manchmal immer noch). Heute sind es oft Sorgen über die Gegenwart oder Zukunft oder Fragen nach Sinnhaftigkeit. Es sind Ängste, dass ich etwas nicht schaffe. Unsicherheiten, wenn es keinen konkreten Plan gibt. Und manchmal denke ich eben so sehr über etwas nach, dass ich mich ganz darin verliere und irgendwann gar nicht mehr weiß, worin genau das ursprüngliche Problem bestand. Es kommt vor, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon völlig verzweifelt und durchgedreht bin. Du kennst das? Herzlich willkommen, du bist nicht allein.

Nun, das war heute in unserer Home-Office-Zeit nicht ganz so dramatisch. Und auch allgemein habe ich mit der Zeit meine Mittel und Wege gefunden, damit umzugehen. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die Menschen, die mir am nächsten stehen, mir sagen „Constanze, du verlierst dich da wieder“ und mich auf andere Gedanken bringen. Denn meist liegt genau da das Problem: Ich glaube, irgendeine Lösung finden oder die Sache so lange durchdenken zu müssen, bis ich auf deren Grund angekommen bin. Ja, sehr oft ist das meine Stärke und ich schaffe es tatsächlich, Lösungen zu finden. Ich gehe Dingen gern auf den Grund. Ich analysiere Situationen ins Detail. Doch es passiert, dass ich es tue, obwohl es unnötig ist und zu nichts führen würde. Denn nein, ich rede hier nicht von den Problemen und Gedanken, die auf jeden Fall Beachtung und Bearbeitung benötigen. Ich rede von diesem Grübeln, das zu nichts führt. Von den Sorgen, die sich gegenseitig hochschaukeln. Von Ängsten über Dinge, die eigentlich nicht real sind. Von einem Vergessen der Realität und einem Verlieren im Kopf.

Sich selbst nicht schlecht machen

Wenn es dir so geht wie mir, dann ist das der Faktor, der alles nur noch schlimmer macht: „Oh nein, ich darf nicht so viel nachdenken, das ist dumm“. Sobald ich das denke, habe ich genau das Gegenteil bewirkt. Ich ziehe mich selbst herunter, und verliere mich umso mehr in negativen Kreisen. Viel eher hilft es mir, das Problem zwar zu erkennen, aber erst einmal zu akzeptieren. Ich benenne es, („Ah, da sind sie wieder, die Gedankenkreise“), aber ich lasse es nicht zu, dass sie eine zu hohe Priorität erhalten. Zumindest versuche ich es… Die folgenden Punkte helfen mir dabei:

Mit anderen darüber reden

Erst einmal raus damit! Das löst nicht unbedingt alle meine Sorgen und Ängste, aber manche Dinge können sehr schnell relativiert werden, sobald sie ausgesprochen sind. In diesem Fall war meine Schwester zum Beispiel gern bereit, eine Arbeitspause einzulegen, damit ich ihr alle meine Sorgen über die Osterferien herunterrattern konnte. Die ein oder andere Sache konnten wir gleich praktisch klären. Aber vor allem nimmt es den Gedankenkreisen die Bedrohlichkeit, wenn sie ausgesprochen sind. Es nimmt ihnen die Wichtigkeit, die sie im Kopf einnehmen. Ausgesprochen wirken manche Dinge nämlich viel banaler als im Kopf – eben die Dinge, die eigentlich gar nicht so wichtig sind oder gar keinen Sinn ergeben. Ausgesprochen merke ich „Hm, das klingt eigentlich gar nicht so dramatisch“. Manchmal muss ich dann auch ein bisschen lachen und mein Mann sagt „Merkst du selbst, dass das keinen Sinn ergibt, oder?“

