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Woran ich erkenne, dass ich introvertiert bin – Introvertiert #2

Wenn ich Definitionen über Introversion im Internet, in Büchern oder Zeitschriften lese, kann ich mich mit vielem identifizieren und häufig innerlich zustimmen. Andere Aspekte sind wiederum nicht so stark bei mir ausgeprägt. Ein Großteil der Beschreibungen passt zu mir, aber es ist klar, dass ich meine ganz individuelle Introversion habe, die nicht einem vorgegebenen Schema F folgen kann. Dennoch möchte ich als Einleitung in diesen zweiten Teil meiner Blogreihe zwei verschiedene Definitionen von Introversion mit euch teilen. (Falls du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, kannst du das hier nachholen.)

Wikipedia definiert wie folgt:

„Introversion ist der Gegenpol zu Extraversion. Introvertierte Charaktere wenden ihre Aufmerksamkeit und Energie stärker auf ihr Innenleben. In Gruppen neigen sie eher zum passiven Beobachten als zum Handeln und werden häufig als still, zurückhaltend und ruhig beschrieben. Introversion ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Schüchternheit. So gibt es schüchterne Extrovertierte und nicht-schüchterne introvertierte Personen.“
(https://de.wikipedia.org/wiki/Introversion_und_Extraversion)

Debora Sommer schreibt in ihrem Buch „Die leisen Weltveränderer“ unter anderem:

„‚Introvertiert‘ bezeichnet die Art und Weise, wie ein Mensch seine Umwelt wahrnimmt und sein Leben innerlich bewältigt. Wörtlich bedeutet introvertiert ’nach innen gewandt‘ und extrovertiert ’nach außen gewandt‘.“ Introvertierte verarbeiten „Erlebtes bevorzugt im Verborgenen, ganz für sich allein. Extrovertierte hingegen verarbeiten Dinge, in dem sie sie nach außen tragen und sich mit anderen Menschen austauschen. Während Extrovertierte ihr Herz auf der Zunge tragen, halten sich Introvertierte mit ihren Gefühlen und Äußerungen oft zurück. Sie geben nur zögerlich Dinge von sich preis. Dies verleiht ihnen oft etwas Geheimnisvolles. Sie sind schwer einzuordnen und man weiß nicht so genau, was sie tief in ihrem Innersten wirklich denken.“ (Sommer, 2018: S. 29 f.)

Introversion im Alltag

Über die vergangenen Wochen habe ich in meinen Handy-Memos hin und wieder Situationen abgespeichert, in denen mir introvertiertes Verhalten an mir selbst auffiel. Darum folgt nun meine eigene, alltagsnahe, unvollständige Definition anhand von zehn Beispielen.

Mich interessiert: Worin erkennst du dich wieder? Was ist bei dir ganz anders? In meinem introvertierten Verhalten zeigen sich natürlich auch meine ganz persönlichen Interessen und Vorlieben. Vielleicht kannst du dennoch im Kern der Verhaltensweisen Ähnlichkeiten finden oder andere introvertierte Menschen dadurch besser verstehen.

1. Nach sozialen Events muss ich mich in gewisser Weise immer ausruhen.

Je nachdem wie lang es angedauert hat, wie viele Menschen beteiligt waren, wie viele Unterhaltungen ich geführt habe, um was sich diese Unterhaltungen drehten… je nachdem variiert, wie lange ich mich danach erst einmal zurückziehen muss. Ich kann mir vorstellen, dass das für den ein oder anderen negativ klingen muss – als wären Menschen für mich pure Anstrengung. Aber einerseits variiert die Anstrengung wirklich sehr stark, je nach dem von welchen und wie vielen Menschen ich umgeben bin. Und andrerseits ist etwas, das anstrengend ist, ja nicht automatisch etwas Schlechtes, oder? Ich tanke Energie in der Einsamkeit und ich verliere sie im Zusammensein mit anderen Menschen. Das ist weder gut noch schlecht, sondern schlichtweg eine Eigenschaft auf die ich Acht geben muss. Ich muss aktiv für einen gelingenden Ausgleich zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit sorgen.

2. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, obwohl ich hin und wieder genau dies tue.

Manchmal begebe ich mich sogar bewusst und freiwillig in Bühnen-Situationen. Ich stelle mich für all die Dinge und Tätigkeiten vor viele Leute

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, von denen ich persönlich überzeugt bin und die mir Freude machen. Ich habe meine mehr oder weniger funktionierenden Techniken, um mit Aufregung umzugehen. Ein Stück weit nehme ich sie einfach in Kauf. Ich kenne Bühnen seit ich klein bin, vor allem in musikalischer Hinsicht, und habe mich an sie gewöhnt. Den Fakt, dabei im Mittelpunkt zu stehen, mag ich dennoch nicht. Als Kind musste ich es erst einmal lernen, mich nach meinen Auftritten bei Musikschulkonzerten zu verbeugen und den Applaus auszuhalten. Sehr überzeugend war ich dabei wohl eher nicht. Dieses ganze Social Media/Blogger-Spielchen fällt mir ebenso schwer – nicht das Verfassen und Veröffentlichen der Texte an sich. Aber wenn es darum geht, eigene Texte zu bewerben, fühlt sich das jedes Mal wie eine kleine Mutprobe an. Wer bin ich, andere Leute auf mich aufmerksam zu machen? Meist möchte ich einfach nicht großartig auffallen, weder in positiver noch in negativer Hinsicht.

3. Ich liebe es, andere Menschen zu beobachten.

Genau in diesem Moment sitze ich in meinem Lieblingscafé an einer strategisch günstigen Position, von der aus ich den perfekten Überblick über das Café und die Straße vor den großen Fenstern habe. Schräg vor mir unterhalten sich zwei junge Frauen über berufliche Herausforderungen und den schlechten Stand von Krankenschwestern im Krankenhaus. Es ist die perfekte Distanz, damit ich ein wenig lauschen könnte, wenn ich wollte, aber auch so tun kann, als würde ich nichts mitbekommen. Manchmal überlege ich, was die beobachteten Personen wohl für ein Leben führen und wie es ihnen geht. Interessant wird es, wenn ich mit meinem Mann außerhalb essen gehe, denn er beobachtet mindestens genauso gern wie ich. Meist steuern wir intuitiv den gleichen Tisch an. Wenn für unser Beobachtungsbedürfnis kein passender Tisch frei ist, stehen wir erst einmal unschlüssig herum und wägen ab. Und nicht zu vergessen der Kampf um den besten Beobachtungsposten am Tisch selbst! Aber keine Sorge, der geht meist friedlich aus.

4. Ich telefoniere nicht gern mit Fremden oder wenn ich nicht weiß, um was es geht.

Deshalb: Wenn du mich telefonisch einmal nicht erreichen solltest, bitte, hinterlasse mir eine Nachricht auf der Mailbox! Sonst werde ich höchstwahrscheinlich nicht zurückrufen. Prinzipiell ist das Telefon ein Gerät, zu dem ich ein ambivalentes Verhältnis habe. Natürlich gehe ich bei der Arbeit auch dann ans Telefon, wenn ich nicht weiß wer dran ist. Ich habe das gelernt und eine gewisse Neutralität dazu entwickelt. Aber ich empfinde keine Freude beim Ertönen des Klingeltons. Ich bevorzuge eine echte oder schriftliche Konversation immer gegenüber einem Telefonat. Bei einer echten Unterhaltung kann ich die Körpersprache und nonverbale Interaktion mit einbeziehen. Bei schriftlichen Nachrichten kann ich in Ruhe darüber nachdenken, was ich sagen möchte. Telefonieren ist für mich ein merkwürdiges Mittelding und somit in vielen Fällen nur ein notwendiges Übel. Pizza bestelle ich auf jeden Fall online. Danke, Internet.

