Veröffentlicht in Aus dem Alltag

Ein Konzertbesuch

Ich sitze in der Rathausdiele im Rathaus meiner Heimatstadt. Der Chor meines Mannes gibt heute ein Konzert. Es ist ein Ort, an dem ich schon selbst bei Musikschulvorspielen am Flügel gesessen habe. Das waren immer die wichtigen Konzerte, vor denen ich besonders viel Respekt hatte. Hier habe ich am ehesten mal ein schickes Oberteil getragen, gegen das ich mich als Kind sonst eher gewehrt habe.  „Aber nächstes mal ziehst du etwas Schickes an!“ hat meine Klavierlehrerin immer gesagt. Irgendwann sind meine Mama und ich mal shoppen gegangen. Ich erinnere mich an ein langes weißes, blumenbesticktes Shirt mit  breiter werdenden Ärmeln. Im Endeffekt hat es ihr aber glaub ich gereicht, wenn ich gut gespielt habe.

Ich habe meine Wurzeln in der klassischen Musik. Mein Mann auch. Es erscheint mir oberflächlich betrachtet eine unwichtige Gemeinsamkeit, aber irgendwie verbindet sie doch. Während ich heute der Popmusik emotional zugewandter bin und mein Mann immer noch klassischer Musik nachgeht, haben wir doch ein musikalisches Verständnis füreinander. Mein Mann ist in der Lage, sinnvolles feedback zu geben, wenn es um die Lobpreismusik im Gottesdienst geht und ich ebenso für die klassische Chormusik. Viel wichtiger jedoch – wir wissen es zu schätzen, was der andere macht und unterstützen uns gegenseitig. Feedback und Kritik sind dabei nur zweitrangig.

Als ich meinen Mann heute seit längerer Zeit mal wieder im Anzug mit Fliege sehe, muss ich lächeln. Sein Zeitplan lässt es erst seit kurzem wieder zu, dass er Teil eines Chores sein kann (obwohl: Geht es dabei wirklich um Zeit?), aber ich sehe sofort, dass er in seinem Element ist. Ich schaue mich um und sehe hauptsächlich ältere Leute im Publikum. Aber das ist nichts Ungewöhnliches für mich. Ganz im Gegenteil, ich genieße es. Habt ihr schon einmal beobachtet, wie klassische Musik Menschen glücklich machen kann? Es gibt kaum etwas Schöneres, als das Lächeln auf dem Gesicht meiner Nachbarin zu sehen und das geflüsterte „Toll“ zu hören, nachdem ein Lied ausgeklungen ist. Klassische Konzerte sind ein Ort, an dem ich Generationenverbundenheit spüre.

Heute bin auch ich wieder sehr begeistert. Die Qualität ist top. Besonders die lauten Lieder mag ich. Das war schon immer so. Wenn das Orchester so richtig reinhaut, der Chor so richtig abgeht, dann krieg ich Gänsehaut. Der Dirigentin nehme ich jede Handbewegung ab – sie ist mit Herz und Seele dabei. Sogar die Soli eines professionellen Tenors kann ich genießen. Viel mehr begeistert mich jedoch (natürlich) der Pianist, der ihn begleitet. Flinke Finger mit so viel Präzision. Soweit habe ich es nie geschafft, aber das kann ich heute neidfrei feststellen. Doch wisst ihr, wer mich sogar noch mehr begeistert? Die junge Frau, die neben ihm sitzt und die Noten umblättert. Gerader Rücken, voll konzentriert. Im letzten Moment steht sie auf und blättert flink die Seite um, genau zur richtigen Zeit. Diesen Job habe ich immer geliebt. Das mag merkwürdig klingen mega-pizzeria.com , scheint er doch so irrelevant und hintergründig. Doch meiner Ansicht nach verrät er viel Können und ist eine unglaublich wichtige Zuarbeit. Konzentriert die Noten zu verfolgen ist nicht immer leicht. Und dann auch noch genau so aufzustehen und genau so die Seiten umzublättern

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, dass der Pianist dadurch nicht belästigt wird – ein Vorgang, für den ich nur ganz bestimmte Leute anfrage, wenn ich selbst Klavier spiele.

Diagonal vor mir sitzt ein junges Mädchen, womöglich das einzige im Saal. Ich schätze, es ist acht oder neun Jahre alt. Das heutige Konzert besteht unter anderem aus längeren informativen Moderationsanteilen. Da kann ich es dem Mädchen nicht übel nehmen, dass es ihren Kopf auf die Schulter ihrer Oma legt. Doch während der Lieder tut sie manchmal mit ihren Fingern so, als würde sie selbst Klavier spielen. Sie ist aufmerksam. Es ist schön, das zu beobachten. Und wahrscheinlich erinnert sie mich mit ihrem imaginären Klavier auch ein wenig an mich selbst.

So viel verknüpfe ich nun schon mit diesem Ort. Eigene Klaviervorspiele in der Kindheit, standesamtliche Hochzeiten (inklusive meiner eigenen), Konzerte, eine Podiumsdiskussion, eine Ausstellung… In letzter Zeit fallen mir immer mal wieder Orte in der Stadt auf, die für mich in gewisser Weise „geschichtsträchtig“ sind. Und ich muss darüber schmunzeln, wie sie immer wieder neu geprägt werden. Denn hätte ich jemals als Kind bei einem meiner Klaviervorspiele in der Rathausdiele gedacht, das ich dort auch einmal im weißen Kleid stehen würde, um zu heiraten? Dass ich meinen Mann bei einem Konzert beobachten würde?

Wenn ich an solche Orte komme, kommen all diese Erinnerungen zurück – ich kann gar nichts dagegen tun. Ich erinnere mich daran, wie aufgeregt ich war, während ich darauf gewartet habe, dass ich mit dem Vorspielen dran bin. Ich erinnere mich an andere Schüler, mit denen ich mich verglichen habe. Die vor dem Losspielen gefühlte zehn Minuten still und andächtig vor den Tasten saßen und sich auf ihr Stück konzentriert haben. Ich erinnere mich daran, dass ich es als unangenehm empfand, mich zu verbeugen. Und dann auf einmal – wie ein unerwarteter Schnitt im Film – die Erinnerung an das Vorgespräch für die standesamtlichen Hochzeit hinter der Tür, die nur ein paar Meter von meinem jetzigen Sitzplatz entfernt ist. Die Erinnerung, wie mein Mann und ich schmerzhaft künstlich probieren, ernst und erwachsen zu wirken, während die Standesbeamtin uns Löcher in den Bauch fragt und mal wieder die Frage aufkommt, ob „evangelisch-freikirchlich“ eine amtlich zu erfassende Konfession ist (laut Standesbeamtin ja, laut Bürgeramt nein).

Manche Menschen gehen gern weg. Auch ich mache das hin und wieder. Nach der Schule dachte ich, dass ich „so richtig langfristig“ weggehen müsste – so wie das eben alle gemacht haben. Dabei habe ich wohl mehr auf irgendeinen Zeitgeist gehört als auf mich. Denn mittlerweile weiß ich: Ich komme gern zurück. Zurück zu alten Orten, die ich neu gestalten kann. Vertraute Umgebungen geben mir Mut, Neues auszuprobieren. Kennst du diese berühmte Komfort-Zone? Ob du es glaubst oder nicht: Du kannst sie auch dann verlassen, wenn du am selben Ort bleibst. Das habe ich lange Zeit nicht begriffen. Ich dachte, dass nur neue Orte Neues mit sich bringen könnten. Ich sah all die Weltenbummler und „in die Großstadt Ziehenden“ und wie dieser Lebensstil sie belebte.

Aber mich belebt das hier. Genau hier. Verschiedene Erinnerungen, aus denen ich Verschiedenes gelernt habe. Mich belebt meine Heimatgemeinde, in der ich aufgewachsen bin und die doch so viel mehr für mich ist als nur „meine Heimatgemeinde“. Sie ist ein Ort, an dem ich immer wieder neu auftanken und neu mitarbeiten kann. Mich belebt die Uni-Mensa, ich der ich bereits als Schüler, als Student und nun als „Pseudo-Student“ gegessen und die witzigsten Unterhaltungen am Nachbartisch belauscht habe (im Ernst: die Mensa ist der beste Ort, um Stoff für Fernsehsoaps zu sammeln).

Ich sage nicht, dass jeder zurückkehren oder immer am gleichen Ort bleiben muss – das wäre auch nicht gut. Aber im Endeffekt geht es gar nicht um die Orte an sich, sondern darum, was du aus ihnen machst, wie du sie füllst, wie du sie prägst.

