Ich liebe die Natur. Ich liebe Wälder und das Meer und große grüne Wiesen, die in einen hellblauen Himmel münden.
Aber ich habe auch eine merkwürdige Affinität zu Einkaufszentren. Und das hat nichts mit Shoppen zu tun. Lasst es mich erklären:
Auch ich verfiel als Teenager irgendwann dem „Shopping-Wahn“, zumindest ein bisschen. Ich hätte es wahrscheinlich nicht zugegeben, aber unbewusst brauchte auch ich immer mal wieder ein neues T-Shirt, auch wenn ich es nicht wirklich brauchte – einfach um nicht völlig vom Pfad des aktuellen Trends abzukommen. Dazu hat sich meine Einstellung mittlerweile ein wenig geändert, aber das soll nicht Thema dieses Blog-Eintrags sein.
Was mich nämlich schon damals wunderte, war meine Haltung zu Einkaufszentren. Eine Zeit lang lebte ich in einer Großstadt, die gleich mehrere Hünen von diesen Einkaufszentren besaß. Die Leute rieten mir immer, diese am Samstag unbedingt zu meiden, da es da einfach nicht zu ertragen wäre ob der Fülle der Menschenmassen. Aber irgendwie störte mich das nie sonderlich. Sicher – wenn man einige Erledigungen hinter sich bringen und eine Liste abarbeiten muss, ist es stressig. Man will es möglichst schnell erledigt haben und dabei sind die vielen Leute einfach nur im Weg. Doch wenn man Zeit hat und nicht unbedingt ein klares Ziel, dann ist es für mich vor allem eines – faszinierend. Ja, beinahe inspirierend.
In meinem ersten Blogeintrag habe ich erwähnt, dass ich ein Mensch bin, der immer wieder seine Allein-Zeiten benötigt und man könnte meinen, dass das mit meiner Faszination von Einkaufshäusern nicht zusammenpasst. Aber genau das tut es!
Vor kurzem musste ich über einiges nachdenken. Ich war zu Hause putty download , wollte aber nicht den restlichen Tag auf der Couch verbringen. Die meisten Menschen würden dann wahrscheinlich einen Spaziergang im Park machen, um den Kopf frei zu bekommen und auch ich tue das manchmal. Aber dieses Mal wusste ich, dass mich mein Weg in unser Einkaufszentrum führen würde. Wir haben nur ein großes und auch das ist nicht all zu groß. Ich wollte nichts kaufen. „Window-shopping“, wenn man so will, aber eigentlich auch nicht wirklich.
Vielleicht kennt ihr das – ihr seid allein mit euren Gedanken und sie fangen an zu kreisen. Ihr braucht Ruhe, ihr müsst Entscheidungen fällen, gut abwägen. Aber wenn ihr einfach nur allein seid, kommt ihr nicht weiter. Ihr bleibt in eurem Kopf stecken und an einer Stelle stehen. Und das ist genau der Grund mega pizza , warum ich die Gesellschaft anderer Menschen suche ohne jedoch mit ihnen sprechen zu müssen.
Wenn ich ein Einkaufszentrum, oder einfach nur einen belebten Marktplatz oder Supermarkt, betrete, betrete ich die normale reale Welt. Es bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Es zeigt mir, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der Probleme hat. Alle Menschen, die an mir vorbeigehen haben höchstwahrscheinlich auch Probleme. Ich fange an, darüber nachzudenken, wie es der gelangweilt aussehenden Frau am Zeitungskiosk wohl geht oder freue mich über die lachenden Kinder, die die Rolltreppe hinunter rennen. Stück für Stück gelingt es mir, aus meinem Kopf herauszutreten und zu erkennen, dass ich ein Mensch in dieser großen Welt bin genau wie all die anderen hier. Ich schaue mir vielleicht ein Buch im Buchladen an, was spannend klingt oder beobachte, welche Klamotten grad so im Trend liegen (ja, immer noch). Und wenn ich nach Hause gehe, fühlt sich mein Problem merkwürdiger Weise gar nicht mehr so fundamental an. Die vielen Menschen und Eindrücke haben mich inspiriert ohne es zu wissen.
Manchmal müssen wir ein paar Schritte aus uns heraustreten, um einen objektiveren Blick auf unsere Probleme zu bekommen, wenn wir dann wieder in unseren Kopf hineintreten.
Probier es aus! Vielleicht ist es ja auch etwas für dich. Wickel dich in deinen Wintermantel ein, setz vielleicht auch deine Kapuze auf um unerkannt zu bleiben, und dann geh einfach los und beobachte ganz anonym die Welt um dich herum. Sie ist bunt und vielseitig. Und so vielseitig können vielleicht auch die Perspektiven auf die Herausforderungen in deinem Leben sein.
Constanze
(photo by TuendeBede)