5. Ich glaube, dass ich auf schriftlichem Weg am besten das ausdrücken kann, was ich ausdrücken will.

Mündlich kann ich mich unter bestimmten Umständen von anderen unter Druck gesetzt fühlen und dann fehlen mir die Worte. Mündliche Prüfungen waren ein Graus für mich und Aufsätze gehörten zu den wenigen Dingen in der Schule, die mir sogar ein bisschen Spaß gemacht haben. Heute sind es hauptsächlich E-Mails, Tagebucheinträge und Blogposts. Wenn ich schreibe, fühle ich mich unbeobachtet und kann ganz ich selbst sein. Debora Sommer schreibt dazu: „Speziell ist, dass Introvertierte zwar Meister der Beobachtung sind, aber dass viele von ihnen selber nervös werden unter Beobachtung. So können sie ihre Leistung manchmal nicht abrufen, wenn sie sich beobachtet fühlen. Introvertierte können dann am besten etwas oder jemanden beobachten, wenn niemand eine Reaktion oder Interaktion von ihnen erwarten.“(Sommer, 2018: S. 90)

6. Sobald ich einen Buchladen betrete, spüre ich ein Stück weit Ruhe und Frieden.

Das Gefühl, dass alle Menschen hier sind, nur um sich mit Büchern zu beschäftigen, lässt mich entspannen. Häufig verbringe ich sogar meine Mittagspause zwischen Büchern. Ich wünschte, ich würde noch viel mehr lesen und im Endeffekt kaufe ich auch selten etwas. Aber manchmal reicht schon das Hineinblättern und Aufschnappen weniger Zeilen eines interessanten Buches, um mich inspiriert zu fühlen.

7. Ich fühle mich recht unzulänglich, wenn es um meine Gastgeberqualitäten geht.

Gerade als Christ beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, dass man unbedingt ein guter Gastgeber sein und eine stets offene Tür haben muss. Doch ich glaube, dass dies eine Gabe ist, die nicht jedem zu 100% gegeben ist. Mir jedenfalls nicht. Zum Beispiel: Ich glaube, dass ich eigentlich ganz gut kochen kann. Ich koche sehr gern allein, um einen Abend entspannt ausklingen zu lassen, und weitestgehend improvisiert. Beim Essen zu Improvisieren ist für mich auch eine Art und Weise, Kreativität auszuleben. Dabei habe ich Musik oder ein Hörbuch im Hintergrund laufen und vielleicht steht sogar ein Glas Rotwein bereit, an dem ich hin und wieder nippe. So könnte ein perfekter Freitagabend für mich aussehen. Und dabei entstehen die besten Gerichte! Warum? Weil ich völlig entspannt und frei von Druck bin. Sobald ich für mehr Leute kochen muss

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, habe ich Angst, beim Improvisieren zu versagen. Dann halte ich mich an ein Rezept und das ist okay – macht mir aber nur noch halb so viel Spaß. Wenn die Gäste da sind, mache ich mir sehr viele Gedanken darüber, ob sie sich auch wohlfühlen. Außerdem hat die Gabe der Gastgeberschaft häufig etwas mit der Gabe des Small Talks zu tun, die mir ebenso wenig natürlich gegeben ist. Nichtsdestotrotz: Ich arbeite daran. Meine Small Talk – Fähigkeiten werden besser. Und das Kochen lässt sich bei Frühstücks- und Kaffeetrinken – Einladungen ganz leicht umgehen….

8. Ich liebe kleine, süße Cafés mit Charme und Charakter…

… und ich besuche sie auch gern einmal allein – zum Lesen, Schreiben, Arbeiten, Planen. Ähnlich wie in Buchläden herrscht dort eine Atmosphäre, die meinem introvertierten Gehirn gut tut. Ich bin anonym unter anderen Menschen. Jeder macht sein Ding, aber ich hätte theoretisch immer etwas zum Beobachten. Eine meiner absoluten Leidenschaften ist es, neue Cafés auszutesten. Dabei gibt es ein kleines Problem: Ich habe ein wenig Angst davor, allein ein mir unbekanntes Terrain zu betreten. All diese Ungewissheiten! Sind die Leute nett? Kommt die Bedienung an den Tisch oder soll man sich selbst bedienen? Sind die Preise akzeptabel? Ich kann ja schließlich nicht hineinmarschieren, mir die Preistafel ewig lang anschauen und dann wieder gehen, wenn es mir zu teuer ist. Wie unhöflich! Und das Café darf auch nicht zu klein sein, damit ich nicht auf einmal die einzige Besucherin bin. Dann könnte ja jeder mich beobachten. Herzlich willkommen im Kopf einer Introvertierten. Ähnliche Probleme gibt es übrigens auch in anderen kleinen Läden, in denen ich noch nie war und die Verkäufer einen sofort bemerken. Ab und zu überwinde ich mich und schaffe es auch allein. Aber neue Cafés teste ich eigentlich nur noch in Begleitung aus. Wenn ich mich allerdings einmal wohlfühle, bleib ich treu und komme immer wieder zurück – auch allein.