Ich bin froh, dass ich zum Konzert gegangen bin, denn das war eigentlich gar nicht geplant. Es hat einen alt bekannten Ort mal wieder neu geprägt. Es hat mir bewiesen, das Altbekanntes immer wieder aufs Neue Relevanz haben kann. Und somit ist das Rathaus zu einem Bild für mich geworden. Ein Bild dafür, dass ich momentan genau hier genau richtig bin.

Constanze 

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Lifestyle, Motivierendes

Kleines Alltags-Update: Routinen und Selbstorganisation

Seit kurzem schaffe ich es wieder öfter, früh aufzustehen. Und ich liebe es mehr als je zuvor! Ob das wohl daran liegt, dass ich es mir nicht mehr konsequent vorgenommen und ich mich somit weniger unter Druck gesetzt habe? Möglicherweise. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr mein Leben durch einen Wechsel von konkreten Vorhaben und einem „nach dem Gefühl gehen“ profitiert. Momentan ist es 8 Uhr und die Sonne scheint in mein Fenster. Wer freut sich genauso wie ich über die zunehmende Helligkeit? Mein Mann und ich sind darüber jedes Jahr total aus dem Häusschen. „Stell dir vor, heute war es schon halb 8 hell!“ „Ja, und als ich nach Hause gekommen bin, war es noch nicht dunkel!“ Wir freuen uns darüber wie kleine Kinder. Ist es nicht erstaunlich, wie sehr der Frühling einen Neuanfang und ein Aufatmen mit sich bringt? Neuen Schwung. Neue Energie.

In meinen letzten Blog-Beiträgen habe ich euch immer wieder an meinen Vorhaben teilhaben lassen und Tipps zum Thema Organisation und Alltagsgestaltung mit euch geteilt, wie zum Beispiel das Früh-Aufstehen oder meine neue Sport-Routine. Heute ist es Zeit für ein kleines Update! Und ich möchte die ein oder andere Lektion mit euch teilen, die ich dabei gelernt habe.

1.) Früh Aufstehen = früh ins Bett gehen

Mein Vorhaben

, früh aufzustehen hing im Wesentlichen davon ab, ob ich es schaffte, früh ins Bett zu gehen oder nicht. Da ich das nicht konsequent durchsetzen konnte, scheiterte ich häufig und ließ die Sache dementsprechend schleifen – bis ich zu der ultimativen Erkenntnis kam, den Vorsatz umzuformulieren: Früh ins Bett gehen! „Heey, was für eine Erkenntnis“ mögt ihr jetzt vielleicht denken, aber für mich war sie tatsächlich entscheidend. Ich glaube, dass ich viel zu oft Ziele im Blick haben, die erst nach anderen Schritten folgen könnten, welche ich wiederum nicht ins Auge fasse. Anders formuliert: Ich muss Ziele in einzelne Schritte herunterbrechen. Sonst funktioniert das nicht. Ich kann mir noch so oft vornehmen, früh aufstehen zu wollen – Wenn ich meinen Fokus nicht erst einmal darauf setze, früh ins Bett zu gehen, wird das nichts. Hier lag somit meine erste kleine Baustelle. Und ich machte mir zum ersten Mal konkret Gedanken darüber, was mich davon abhielt, früher ins Bett zu gehen und wie ich dem entgegenwirken könnte.

Dabei fiel mir folgendes auf: Ich erlaubte mir nicht, schon früher den Tag „zu beschließen“. Häufig denke ich, dass ich am Abend noch viel schaffen muss. Zu dieser Zeit bin ich jedoch oft nicht mehr produktiv (es gibt Ausnahmen – der nächtliche „Kreativflow“…) und es würde viel mehr Sinn ergeben, wenn ich diese Zeit zum Schlafen nutzen würde, um am Morgen wieder effektiv sein zu können (siehe auch Punkt 4). Ich fing also an, meinen Tag schon früher gedanklich zu beenden und nahm mir Zeit für eine ausgedehntere Abendroutine: Aufräumen, Sachen für den nächsten Tag packen, Bullet Journaling, eine Folge One Tree Hill (gestern habe ich die letzte geschaut!!!), lesen… Eine aufgeräumte Wohnung am Abend hilft mir außerdem, um am Morgen motiviert zu starten. Und ich komme immer wieder zu der Erkenntnis: Zeit für Ruhe lohnt sich. Nicht nur in dem Moment, sondern auch auf lange Sicht!

Und wenn das nicht möglich ist, da ich erst spät nach Hause komme, akzeptiere ich es und werfe nicht gleich wieder das ganze Vorhaben über den Haufen. Ich probiere es einfach immer dann, wenn es möglich ist.

2.) Handy am Morgen

Ich hatte mir vorgenommen, am Morgen erst dann mein Handy einzuschalten, nachdem ich ein wenig Zeit mit Gott verbracht hatte. Der Sinn dahinter: Sich über die eigentlichen Prioritäten im Leben klar werden bevor man sich oberflächlichen Input via Handy (YouTube – mein Laster…) zuführt. Und nicht nur das: Auch Nachrichten über WhatsApp und Co. können unter Umständen nerven. Ich gehe jedoch viel positiver an das Beantworten von Nachrichten heran, wenn ich bereits positiv in den Tag gestartet bin.

Vorhaben schön und gut. Auch hier fällt mir die Umsetzung manchmal schwer. Ich liebe es einfach, irgendetwas im Hintergrund dudeln zu lassen während ich mich schminke oder mein Frühstück vorbereite. Das ist an sich auch nichts Schlechtes, doch der Negativeffekt: Wenn ich fertig mit Frühstücken oder Schminken bin schaffe ich es irgendwie nicht, das Handy wieder beiseite zu legen.

Seitdem ich das Handy wieder konsequenter liegen lassen, ist viel mehr Ruhe in meinen Morgen gekommen. Ich genieße es so sehr, mit einem Kaffee auf der Couch zu sitzen und erst einmal in der Gegenwart Gottes „zu baden“, bevor ich mit irgendetwas anderem anfange…

3.) Finde deine optimale Zeit für Sport.

Kennt ihr diese Leute, die davon überzeugt sind, Sport gleich früh nach dem Aufstehen zu machen? Ich bin ziemlich beeindruckt von ihnen. Lange Zeit habe ich geglaubt, dass das tatsächlich für jeden die beste Zeit ist. Angeblich soll einen das so richtig fit und bereit für den Tag machen. Ich verstehe den Gedanken dahinter.

Doch meine Versuche sind kläglich gescheitert, denn die Wahrheit ist: Wenn ich sofort, nachdem ich aus dem Bett gestolpert bin, richtig Sport treiben würde, würde ich geradewegs zusammenklappen. Mein Kreislauf macht das nicht mit. Dehnungen und ein paar leichte Pilates/Yoga-Übungen, okay. Aber alles, was nur ein bisschen in die Richtung Cardio geht, funktioniert bei mir erst nach einem ordentlichen Frühstück. Und selbst danach bin ich noch nicht 100% körperlich da. Ähnlich ist es bei mir am Abend. Meine optimale Zeit zum Sport machen ist somit mitten am Tag und durch meinen momentan flexiblen Alltag schaffe ich häufig, dies auch zu realisieren.

Was ich damit sagen möchte: Lass dir von niemanden sagen, wann die perfekte Zeit für Sport ist. Finde deine perfekte Zeit. Ich hab schon von Leuten gehört, die um Mitternacht ins Fitness-Studio gehen… (Und mal so nebenbei: Lass dir auch von niemanden sagen, was die perfekte Sportart- oder menge ist.)

4.) Finde deine produktive Arbeitszeit.

Ich glaube außerdem, dass jeder Mensch zu einer anderen Zeit besonders produktiv ist. Was machen wir jedoch viel zu häufig (zumindest ich den Großteil meines bisherigen Lebens…): Wir versuchen, den ganzen Tag über gleichmäßig hochproduktiv zu sein, statt unsere körperlichen und geistigen Grenze zu akzeptieren. Leistung, Leistung, Leistung. Mindestens 8 Stunden am Tag! Wer schon einmal Vollzeit gearbeitet hat, dem ist wahrscheinlich aufgefallen, dass die Leistungsfähigkeit den Tag über jedoch schwankt.