Aufschreiben

Manchmal reicht mir das Reden allerdings nicht. Und da kommt je nach Art der Gedanken das Schreiben ins Spiel. Ich mache mir Sorgen über Terminplanung und Organisatorisches? Kalender. Mir fallen alle möglichen To do’s ein? Listen. Ich fühle mich schlecht, habe Angst oder bin von mir selbst enttäuscht? Tagebuch. Lied schreiben. Nachricht an eine Freundin…

Ab ins „wahre Leben“

Doch noch viel wichtiger ist nach meiner Erfahrung folgendes: Raus aus dem Kopf und ab ins wahre Leben. Wenn die Gedanken so sehr kreisen, dass dabei nichts Produktives mehr herauskommt und ich immer weiter eine Spirale herunterrutsche, dann nichts wie weg aus dem Kopf. Viel zu oft vergesse ich es, aber das Beste, was ich in diesen Momenten tun kann, sind Tätigkeiten wie Kochen, Sport, Aufräumen… Irgendetwas Praktisches, das schnell positiven Erfolg nach sich zieht. Irgendetwas mit einem sichtbaren Ergebnis, das nicht viel Denkarbeit erfordert.

Es kommt vor, dass genau dann ein Treffen mit einem Freund oder einer Gruppe ansteht, wenn ich gerade so richtig an einer Sache verzweifle. Der Gedanke liegt nahe, dieses Treffen abzusagen. Doch häufig ist genau das am allerbesten: Zeit mit Menschen zu verbringen, die von meinem Problem nichts wissen. Denn dann bin ich gezwungen, ja ich kann gar nicht anders, als die Gedankenkreise beiseite zu schieben und mich mit diesen Menschen zu beschäftigen. Und danach, wenn ich nach Hause komme, sieht die Welt schon ganz anders aus. Prioritäten haben sich verschoben. Neuer Input hat meine Gedanken relativiert. Die gute Laune anderer hat angesteckt.

Loslassen.

Das ist ein Wort, das in solchen Situationen immer wieder neue Relevanz für mich erhält. Loslassen von der Idealvorstellung, alles durchblicken zu können. Von der Vorstellung, dass ich nur lange genug über etwas nachdenken, lange genug grübeln muss und dann habe ich die perfekte Lösung. Davon loszulassen ist gar nicht so leicht. Meist ahne ich

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, dass es Sinn machen würde, einfach Gott zu vertrauen – ihm all diese Grübelei hinzuhalten und bei ihm loszulassen. Doch oft geschieht etwas Schräges, wenn ich dann anfange zu beten: Ich erzähle Gott von all meinen Sorgen und auf einmal denke ich schon wieder über mögliche Lösungen nach. Ich fange an, mit Gott darüber zu debattieren, wie man diese oder jene Sache klären oder wie ich meinen Zeitplan ich den Osterferien in den Griff kriegen könnte. Und irgendwann merke ich – Stopp: Ich rede gar nicht mehr mit Gott! Ich rede schon wieder nur mit mir selbst. Ich versuche schon wieder irgendetwas zu lösen, was ich nicht lösen kann.

Loslassen. Was heißt das also? Wahrscheinlich, einfach vor Gott zu treten und zu sagen „Hier bin ich.“ Und sobald ich erkannt habe, dass ich ihm gegenüber weiter nichts leisten kann und muss, spüre ich, wie mich seine bedingungslose Liebe durchflutet. Diese Liebe, die bereits da ist, bevor ich meinen Alltag gut organisiert habe. Bevor ich mein Leben beisammen habe. Bevor ich all meine Ängst und Zweifel abgebaut habe. Bevor ich nicht mehr deprimiert bin. Bevor ich einen guten Plan habe. Bevor ich meine Gedankenkreise und Grübeleien in den Griff bekommen habe. Bereits davor bin ich genug.  

Und dann kann ich weitergehen. Schritt für Schritt in der Gegenwart leben und das tun, was mir möglich ist. Hier, im wahren Leben, nicht in irgendwelchen Gedankenkreisen in meinem Kopf. Mehr geht nicht und mehr muss nicht gehen.

Constanze