9. Ich langweile mich sehr selten, weil ich mich praktisch immer mit mir selbst beschäftigen kann.

Aufgrund des sehr komplexen Innenlebens introvertierter Menschen gibt es quasi immer etwas „zu tun“. Nur sieht das „tun“ etwas anders aus, als viele Extrovertierte sich das vielleicht vorstellen. Es ist viel mehr auf die eigene Gedankenwelt ausgerichtet. Es besteht aus Stille, Lesen, Schreiben, Recherchieren, Forschen, Analysieren, Podcasts, YouTube-Videos, sich selbst etwas neues beibringen, kreativem Schaffen, Spazieren gehen, Tagebuch schreiben, Musizieren und vielem mehr, je nach Interesse.

10. Soziale Aktivitäten müssen bei mir mit einem persönlichen Herzensanliegen verbunden sein, sonst sind sie eine sehr große Anstrengung für mich, die ich nur punktuell, aber nicht dauerhaft ertragen kann. 

Auf diesen letzten Punkt (welcher übrigens stark mit Punkt 2 zusammenhängt) möchte ich noch einmal Gewicht legen. Es ist mein persönlichster und beinhaltet eine der größten Erkenntnisse, die ich in den letzten Jahren hatte. Wenn ich dauerhaft etwas Soziales tun muss, was mir persönlich nicht am Herzen liegt, gehe ich langsam aber sicher kaputt. Je nachdem wie viel Raum diese Tätigkeit einnimmt, hat dies immensen Einfluss auf mein Wohlbefinden und meinen ganzen Alltag. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Art des „kaputt gehens“ für manche Menschen auch in eine ernsthafte Depression münden kann. Dauerhaft in einer Tätigkeit mit Menschen zu sein, die nicht meinem Wesen und meinen Überzeugungen entspricht, lässt mich eingehen wie eine Pflanze die am falschen Standort steht. Dies ist insbesondere beruflich für mich relevant, da ich soziale Arbeit zu meinem Beruf gemacht habe. Das bedeutet allerdings nicht, dass mir jede Tätigkeit in diesem Bereich am Herzen liegt. Diese Erkenntnis lässt mich ebenso vorsichtig sein in der Wahl meiner ehrenamtlichen Aktivitäten. Punktuell kann ich natürlich Dinge tun, die nicht direkt meinem Wesen entsprechen. Aber ich muss aufpassen, um wie viel Zeit es sich dabei handelt und gesunde Grenzen setzen.

Die andere Seite dieser Medaille ist folgende…

Wenn mir einmal etwas am Herzen liegt, blühe ich auf und gebe mein Bestes. Dann bin ich all-in und nehme es in Kauf, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen. Und ja, dann wirke ich oft sehr extrovertiert. Ich zeige meine erlernten extrovertierten Fähigkeiten und habe so richtig Spaß bei der Sache. Unter Umständen kann ich sogar die verrückteste, lauteste Person in einem Raum sein! Und da das genau die Tätigkeiten sind, die für andere Menschen sichtbar sind, glauben viele, dass ich in meinem Wesen tatsächlich extrovertiert bin. Dass ich immer und ständig und dauerhaft gern Kontakt mit Menschen habe. Das ist der Trugschluss, über den ich bereits im ersten Teil dieser Reihe geschrieben habe.