Wenn du deine Arbeit selbstständig einteilen kannst, gebe ich dir deshalb folgenden Tipp: Finde die Stunden am Tag, in denen du am effektivsten bist und nutze sie. Für mich persönlich sind das die Vormittagsstunden zwischen 8 und 12 Uhr. Wenn ich diese Stunden richtig nutze, habe ich das Gefühl, mein ganzes Tagespensum geschafft zu haben und ich kann mich am Nachmittag weniger denkintensiven Aufgaben widmen. Das kann ich vor allem Studenten in der Prüfungszeit empfehlen: Da keine Vorlesungen stattfinden liegt unter Umständen der Trugschluss vor, den ganzen Tag fleißig lernen zu können – in den meisten Fällen ist das jedoch eine Illusion. Ich bin überzeugt, dass gerade das Lernen seine Grenzen hat. Wir können unser Gehirn nicht unbegrenzt mit Input vollstopfen. Wir benötigen regelmäßigen Ausgleich dazu!

Das Tolle ist: In den meisten Fällen reichen tatsächlich meine wenigen produktiven Stunden für mein Tages-Lernpensum. Das gleiche, was ich manchmal über den ganzen Tag verteilt versuche zu machen (mit vielen Durchhänger- und Müdigkeitsphasen), schaffe ich oft in meinen vier Vormittagsstunden.

Mir ist bewusst, das mein Lebensstil vielen Menschen überhaupt nicht zusagt. Mein Mann und ich zum Beispiel sind ziemlich verschieden, was die Organisation unseres Alltags angeht (er ist eine Nachteule und überhaupt kein Morgenmensch). Deswegen geht es mir in Blog-Beiträgen auch überhaupt nicht darum, zu einer bestimmten Alltagsroutine zu raten. Es geht mir darum, zu einem persönlichen Hinterfragen von Alltagsroutinen anzuregen: Wo nehme ich mir zu wenig Zeit für etwas, wo zu viel? Was sind meine Prioritäten? Wie viel Zeit nehme ich mir, um aufzutanken? Wie gleiche ich stressigen Arbeitsalltag aus? Ich glaube, dass du dir aus den Antworten auf solche Fragen deine ganz persönlichen Alltagstipps ableiten kannst. Ich wünsche dir viel Freude dabei. 🙂

Constanze

(Photo by Carolina Bonito)

 

Veröffentlicht in Aus dem Alltag

Ein Arztbesuch

Ich sitze im Wartezimmer der Arztpraxis. Hautkrebsvorsorgeuntersuchung. Das habe ich mir schon vor Ewigkeiten vorgenommen und nun endlich umgesetzt. Dass es so lang gedauert hat, hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass es nicht meine eigene Idee war, sondern mein Mann mich gedrängt hat. Naja, das ist schon okay. Ich will schließlich auch, dass er mehr Obst und Gemüse isst, damit er lange lebt. Meine Haut macht immer mal wieder komische Sachen, ein Gesamtcheck kann demnach nicht schaden.

Das Wartezimmer ist ein Ort, an dem es mir nicht so viel Freude bereitet, die ganze Zeit auf mein Handy zu starren. Das liegt vielleicht daran

, dass viele ältere Leute einen dabei beobachten und sich denken könnten „Die Jugend heutzutage…“. Ich möchte ihnen einen Grund geben, positiv über die Jugend zu denken. (Heuchelei? Vielleicht.) Doch das ruhige Flair lädt im Allgemeinen eher zum Lesen ein und somit ist ein Arztbesuch für mich eine dieser selten werdenden Gelegenheiten, für die ich mal ein Buch einpacke. Ich komme nicht umhin, mich beim Lesen dennoch beobachtet zu fühlen. Die meisten bevorzugen es tatsächlich, einfach nur vor sich hinzustarren und nichts zu tun. Das ist allerdings auch eine Kunst! Und dennoch habe ich das Gefühl, ein wenig Leben in den Raum zu bringen – ich lächle immer mal wieder oder muss bei dem Gelesenen schmunzeln. Das kann bei dieser trüben Arztstimmung doch nicht schaden. (Übrigens: Ich lese momentan das Buch „Vom Stolpern und Tanzen – Das Leben, Jesus und ich“ von Christina Schöffler – echte, ermutigende Lebensberichte direkt aus dem Alltag. Ein wahrer Schatz für Herz und Seele, ich kann es jedem (vor allen Frauen) empfehlen!)

Kennt ihr das – diese Angst, im Wartezimmer den Aufruf des eigenen Nachnamens zu verpassen? Die hab ich immer. Ich will nicht zweimal aufgerufen werden müssen, sonst wären die Schwestern womöglich von Anfang an von mir genervt (was wahrscheinlich nicht stimmt). Doch auch dieses Mal ist sowohl die Schwester als auch die Ärztin furchtbar nett und ich verpasse meinen Aufruf nicht. (Mein Nachname ist kurz und unkompliziert. Ich sollte diese Angst ad acta legen.)

Am nächsten Tag bin ich gleich noch einmal da, denn mir wird eine Hautprobe entnommen. Als mir die Ärztin dies am Tag zuvor mitteilt, tue ich erst einmal völlig professionell, als wäre das das Normalste auf der Welt für mich. Als sie mir den Vorgang etwas genauer beschreibt, kommt es leider doch zu einer dezenten Gesichtsentgleisung meinerseits. „Oh, gibt es irgendein Problem damit?“, fragt sie besorgt nach. „Nein, nein, ist nur nicht so eine schöne Vorstellung.“ „Ja, es gibt Schöneres.“ Na toll, jetzt denkt sie, ich bin so eine Zimperliche, die keine Wunden, Nähte und Co. sehen kann! (Was absolut zutrifft.)

Mittlerweile kann ich meine Nervosität, was solche Dinge betrifft, jedoch in Grenzen halten. Und ich weiß vor allem, wie ich mich bei anstehendem (wenn auch nur leichtem) Blutverlust vorbereiten muss: Viel Essen! Die Ärztin versichert mir, dass ich vorher frühstücken kann und fragt mich auch am nächsten Tag noch einmal, ob ich normal gegessen habe. Sie scheint mit einem Blick erfasst zu haben, was mein Körper braucht… Und ja, ich habe nicht nur einmal gefrühstückt, sondern gleich zweimal. Ich geh auf Nummer sicher!

Dann kommt der anstrengendste Teil: Small Talk mit der Ärztin, während sie sich an meinem Handgelenk zu schaffen macht. Sie merkt wohl, dass ich konzentriert versuche, entspannt zu bleiben und stellt mir eine Frage nach der anderen über mein Studium und meine Arbeitsstelle. Es ist ja wirklich lieb gemeint, aber ich hätte überhaupt kein Problem damit, einfach nur die Anatomie-Bilder an der gegenüberliegenden Wand anzustarren und auswendig zu lernen. Ich habe außerdem das Gefühl, dass meine momentane Lebenssituation nicht so einfach in einem Small Talk – Gespräch während einer OP zu erklären ist. Aber das liegt wohl nur an meinem verdrehten Wunsch, dass jeder, dem ich von meinem Leben erzähle, ebenso die Beweggründe für meine Entscheidungen nachvollziehen soll. Da ich diese nicht präsentieren kann, während ich probiere, das ziehende Gefühl des Nähens zu ignorieren, erzähle ich ihr nur ein paar „unkomplizierte Halbwahrheiten“… Wie es wohl wäre, beim nächsten Arztbesuch eine komplett ausgedachte Geschichte über das eigene Leben vorzutragen? Wenn ich Schauspielerin wäre, würde ich solche Situationen vielleicht zum Üben nutzen. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht einfach zu mir gestanden habe. Warum mache ich mir Gedanken darüber, was meine Hautärztin über mein Leben denkt? Verrückt.