Es gibt noch so viel, das ich erwähnen könnte, aber hier setze ich vorerst einen Punkt. Möglicherweise klingen viele dieser Punkte für dich nach Eigenschaften, die mit Angst und Unsicherheit verbunden sind und somit lediglich nach einer Schwäche aussehen. Darauf möchte ich in den kommenden Texten noch näher eingehen. Introvertiertheit ist eine Eigenschaft, die schnell mit Schwäche assoziiert wird, doch das ist Quatsch. Sie ist gleichermaßen mit Stärken und Schwächen verbunden wie Extrovertiertheit, nur dass die Stärken manchmal unter der Oberfläche verborgen bleiben.

Seitdem ich bewusster mein introvertiertes Verhalten wahrnehme, kann ich auch bewusster damit umgehen. Wenn ich mich gestresst fühle, denke ich weniger schnell ‚Mensch, warum bin ich grad so komisch drauf…‘, sondern eher ‚Achtung, Constanze, ich glaub, du brauchst mal wieder etwas Zeit für dich.‘ Ich kann Unsicherheiten besser einordnen, ohne mich selbst fertig zu machen und sowohl introvertiertes als auch extrovertiertes Verhalten gezielter einsetzen. Fühl dich ermutigt, dich ebenso einmal genauer zu beobachten. Was fällt dir auf?

Constanze

Buchzitate: Sommer, Debora (2018): Die leisen Weltveränderer. Von der Stärke introvertierter Christen. Holzgerlingen: SCM Hänssler.

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Einfach ruhig, oder was? – Introvertiert #1

„Du bist schon eher so ne Ruhige, oder?“ sagt meine neue Arbeitskollegin. Ich kenne sie erst wenige Wochen. Einerseits schätze ich ihre direkte Art – sie beobachtet, sie fragt nach. Logisch, oder? Andrerseits ploppen mir zig verschiedene Antwortmöglichkeiten in den Kopf und ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich muss daran denken, wie ich mich mit engen Freunden und meiner Familie verhalte und denke „Nein, ich bin eine Quasselstrippe“. Dann plötzlich sitze ich in einem Klassenzimmer in meiner Schulzeit und melde mich nicht, obwohl ich die Antwort weiß. „Ja, doch, ich bin schon sehr zurückhaltend.“ Ich gehe noch ein Stück zurück und denke daran, wie ich als Kind beim Spazieren gehen mit zwanzig Metern Abstand den anderen hinterhergetrottet bin, um in meinen Traumwelten zu schweben. „Oh ja, ich bin sehr ruhig!“ Dann wiederum sehe ich mich albern tanzend und singend auf Hochzeiten. „Na ja, ich kann schon auch mal im Mittelpunkt stehen…“ Doch nach solchen Aktionen lande ich erschöpft auf der Couch und will erst einmal mit keiner Menschenseele etwas zu tun haben.

Ich entscheide mich für die Antwort „Joa, schon“ und belasse es dabei. Ich schiebe mich selbst in diese Schublade hinein und hoffe, dass ich dort in Ruhe gelassen werde. Schade, aber in diesem Moment hielt ich es für den einfacheren Weg.

Ruhig und schüchtern

In meiner Kindheit war ich definitiv zurückhaltend und in vielen unbekannten Situationen ruhig und schüchtern. Nur meine Familie und gute Freunde kannten die aufgedrehte Version von mir. Dann habe ich Spiele angeführt, mir Zirkusstücke ausgedacht und als Lehrerin meiner zwei Jahre jüngeren Schwester und Cousine meine Erkenntnisse aus der 1. Klasse gelehrt. Doch wenn ich in unbekannte, neue Situationen mit vielen Menschen kam, blieb ich lange auf meinem Beobachtungsposten. Fremde Menschen anzusprechen, viel mir schwer. In Gruppen äußerte ich mich nur, wenn ich mich wirklich wohlfühlte. Umso älter ich wurde, umso mehr wollte ich jedoch dazugehören. Ich hatte es leid, auf Freizeiten, im Teenkreis oder in der Klasse die leise, stille Maus zu sein, die sich nichts traut. Ich glaubte, dass die Schüchternheit ein Mangel ist, der schlicht behoben werden müsste. Nichts wollte ich verpassen und überall dazugehören. Dadurch perfektionierte ich die Fähigkeit der Anpassung, die bis heute eine meiner größten Stärken und Schwächen zugleich ist.