Am Ende bringen sie und die Schwester mich ziemlich zum Lachen als sie feststellen, dass sie ein wenig auf meinen Gürtel und meine Jeans gekleckert haben – mit Blut. „Oh nein, das tut mir jetzt total Leid, ist das wirklich nicht schlimm? Aber Sie kippen da jetzt nicht um, oder?“ Nein, mit dem Anblick von getrocknetem Blut auf Klamotten kann ich leben und das Oberteil ist lang genug, um die Stelle zu verdecken. Als ich aufstehe, merke ich allerdings doch, dass mir ein wenig schwindlig ist. Ich bin sowas von empfindlich! Sobald ich das kurz äußere, sind die beiden wieder total engagiert. Ich soll mich bitte noch einmal hinsetzen. Ob ich noch etwas zu trinken bräuchte. Sind Sie sicher, dass es jetzt schon geht? „Ja, ich lauf vor bis zum Wartezimmer, da kann ich mich ja notfalls noch einmal hinsetzen.“

Als ich gehe, muss ich lächeln und ich bin wieder einmal dankbar für Ärzte. Ich weiß, dass es sich nur um eine Kleinigkeit gehandelt hat und andere tagtäglich mit ganz anderen medizinischen Problemen zu kämpfen haben. Doch durch diese kleine Sache ist mir wieder bewusst geworden, was für ein Segen es ist, schnelle, professionelle medizinische Betreuung zu erhalten. Viel zu oft regen wir uns nur über Ärzte auf – lange Wartezeiten, schnelles Abfertigen, Unfreundlichkeit… All das kommt vor, keine Frage. Teilweise habe ich es auch schon erlebt oder mir schaurige Geschichten erzählen lassen. Aber alles in allem erlebe ich sehr viel Freundlichkeit und Fürsorge. Ich erlebe, dass Ärzte und Pflegekräfte ihr Bestes geben und einen Beruf ausüben, den ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kann.

Genauso wie es meinen Tag viel schöner macht, wenn mich der Verkäufer an der Kasse anlächelt hebt es meine Stimmung, wenn ich beim Arzt freundlich behandelt werde. Ich nehme diese „Kleinigkeiten“ dankbar aus Gottes Hand und versuche, sie weiterzugeben – nicht, in dem ich jemand anderem am Handgelenk ein Stück Haut abschneide… aber in dem ich diese gute Laune weitertrage. Das Lachen der Schwester. Die Ruhe und Freundlichkeit der Ärztin. Das Gefühl, mit einem Reichtum gesegnet zu sein, der nicht in jedem Land vorhanden ist. Diese Dankbarkeit kann ich ausstrahlen. Es ist nicht schwer! Und ich kann sie in Formen weitergeben, die eher meinen Gaben entsprechen. Und das führt mich wieder zu der Erkenntnis: So vieles kann mich inspirieren. Nicht nur Menschen, die in der gleichen Berufsgruppe tätig sind. Es lohnt sich, aufmerksam durch die Welt zu gehen und Dinge zu schätzen, die manchmal viel zu selbstverständlich werden.

Constanze

(photo by aldineiderios)

 

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Ich als Möchtegern-Student & Tipps fürs Selbststudium

Gestern ist es mir misslungen, einen Platz in der Universitätsbibliothek in unserer Stadt zu finden. Schade! Eigentlich hatte ich mir für den kompletten Nachmittag vorgenommen, so richtig durchzustarten. Ich hatte drei verschiedene „Projekte“ in der Tasche, denen ich mich hätte widmen können – umringt von zahllosen Studenten, die verzweifelt oder mit leerem Blick auf ein Blatt Papier starren, oder (die andere „Sorte“ Student) akribisch auf Karteikarten kritzeln während zwei perfekt sortierte Ordner neben ihnen liegen.

Ich mag dieses Flair. Ich mag diese verschiedenen Menschen mit ihren verschiedenen Studiengängen und verschiedenen Motivationen. Da gibt es die im Hipster-Stil gekleideten mit großen runden Brillen, die sich superlässig in der Cafeteria unterhalten und das Lernen so nebenher noch erledigen, dann die unscheinbaren Stillen, die tief gebeugt über ihren Unterlagen hocken oder die plappernde Dreiergruppe, die das ganze nicht so ernst nimmt und den ein oder anderen in der Nähe sitzenden in den Wahnsinn treibt. Und noch so viele mehr! Ja, das sind alles Klischees, aber mittlerweile kann ich über diese Klischees lächeln. Ich weiß noch, wie ich das erste mal realisierte, dass die Uni-Welt von ihnen durchdrungen ist. Ich fuhr während meines Freiwilligen Sozialen Jahres mit einer Mitfahrgelegenheit und wurde vom Fahrer gefragt, was ich nach meinem FSJ tun würde. Als meine Antwort „Soziale Arbeit studieren“ lautete wurde ich mit hochgezogenen Augenbrauen angeschaut. „Du siehst gar nicht aus wie eine, die Soziale Arbeit studiert.“ Und ich antwortete völlig naiv: „Hä – Wie sieht denn eine aus, die Soziale Arbeit studiert?“ Ich hatte wirklich keine Ahnung. Heute weiß ich genau, was er meinte und kann nur darüber lachen. Ob ich jetzt aussehe wie eine, die Soziale Arbeit studiert hat? Ein wenig vielleicht. Was soll man machen!

Momentan bin ich jedenfalls keine Studentin im „klassischen Sinne“ mehr. Seit einiger Zeit befasse ich mich jedoch mit einem Fernkurs und nun ist auch noch ein richtiges Fernstudium dazugekommen – ich bin also vollkommen auf dem Trichter des selbstständigen, selbstorganisierten Lernens. Dozenten nehmen mich dabei hauptsächlich digital oder auf Papier an die Hand. Und ich liebe es! Seitdem ich festgestellt habe, welche Motivation in mir steckt, wenn ich mir das Gelernte selbst ausgesucht habe, habe ich für das Lernen allgemein so viel mehr übrig als zu Schul- und teilweise auch zu Studiums-Zeiten. Ich weiß immer mehr, was ich beruflich erreichen möchte und kann mich somit immer spezieller damit befassen. Nicht alles führt mich zu einem tollen „Abschluss“, aber alles bringt mich persönlich weiter. Vielleicht studierst du momentan gar nicht, aber probierst dennoch, dir irgend eine Sache (Sprache, Instrument, Zeichnen, Wissen in einem bestimmten Bereich…) anzueignen. All das ist Lernen! Und ich halte es für wichtig davon wegzukommen

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, nur das als Bildung zu bezeichnen, was zu einem anerkannten, „tollen“ Abschluss führt.

Das selbstständige, freiwillige Lernen ist jedoch nicht nur Zuckerschlecken. Es erfordert Disziplin und die ein oder andere Rahmenbedingung, auf die man manchmal nur begrenzt Einfluss hat. Ich möchte ein paar Tipps mit euch teilen, die ich mir selbst in Zukunft immer wieder bewusst machen muss und umsetzen möchte. Es sind nur ein paar Ausgewählte, die mir in den letzten Wochen wichtig geworden sind. Völlig herausgelassen habe ich beispielsweise das Thema Zeitplanung (Dabei hilft mir zum Beispiel mein Bullet Journal). Schreibt mir gern eure Ergänzungen und Erfahrungen!

1.) Schaffe einen Arbeitsplatz, der deine Konzentration auf das zu Lernende lenkt. 

Jeder Mensch hat ein anderes Verhältnis zu Unordnung. Allein schon wenn ich den Arbeitsplatz meines Mannes mit meinem vergleiche wird das deutlich. Mein Mann braucht ganz viel Platz um sich auszubreiten und Unmengen an Papierstapeln zu errichten. Wenn dieser Papierkram eine Weile liegen bleibt, macht ihm das nichts aus. Irgendwann startet er eine große Aufräumaktion und das ganze geht von vorn los. Ich dagegen ticke ganz anders. Dort, wo ich lerne, muss ich das Gefühl haben, dass äußerlich „Ruhe“ herrscht, damit ich auch zu innerlicher Ruhe gelangen kann. Es fällt mir schwer, auf der Couch im Wohnzimmer zu lernen, wenn mich darum herum die Unordnung ablenkt oder in der Küche, wenn womöglich noch dreckiges Geschirr herumsteht. Ich bin froh, meinen eigenen Schreibtisch zu haben – in einem Zimmer, in dem sonst nicht viel ist. Bevor ich anfange zu lernen, muss ich diesen Schreibtisch unter Umständen erst aufräumen, damit ich meine volle Konzentration auf meine Unterlagen lenken kann.

Nimm dir die Zeit, deinen Arbeitsplatz so vorzubereiten, wie du es brauchst! Vielleicht musst du auch ein paar Bilder entfernen oder eine Kerze anzünden. Auch Faktoren wie Musik, Temperatur und Licht solltest du bedenken und im Vorhinein richtig einstellen. Ich hab mir zum Beispiel lange Zeit eingebildet, dass mir ein wenig leise Musik im Hintergrund helfen würde, um gut gelaunt und konzentriert bei der Sache zu bleiben. Ich hatte irgendwie Angst vor der Stille: Nur ich und das nervige Lernmaterial. Das lag aber lediglich an genau diesem Lernmaterial…

2.) Wechsle den Lernort. Finde heraus, was die optimalen Lernumgebung für dich ist.

Ja, ich mag meinen Schreibtisch, meinen eigenen Arbeitsplatz. Doch schon zu Studiums-Zeiten habe ich gemerkt, dass ich früher oder später innerlich „eingehe“, wenn ich beim Lernen ganz allein bin – eine interessante Beobachtung, wenn ich bedenke, dass ich nicht gern gestört werde und äußerliche Ruhe brauche. Und das trifft auch nach wie vor zu! Ich bin ein großer Befürworter des „Zusammen allein sein’s“ oder, wie meine Freundin und ich es nennen, des „Co-Existierens“. Es bedeutet schlicht, dass mehrere Leute sich in einem Raum oder in einer Wohnung aufhalten, jedoch alle konzentriert an ihrer eigenen Sache arbeiten. Es ist unglaublich, was für einen Motivations-Schub mir das gibt! Das ist auch der Grund, warum ich gern in die Bibliothek gehe. Dort herrscht eine Stimmung des Arbeitens und der Konzentration (zumindest meistens). Ebenso mag ich es, wenn mein Mann und ich zu Hause beide an unserem jeweiligen Schreibtisch sitzen und die Türen offen lassen, als Zeichen der Verbundenheit „im Leid“ sozusagen. Wenn man gemeinsam mit anderen arbeitet, besteht außerdem die Möglichkeit, sich in festgelegten Pausen gegenseitig abzufragen und sich das Gelernte zu erzählen.

Es wichtig, Leute zu finden, mit denen das auch wirklich funktioniert. Nicht jeder lässt sich dabei nicht ablenken. Und vielleicht tickst du auch selbst eher so, dich lieber im stillen Kämmerlein einschließen zu wollen. Finde die optimale Lernumgebung für dich!

Ich benötige außerdem einen regelmäßigen Ortswechsel. Gestern wechselte ich stündlich vom Café, in die Uni-Mensa, ins Uni-Gebäude. Das kann ich natürlich nicht immer so machen und ich war dadurch auch einigen Ablenkungen ausgesetzt. Doch manchmal hilft mir der Ortswechsel, um in Schwung zu bleiben – vor allem, wenn ich an verschiedenen Dingen arbeite und den Lern/Arbeitsbereich mit jedem Ort wechseln kann. Meistens bedeutet es für mich jedoch, dass ich den einen Tag zu Hause arbeite und den anderen in der Bibliothek. (Momentan jedoch eher weniger – Es ist Prüfungszeit und die Bibliothek platzt bald!)

3.) Mach mehr Pausen! 

In meiner Studiums-Zeit habe ich während der Prüfungszeiten immer gedacht, dass ich so lang wie möglich am Stück arbeiten muss. In dieser Zeit hatte ich schließlich keine Vorlesungen und konnte komplette Tage nutzen. Kennst du das? Du hast den ganzen Tag frei vor dir und am Ende kommen nur wenige Stunden effektive Arbeit dabei heraus? In den allermeisten Fällen liegt das daran, dass wir uns unrealistische Ziele setzen und uns keine Pausen gönnen. Pausen steigern jedoch unsere Effektivität! Vor kurzem habe ich noch einmal gelesen, dass man sich nach je 45 Minuten Lernzeit eine Lernpause von etwa 5-10 Minuten gönnen soll. Früher habe ich gedacht: So ein Quatsch, 10 Minuten Pause, das bringt mir ja gar nichts! Damit lag ich vollkommen falsch. Genau diese 5-10 Minuten bewirken nämlich, dass ich in der nächsten Stunde noch einmal sehr viel effektiver sein kann. Sie ist lang genug, um aufzustehen, eine Runde zu laufen oder kurz einen Snack zu essen und kurz genug, um gedanklich nicht völlig aus der Thematik herauszukommen. Am Sinnvollsten ist es, diese Pause am Schluss eines Kapitels/eines Abschnitts zu machen. Ich habe mir außerdem vorgenommen, das Gelernte an diesen Stellen noch einmal schriftlich zusammenzufassen.

4.) Finde heraus, was für ein Lerntyp du bist und setze es in die Praxis um.

Visueller Lerntyp, auditiver Lerntyp… Das habt ihr sicherlich auch schon mal gehört. Es gibt verschiedene Wege, auf denen wir uns Dinge aneignen können: Hören, lesen, sehen, sprechen, praktisch umsetzen… Ich hab das früher immer ignoriert und gedacht: Ach, ich setz mich einfach mit meinem Hefter hin und starr so lange darauf, bis ich den Inhalt im Gehirn hab. Manchmal, wenn ich mich mit aller Willenskraft durchrang, habe ich mich auch abfragen lassen, aber das war schon das Höchste der Gefühle. Im Studium habe ich schließlich angefangen, mir Dinge herauszuschreiben und teilweise mit Karteikarten zu lernen – allerdings auch eher halbherzig. Da hatte ich jedoch unbewusst erkannt, was ich mittlerweile mit ziemlich hoher Sicherheit weiß: Ich bin zu großen Teilen ein visueller Lerntyp und am besten merke ich mir etwas, wenn ich es selbst auf irgendeine Art und Weise auf Papier zusammengefasst habe und vor mir sehen kann. In der Schule habe ich es gehasst, Mind Maps erstellen zu müssen – zu irgendwelchen Themen, die mich gar nicht interessierten. Später stellte ich jedoch fest, dass ich hin und wieder ganz freiwillig eine Mind Map zur eigenen Entscheidungsfindung auf ein Papier kritzelte (z.B. zur Berufsfindung oder Studiumswahl). Mein Gehirn denkt oft in Schemen und Zusammenhängen, eher nicht in logisch aneinander gereihten Fakten. Das muss ich mir zunutze machen!

Am effektivsten lerne ich jedoch, wenn ich mir mehrere Lernkanäle zunutze mache und versuche, mir andere Techniken anzueignen. Ich mag es zum Beispiel gar nicht, mündlich das Gelernte aufzusagen, erst recht nicht vor anderen. Doch wenn ich es tue, bleibt eindeutig mehr hängen. Auch über das Hören lerne ich nicht so viel, wie ich mir manchmal wünschen würde, aber es ist eine gute Ergänzung für mich.

So, und nun bin ich gespannt: Wie lernt ihr am besten? Welche Tipps helfen euch, diszipliniert dran zu bleiben? Schreibt es mir gern in die Kommentare!

Constanze

(Photo by Jamie Taylor)

 

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Gedanken

Wann es mir leicht fällt, im Moment zu leben

Aah, wem ist aufgefallen, dass vor drei Tagen Donnerstag war und ich nichts gepostet habe? Niemandem? Auch okay 😉 Das Leben ist dazwischen gekommen. Und wisst ihr was? Das war gut so.

Ich bin ziemlich zielorientiert. In den letzten Jahren hab ich gemerkt, wie sehr. Langeweile ist für mich so eine Sache… Ich kann sie nur ertragen, wenn ich sie mir selbst ausgesucht habe. Ich will produktiv sein. Ich will vorankommen. Und dabei ist es eigentlich egal, um was es geht: Ob putzen, kochen, Musik machen, schreiben, studieren, arbeiten. In all dem muss ich das Gefühl haben, auf etwas zuzugehen – das Gefühl, die Sache aus einem bestimmten Grund zu machen. Aus einem Grund

, von dem ich selbst überzeugt bin. Es heißt nicht, dass ich viel machen möchte. Ich will nur etwas Sinnvolles tun und in diesem Sinnvollen vorankommen. Es bedeutet auch nicht, dass ich nicht entspannen kann – das kann ich sogar ziemlich gut. Ich liebe es, im Urlaub mein Handy auszuschalten und einfach nur zu „sein“ oder am Sonntag einen Serien-Marathon zu starten. Zu lesen, zu essen, zu quatschen. Doch selbst diese Entspannungszeit möchte ich einplanen.

Diese Eigenschaft ist mir Stärke und Schwäche zugleich. Sie lässt mich strukturiert an Dinge herangehen. Sie macht mich produktiv und begeisterungsfähig. Und ich bin in der Lage, andere damit anzustecken. Zugleich stehe ich jedoch immer mal wieder in der Gefahr, mich darin zu verlieren. Zu machen, zu streben – und wenn ich plötzlich nicht weiterkomme, schnell zu verzweifeln. Mein Mann muss mich regelmäßig beruhigen, wenn ich mal ein wenig ziellos bin. („Manno, ich kann grad an nichts weiterarbeiten…“ „Na, dann entspann dich doch einfach, das ist auch okay.“ „Ich hab morgen schon Zeit zum Entspannen eingeplant, das kann ich ja nicht heute auch schon machen.“ So oder so ähnlich.)