Introvertiert und sozial – ein Widerspruch?

In gewisser Weise war es gut, dass ich der Schüchternheit den Kampf ansagte. Heute bin ich es viel weniger und durfte an Mut und Selbstbewusstsein dazugewinnen. Doch umso mehr ich mir bewies, dass ich nicht schüchtern sein muss, umso mehr verfiel ich dem Trugschluss, dass ich nun auch eine total extrovertierte Persönlichkeit bin. Das wiederum widersprach dem Fakt, dass ich nach wie vor schlecht darin war, auf fremde Menschen zuzugehen, mich von lauten Persönlichkeiten einschüchtern ließ usw. Ich verstand mich selbst nicht mehr.

Dieses Gefühl verstärkte sich nur noch mehr, als ich einen sozialen Berufsweg einschlug. Nun kam der nächste Trugschluss dazu: Wer sozial ist, ist automatisch extrovertiert. Wer gut mit Menschen kann, kann ja schließlich nicht introvertiert sein, oder? Erst Jahre später stellte ich fest, dass ich mir viele dieser typisch extrovertierten, sozialen Fähigkeiten erarbeitet hatte. Mein Interesse für Menschen, ihre Stärken und Schwächen, ihre Probleme, Krisen und Persönlichkeiten war schon immer da gewesen. Ich habe schon immer gern meine Freundinnen beraten, mit Kindern und später Jugendlichen gearbeitet. Aber den Mut, auf Menschen zuzugehen, vor Gruppen zu sprechen, mit Fremden zu telefonieren und vieles mehr, bedurfte dem Sprung ins kalte Wasser und viel Erfahrung. Ich hatte von Natur aus eine feine Wahrnehmung für soziale Zusammenhänge, aber um damit in sozialen Berufsfeldern bestehen zu können, musste ich immer häufiger so tun, als wäre ich extrovertiert. Sozusagen für kurze Zeit eine Rolle spielen. Heute lobt mich mein Mann dafür, wie versiert ich am Telefon spreche oder Freunde beobachten, wie ich munter mit jemandem small talke. Telefoniere ich deswegen gern? Fällt mir Small talken also leicht? Ganz klar: Nein.

Raus aus der Schublade

Mir bereitet es viel Freude, mich mit Persönlichkeitsmerkmalen und den verschiedenen Charakteren von uns Menschen auseinanderzusetzen. Ich bin der Überzeugung, dass uns ein Verständnis über unsere Unterschiedlichkeit dabei helfen kann, einander besser zu verstehen, Vorurteile aufzuklären und letztendlich einander besser zu lieben. Momentan lese ich das Buch „Die leisen Weltveränderer – von der Stärke introvertierter Christen“ von Debora Sommer und setze mich verstärkt mit dem Unterschied Introvertiert/Extrovertiert auseinander. Dadurch fällt mir immer häufiger im Alltag auf, wenn sich verschiedene Verhaltensweisen meinerseits auf meine Introversion zurückführen lassen. Und doch zeigt sich jede Introversion, jede Extroversion auch auf verschiedene Weise und nicht zwingend dauerhaft.

Ich bin ein introvertierter Mensch. Nicht immer

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, nicht durchgehend, aber im Grunde meines Wesens schon. Darüber habe ich bereits hier oder hier geschrieben. An diesem Tag auf der Arbeit, als mich meine Arbeitskollegin mit meiner ruhigen Art konfrontierte, habe ich mich einem Klischee gefügt. Doch so sehr würde ich mir wünschen, dass wir einen differenzierteren Blick auf diese Wesenszüge haben könnten. Und noch viel mehr, als dass ich von anderen Leuten in Schubladen gesteckt werde, tue ich es mit mir selbst. Ich will mich selbst möglichst einfach verpacken, damit ich mich möglichst einfach präsentieren kann. Ich habe Angst davor, widersprüchlich zu wirken und den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen. So, jetzt hab ich’s gesagt. Und ich wage zu behaupten, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht.