Ich arbeite daran und mache mir immer wieder von neuem klar, dass von meinen Plänen nichts abhängt. Ja, ich darf meine Zielstrebigkeit einsetzen. Es ist ein Instrument, dass ich mir zu Nutze machen kann. Aber von ihm hängt im Endeffekt nicht alles ab. Wie befreiend! Gott macht auch dann etwas aus meinem Leben Buy Cifran Cipro online , wenn ich mal keinen ausgeklügelten Plan habe oder meine Ziele unklar sind.

Und dann gibt es da immer wieder diese Momente, in denen es mir gar nicht so schwer fällt https://puttygen.in , das zu glauben. Momente, in denen ich das Gefühl habe, dass ich der spontanste Mensch auf der Welt bin und in denen ich vor allem eines kann: im Hier und Jetzt leben.

Meine letzten Tage verliefen mal wieder nicht ganz nach Plan. Und man könnte meinen, dass mich das verrückt gemacht hat oder dass ich mich ziellos gefühlt habe – aber so war es nicht. Und heute fiel mir auf, warum: Es waren „Beziehungsmomente“, die meine Pläne durcheinander gebracht haben. Es war das doch etwas länger andauernde Frühstück mit einer Freundin, weil es so viel Wichtiges zu besprechen gab. Es war die fehlende Anzahl an Stunden, die ich an meinem Fernkurs arbeiten konnte, da ich über das Besprochene nachdenken musste. Es war das spontane Treffen im Café mit einer anderen Freundin. Kurzfristig jemandem zur Seite stehen und helfen. Ja, diese spontanen Café-Treffen empfinde ich sogar als die besten überhaupt!

Es sind solche Momente, in denen ich absolut präsent im Hier und Jetzt bin. Wie oft wünsche ich mir, dass ich mehr im Moment leben könnte. Wie oft merke ich, dass ich mir zu viele Sorgen mache, zu viel über die Zukunft nachdenke. Und dann ist da auf einmal ein Freund, der Hilfe braucht und plötzlich sind meine Prioritäten wieder klar und ich merke, wie wertvoll es ist, Zeit zu verschenken. Wie wertvoll es ist, mein ganzes Tun und Streben zu vergessen und einfach nur für jemand anderen da zu sein.

Versteht mich nicht falsch – das bedeutet nicht, dass ich von nun an nur noch Zeit mit anderen verbringen und an andere verschenken sollte. Grenzen sind wichtig, darüber habe ich zum Beispiel hier geschrieben. Besonders als introvertierte Person benötige ich immer wieder meine Rückzugs- und Auftankzeiten. Doch es gibt Phasen, da helfen mir diese spontanen „Beziehungsmomente“, um aus mir selbst herauszutreten. Phasen, in denen ich ansonsten in der Gefahr stehe, mich in mir selbst und in meinen Zielen zu verlieren, wenn nicht hin und wieder etwas völlig Ungeplantes auf mich zukommen würde. Im Besonderen sind es Gespräche, für dich ich gern mal alles stehen und liegen lasse. Für die ich gern mal später ins Bett gehe oder das Putzen auf einen anderen Tag verschiebe (Nun gut, dass fällt auch nicht sooo schwer…). Sie lassen mich irgendwie lebendig fühlen. Und genau diese Lebendigkeit und Lockerheit würde ich gern auf viel mehr Bereiche in meinem Leben übertragen. Ja, ich möchte zielstrebig vorangehen. Aber ich möchte nicht verkrampfen oder verzweifeln, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Denn dann wartet vielleicht schon eine geniale, spontane Planänderung an der nächsten Ecke…

Wann kannst du so richtig „im Moment“ leben? Was hilft dir, spontan zu sein? Oder bist du sowieso kein planender Typ und lässt alles auf dich zukommen? Ich bin gespannt zu lesen, wie es dir damit geht.

Constanze

(Photo by Luke Chesser)

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Glauben, Lifestyle

4 Dinge, die ich in der letzten Woche gelernt habe

Meine letzte Woche war bunt. Lehrreich

, schön, aufwühlend… Heute folgen deshalb vier ziemlich verschiedene Dinge, die ich mir aus den vergangen Tagen mitnehmen möchte. Vielleicht findest du dich in einem der Punkte wieder?

1.) Es ist nicht merkwürdig, sich mit seinem Ehepartner zu einem „Date“ zu verabreden.

Und ja, ich bestehe auf die Bezeichnung „Date“! Für mich umfasst sie etwas, was wir in Deutschland manchmal gar nicht wirklich zu schätzen wissen: Sich mit dem Partner bewusst zu verabreden, „auszugehen“, ein Treffen mit einem bestimmten Ziel außerhalb der Wohnung sozusagen. Klar, das machen wir in der Kennenlern-Phase ab und zu einmal. Doch danach? In der Ehe ist es dann doch häufiger die Couch und der Fernseher – verständlicherweise. Doch als mein Mann und ich letzten Freitag feststellten, dass wir beide am Abend nichts vorhatten, beschlossen wir kurzerhand, gemeinsam essen zu gehen. Mit allem drum und dran! Intensive Recherche nach einem Restaurant, was wir beide noch nicht kannten und uns beiden zusagen würde, Reservierung des Tisches und gemeinsames „fertig machen“.

Ich finde, es hat etwas besonders Wertvolles an sich, sich gemeinsam mit seinem Ehepartner schick zu machen – aus dem einfachen Grund, weil man Zeit mit dem anderen verbringt! Es geht mir allerdings nicht um das tolle Essen an sich oder die schicken Klamotten. Solche Dinge zählen für manch einen gar nichts. Aber es geht um dieses bewusste Zeit nehmen füreinander. Das drückt Wertschätzung aus. Weil es eben doch nicht so selbstverständlich ist, dass da jemand gemeinsam mit einem durchs Leben geht.

2.) Lesen ist vor dem Schlafengehen besser als Handy-Spielerei. 

Wenn ich mir überlege, wie lange ich hartnäckig gegen den Smartphone-Trend angekommen bin und wie spät ich, im Gegensatz zu allen anderen in meiner Umgebung, mein erstes Smartphone in den Händen hielt – da ist es ziemlich erstaunlich, was für eine große Rolle es mittlerweile in meinem Leben spielt. Ich denke, dass ich die Nutzung alles in allem dennoch ganz gut kontrollieren kann. Bei unserem Date zum Beispiel habe ich es ganz bewusst zu Hause gelassen und mich dabei wunderbar frei gefühlt. Doch es gibt einen bestimmten Zeitraum, da hat es ganz schön Überhand gewonnen: kurz vor dem Schlafen, wenn ich bereits im Bett liege und nur noch „ein bisschen entspannen will“. Die YouTube-App ist für mich so eine Sache… ich mag sie sehr gern. Und ich dachte immer, dass ein paar YouTube-Videos vor dem Schlafen keinen großen Unterschied machen. Ist doch genauso wie Film schauen oder Lesen!

Ja klar, man hat immer mal wieder gehört, dass es eigentlich nicht so gut ist, kurz vor dem Schlafen auf diesen kleinen, flimmernden Bildschirm zu starren. Das Licht würde einem signalisieren, dass noch Tag ist und man würde dadurch nicht müde werden. Der vielfältige Input aus bewegten Bildern und Ton würde die Reize so überfluten, dass man dabei nicht gut zur Ruhe kommt. Mir kann man all sowas gern erzählen, aber meist muss ich es eben doch selbst erleben, um es zu glauben. Als ich eine Zeit lang nicht gut einschlafen konnte, probierte ich es schließlich aus: ich fing wieder an, ein Buch in die Hand zu nehmen, statt auf dem kleinen Bildschirm herumzutippen und von einem YouTube-Video zum nächsten zu springen. Und es half sofort: Ich wurde viel schneller müde und mein Kopf kam viel mehr zu Ruhe.

In der letzten Woche habe ich mir das nun wieder vorgenommen. Ich lese nicht unbedingt jeden Tag, aber wenn ich das Schlafzimmer betrete, mache ich das Handy aus. Am besten platziere ich es an einem anderen Ort in der Wohnung, damit ich nicht gleich am nächsten Morgen wieder danach greife. Es tut so gut! Es sind einige Reize weniger, denen ich mich dadurch aussetze. Mein Kopf bleibt mehr im Hier und Jetzt. Er hat die Gelegenheit, abzuschweifen, zu verarbeiten, herunterzukommen. Ich weiß, es ist schwer – aber der Versuch lohnt sich!

3.) Das Workout im Vorhinein zu planen steigert die Motivation erheblich.

Ich habe hier bereits davon erzählt, dass ich seit Anfang des Jahres ganz unerwartet regelmäßig Sport treibe. Diese Woche habe ich noch einmal gemerkt, wie stark das daran liegt, dass ich nicht selbst darüber nachdenken muss, was genau ich mache. Dieses Problem hat man natürlich auch dann nicht, wenn man zu einem Training geht oder im Fitness-Studio einem bestimmten Plan folgt. Doch ich bin eher der Typ, der zu Hause Sport treibt. Vor ein paar Jahren habe ich dabei die Videos von blogilates für mich entdeckt: eine etwas abgewandelte Form vom klassischen Pilates. Die Übungen gefielen mir und entsprachen meinem Geschmack. Meine Motivation war jedoch recht unterschiedlich. Manchmal hatte ich Lust, mehrere Videos hintereinander zu machen, manchmal rang ich mich immerhin zu einem dadurch – und manchmal eben auch lange Zeit gar nicht.

Nun folge ich seit dem 01.01. dem Workout-Kalender von blogilates und es macht den Unterschied. Dort steht für jeden Tag, welche Videos gemacht werden sollen. Die Aufeinanderfolge der Videos ist durchdacht und es gibt täglich einen anderen Schwerpunkt. Immer häufiger freue ich mich mittlerweile auf meine Sport-Session, denn ich weiß, dass Cassey Ho von blogilates mir einfach sagen wird, was ich tun soll. Ich muss nicht denken! Normalerweise entscheide ich sehr gern selbst über mein Leben, aber was Sport angeht fehlen mir schlicht die nötigen Kompetenzen.

Und somit ist meine Workout-Zeit nun auch eine Art „zur Ruhe kommen“ – nämlich für den Kopf. Und das führte dazu, dass ich Sport nun viel mehr deswegen treibe, um mich gesund, munter und ausgeglichen zu fühlen, statt „endlich mal Muskeln aufzubauen“. Oft habe ich zwar das Gefühl, dass die Videos noch viel zu anstrengend für mich sind, aber der Kalender lässt mir ja sozusagen keine Wahl. Und am Ende fühle ich mich ausgepowert, gut und stelle fest, dass es ja doch irgendwie ging.

4.) Ich kann mein Leben nicht allein optimieren.

In der letzten Woche ist mir außerdem mal wieder bewusst geworden, dass ich mein Leben doch nicht so sehr im Griff habe, wie ich manchmal glaube. Klar, oberflächlich betrachtet läuft alles ganz gut: Ich habe noch keine Verbrechen begangen, nehme keine Drogen, gehe nicht fremd…  Doch unter der Oberfläche liegt so viel mehr. Nur weil ich in einem behüteten Elternhaus aufgewachsen bin, bedeutet das nicht, dass ich Gottes unendlich bedingungslose Liebe weniger bräuchte als andere, bei denen man gleich auf dem ersten Blick sieht, dass etwas nicht so gut läuft. Ist es nicht genau das, was wir manchmal glauben? Unser Leben läuft scheinbar so „rund“, dass es schwer zu sehen ist, dass wir mehr brauchen als nur uns selbst. Solange nichts Dramatisches geschieht, kriegen wir das schon ganz gut allein hin.

Doch gestern wurde mal wieder eine meiner größten Schwächen aufgedeckt: meine Streben, es allen Recht machen zu wollen und darin das verstecke Bedürfnis nach Anerkennung von jedem. Daraus folgt eine riesen Angst, dass jemand etwas Schlechtes über mich denken könnte und dieser merkwürdige Zwang, alles immer so zu biegen, dass es jedem gefällt – manchmal auch auf Kosten der Wahrheit oder meiner Authentizität.

Mein erster Gedanke war: „Constanze, warum denkst du nur so? Was kann ich machen, um dieses Denken endlich abzuschalten?“ Und dann wurde mir sehr schnell klar: Ich kann es nicht. Es ist ein Punkt, an dem ich immer wieder zum Scheitern komme. Eine Sache, bei der noch keine tolle Technik geholfen hat, kein hartnäckiges Vornehmen, es dieses mal endlich besser zu machen. Und dann viel es mir wieder ein: Deswegen brauche ich Gottes bedingungslose Liebe. Deswegen ist sie für mich genauso essentiell wie für jeden anderen. Und er schenkt sie mir – einfach so! Und ich darf von dieser Liebe lernen und immer mehr erkennen: Ich brauche keine Anerkennung von Menschen, denn Gottes Anerkennung ist mir gewiss.

Was hast du in den letzten Tagen erlebt und daraus mitgenommen? Kommen dir manche meiner „Lebenslektionen“ bekannt vor oder lehrt dich dein Alltag ganz andere Dinge? Schreib mir gern von deinen Erfahrungen!

Constanze

 

 

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Gedanken

Eine ungewöhnliche Liebeserklärung

Vor kurzem, als ich in der Straßenbahn saß, belauschte ich das Gespräch von zwei jungen Männern (Hände hoch, wer sonst noch Gespräche in der Bahn belauscht!). Ich liebe es, bei angeregten Diskussionen mit halbem Ohr dabei zu sein. Manchmal würde ich gern mit ins Gespräch einsteigen, aber dafür fehlt mir dann doch der Mut. Vor allem dieses Mal ärgerte mich das! Ich musste wirklich an mich halten, nicht zu protestieren – nicht anwaltlich für etwas einzuspringen, was mir merkwürdigerweise am Herzen liegt: das Plattenbaugebiet.

Einer der beiden Männer lebte anscheinend zentrumsnah, während der andere Beratung bei seiner Wohnungssuche benötigte. Der erste riet ihm davon ab, in besagtes Plattenbaugebiet zu ziehen: „Da lebt halt schon ein bestimmtes Milieu – das ist wie eine eigene kleine Stadt. Und man muss 15 Minuten mit der Straßenbahn in die Stadt fahren!“ Ich riss mich zusammen, nicht die Augen zu verleiern. Über die Bedeutung einer Viertelstunde kann man wirklich streiten.

Ja, ich muss gestehen: Als wir  im letzten Jahr von einer süßen kleinen Altbauwohnung in unsere jetzige Wohnung im Plattenbaugebiet umzogen, war auch ich ein wenig traurig über diese Veränderung. Und ich stellte es manchen Freunden gegenüber so dar, als ginge es schlicht nicht anders: Mehr Platz, mehr Zimmer und das für viel weniger Geld als in einer von Vintage-Charme besessen Altbauwohnung in der Innenstadt. „Wenn wir das gegeneinander abwägen, ist es so nun einmal sinnvoller.“ Das sehe ich auch immer noch so. Doch umso länger ich hier lebe und umso mehr ich darüber nachdenke, merke ich: Ich habe, neben den praktikablen Gründen, eine tief verankerte (wohlgemerkt auch biographisch bedingte) Zuneigung zu Neubaublöcken und ich möchte damit aufhören, Dinge zu sagen wie „Na ja, im Neubaugebiet halt, ist eben günstiger“ wenn andere mich fragen, wo wir nach unserem Umzug nun wohnen.

Heute früh öffnete ich das Fenster in unserem Schlafzimmer ganz weit und lehnte mich hinaus. Das ist zu einer kleinen Gewohnheit von mir geworden: Einmal Kopf in die kalte Luft und schon bin ich wach! Aber es ist nicht nur das. Wir wohnen im Erdgeschoss unseres fünfstöckigen Blocks und ich habe das Gefühl, der Welt auf diese Weise „Guten Morgen“ sagen zu können. Im Erdgeschoss kommt es mir so vor, dem Leben ein Stückchen näher zu sein – mit den anderen Menschen, die immer wieder vorbeilaufen, mehr verbunden zu sein. Plattenbaugebiet und auch noch ganz unten? Das ist für einige Leute die schlimmste Kombination überhaupt. Sie fühlen sich unsicher, haben Angst. Und was noch dazu kommt: Man muss immer die Post für alle anderen im Haus annehmen.

Vielleicht bin ich naiv. Vielleicht denke ich einfach nicht zu viel darüber nach. Aber ich kann mittlerweile aus vollster Überzeugung sagen

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, dass ich mich hier pudelwohl fühle. Hier, wo viele Rentner und große Familien wohnen, die sich eine andere Wohnung einfach nicht leisten können. Hier, in einer Gegend, die man wohl „sozialschwach“ oder so nennt. Hier fühle ich mich mittendrin – auch wenn ich eine Viertelstunde mit der Bahn fahren muss, um ins Stadtzentrum zu gelangen.

Ist es nicht alles nur eine Frage der Perspektive?

Indem ich die Post für andere annehme, kann ich in Kontakt mit Postboten und Nachbarn treten und jemandem ein Lächeln schenken puttygen ssh , der an diesem Tag vielleicht noch gar nicht angelächelt wurde. Indem ich regelmäßig mit der Bahn fahre, kann ich Bücher lesen, für die ich mir sonst keine Zeit nehme, Gedanken nachhängen oder (zugegebener Maßen) Mails checken, auf Instagram herumscrollen… Ich kann freundlich die ältere Frau vom Nachbareingang grüßen, die einen großen Teil ihres Tages damit verbringt, aus dem Fenster zu schauen. Und ich muss gestehen: Auch ich beobachte gern durch unser Küchenfenster, wer in unseren Hauseingang aus- und eingeht. Ich versuche, mir Gesichter zu merken. Und ich hoffe, dass ich eventuell zur Belustigung von irgendjemandem beitrage, der mich früh morgens orientierungslos in der Küche herumlaufen sieht.

Und ist es nicht gerade gut, in einer Gegend zu leben, in der viele Menschen als bildungsarm abgestempelt werden? Stell es dir einmal vor: Arbeitslose und Akademiker, alleinerziehende Mütter und die durchschnittliche Mutter, Vater, Kind – Familie Tür an Tür… Ist das zu verrückt, um wahr zu sein? Würde das nicht gerade dieses Stigma ein wenig auflockern und Vielfalt in ein klischeebehaftetes Milieu bringen?

Und dann sind da noch all die anderen Vorteile dieser Wohngegend: Sofort verfügbares warmes Wasser, wenn man den Wasserhahn aufdreht. Ordentlicher Wasserdruck. Sinnvoll geschnittene Wohnungen statt verwinkelte Zimmerchen. Große Fenster.

Oh, ich weiß, wie schön es in Altbauwohnungen und Mehrfamilienhäusern ist. Wenn ich irgendwo zu Besuch bin, komme ich aus dem Schwärmen nicht heraus! Ich weiß, was man all meinen Argumenten entgegensetzen kann. Und deshalb geht es mir auch gar nicht um ein Abwägen, Pro und Contra – Listen oder Urteilen über den besseren Lebensstil. Es geht mir schlicht darum, zu einem Perspektivwechsel zu ermutigen: Es ist möglich, ein völlig erfülltes und schönes Leben im Block führen zu können. Ich jedenfalls tue es. Vielleicht ändert sich meine Wohnungssituation irgendwann noch einmal. Vielleicht auch nicht. So oder so mache ich das Beste daraus.

Vor ein paar Tagen fragte ich einen Bekannten, der mit der gleichen Straßenbahnlinie wie ich fahren wollte, ob er auch im Neubaugebiet wohne, und er antwortete: „Neeeee, da doch nicht!“ Und ich entgegnete „Wie, neeeee, da doch nicht? Ich wohn da auch!“ Ich mag es irgendwie, Leute damit zu erstaunen, dass ich in einem Neubaublock lebe und es mir wunderbar damit geht.

Und vielleicht traue ich mich ja, das nächste Mal in der Straßenbahn etwas zu sagen, wenn ein Student verzweifelt auf Wohnungssuche ist.

Constanze

(photo by Martin Loeffler)

 

 

 

Veröffentlicht in Aus dem Alltag, Gedanken

Ein „unmelancholischer“ Start

Soeben habe ich bei Spotify „meinen Jahresrückblick 2017“ eingeschaltet und mich mit Kopfschmerzen und Laptop auf unser Sofa gesetzt. Nein, einen Kater habe ich nicht – nur absoluten Schlafmangel! Und dennoch bin ich glücklich und inspiriert zum Schreiben. Und während ich das schreibe läuft im Hintergrund „I’m wiser from the mess you made…“ Irgend so ein Abrechnungs-Lied, was wohl eher wegen der Melodie als wegen des Textes in dieser Playlist gelandet ist. Und dennoch: Auch ich fühle mich ein wenig weiser. 2017 hat mich geformt und mir zu Klarheit in vielerlei Hinsicht verholfen. Glücklich bin ich aber nicht nur, weil ich voller Zuversicht auf 2018 schaue, sondern weil unsere Wohnung sich durch unsere gestrige kleine Silvesterfeier nun endlich eingeweiht anfühlt und ich spüre, dass auch im bisher recht kahlen Wohnzimmer etwas mehr Leben herrscht.

Ich bin nicht wirklich der geborene „Party-Schmeißer“. Ich mache mir vorher zu viele Gedanken, habe kein hochtalentiertes Händchen für Essen oder Deko und frage mich zu oft, ob auch alle Gäste glücklich sein werden. Umso glücklicher war ich, dass mein Mann und zwei Freunde bei den Vorbereitungen kräftig angepackt und unsere frisch bezogene Wohnung in etwas verwandelt haben, dass sich gemütlich und einladend anfühlt. Trotz dessen dass ich mich nicht als der geborene Gastgeber fühle, kann ich es nicht lassen, hin und wieder Freunde einzuladen. Ich mag Menschen einfach zu sehr und ich mag es, sie glücklich zu machen. Wenn eine Feier dann läuft, habe ich merkwürdigerweise hin und wieder Lust, einfach an den Rand zu gehen und zuzuschauen. Aber nein, dabei blieb es gestern Abend zum Glück nicht! Wir haben leckere Burger gegessen, eigens ausgedachte kommunikative Einschätzungsspiele gespielt (Wer liebt Kommunikationsspiele genauso wie ich??), mit viel „Oooooh“ und „Ahhhh“ und „Schau mal, daaa!“ Feuerwerk bewundert und uns Planking-Duelle geliefert. (Ich hätte fast, wirklich fast, gegen meinen Mann gewonnen!). Und ich habe gelernt, wie man ordentliche Liegestütze macht. Mach dich gefasst, 2018!

Außerdem haben wir genau das ein wenig getan, über was ich in meinem letzten Blog-Beitrag geschrieben habe: reflektiert und vorausgeschaut.

 

 

Meine beste Freundin und ich sind dabei zu einer interessanten Feststellung gelangt: Noch nie waren wir so „un-melancholisch“ am Jahresende. Noch nie haben wir so bereitwillig das vergangene Jahr abgeschlossen und auf das nächste geschaut. Wir hingen nicht an etwas im vergangen Jahr, von dem wir nicht loslassen konnten. Wir schauten gespannt auf das Kommende. Ich bin gern hin und wieder ein melancholischer Mensch. Doch das hat sich gut angefühlt!

2018. Ich muss zugeben, ich habe nun doch einen kleinen inoffiziellen Vorsatz: Liegestütze lernen. Aber was alles andere angeht heißt es wie letztes Jahr: Dranbleiben. Weitermachen. Schauen, was kommt. Bereit sein. Suchend. Und in allem: Vertrauend auf Gott. Vertrauen, dass alles seine Zeit hat und dass ich nicht immer im Vorhinein wissen muss, was genau das bedeutet.

Kennt ihr das? Die ersten Monate eines Jahres sind häufig von einer gewissen Trägheit erfüllt. Oft schon hatte ich das Gefühl, nach Silvester erst einmal wieder „reinkommen“ zu müssen. Reinzukommen ins Leben – auszuloten, was eigentlich los ist und ansteht. Meist geht das schon am 01.01. los. Man schläft aus, räumt den Müll vom letzten Abend weg, ist müde, … Und genau das trifft auch heute auf mich zu. Doch nachdem ich eine Weile im Bett gelegen und irgend eine Serie geschaut habe, weil ich zu müde für lebendigere Aktivitäten war, stand ich auf, schnappte mir die Unterlagen von meinem anstehenden Fernkurs, den Laptop, ein Glas Wasser und setzte mich ins Wohnzimmer. Ich wusste nicht so genau, was ich machen wollte, aber ich wusste eins: Dieser Tag ist genauso wertvoll wie jeder andere und ich wollte, dass er zumindest ein wenig von dem gezeichnet sein würde, auf was ich mich im neuen Jahr freute.

Also sitze ich hier und schreibe. Und vielleicht gibt es gleich noch einen weiteren Neujahres-Burger.

Und wie startest du in das neue Jahr?

Constanze

(Photo by Brooke Lark)