Einzigartig und komplex

Die Erwartungen anderer nicht als meinen persönlichen Maßstab anzuerkennen, ist ein Prozess in meinem Leben, in dem ich mich schon jahrelang befinde. Und weil mir das Schreiben schon immer geholfen hat, möchte ich nun eine kleine Blogreihe ganz konkret der Thematik Introversion (und Extraversion) widmen. Woran erkenne ich, dass ich introvertiert bin? Warum wirke ich dennoch häufig so extrovertiert? Welche Stärken und Schwächen ergeben sich daraus? Wie gehe ich mit den Schwächen um? Wie stärke ich die Stärken? Diesen und ähnlichen Fragen bin ich in den letzten Jahren auf die Spur gegangen und möchte in den nächsten Blogposts ein paar Antworten mit euch teilen.

Du bist auch introvertiert? Dann hoffe ich, dass du dich dadurch ein wenig mehr verstanden fühlst. Du bist extrovertiert? Dann lade ich dich herzlich ein, mit mir in die Welt der Introvertierten einzutauchen und sie, zumindest aus meiner Sicht, ein wenig kennenzulernen. Du hast keine Ahnung, was davon du bist? Auch super. Vielleicht steckt von beidem ein bisschen in dir und du siehst danach etwas klarer.

Ich glaube, dass Gott jeden Menschen als sehr komplexes, einzigartiges Wesen erschaffen hat. Manche Eigenschaften lassen sich leicht erkennen und benennen, bei anderen muss ein wenig genauer hingeschaut werden. Es ist meine Leidenschaft, in diese Komplexität einzutauchen und sie ein wenig zu entwirren. Bist du dabei?

Constanze

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Introvertiert und Introvertiert gesellt sich gern…

Vor kurzem haben mein Mann und ich uns den Dokumentar-Film „Expedition Happiness“ angeschaut. (Dass ich ständig von Dokumentar-Filmen schreibe und rede liegt wahrscheinlich daran, dass ich sie sehr mag. Sorry.) Schon als wir den Trailer im Kino gesehen haben, waren wir begeistert: Ein junges Paar geht auf Reisen, von Nord- bis Südamerika, mit einem umgebauten amerikanischen Schulbus, Hund, und weitestgehend ohne Plan. Sie Entdecken die Schönheit der Natur, kämpfen mit technischen Schwierigkeiten, kulturellen Herausforderungen, erfahren Gastfreundschaft und lernen Neues – nicht zuletzt über sich selbst. Mein Mann und ich sind fasziniert von Menschen, die einfach das machen, wovon sie begeistert sind. Die Risiken eingehen, weil sie von etwas überzeugt sind. Auch hier sind wir wieder erstaunt: Wow, die beiden ziehen das einfach durch! Sie investieren eine Menge Geld in den Bus, bauen ihn komplett selbst um und fahren einfach los – ohne zu wissen

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, ob sie über die Grenze kommen, ob der Hund die ganze Reisesache mitmacht und so weiter. Dann denken wir ganz unwillkürlich: „Man, wie cool! Warum machen wir sowas eigentlich nicht?“ Wir sind uns einig, dass wir dazu nicht in der Lage wären. Früher waren wir dann ein wenig traurig und dachten, dass wir schlicht nicht mutig genug sind. Heute sehen wir es ein wenig anders…

Ziemlich genau vor einem Jahr haben mein Mann und ich unseren Urlaub in Griechenland verbracht – unser luxuriösester und wohl auch der schönste bisher. Wir konnten hundertprozentig entspannen, abschalten, Sonne baden, spazieren, essen und co. Eigentlich gab es nur eine Herausforderung in diesem Urlaub: Kommunikation. Nein, keine Sorge, nicht unsere Kommunikation miteinander – sondern die mit dem Personal des Hotels. Noch nie hatten wir in einem so schicken Hotel genächtigt und gespeißt. Damit ging allerdings auch einher, dass gewisse Sitten und „Regeln“ herrschten, die uns nicht unbedingt geläufig waren. Keine Frage: Es hat Spaß gemacht, sich für jedes Abendessen schick zu machen, Rotwein zu trinken und zivilisiert mit Kerze auf dem Tisch einander gegenüber zu sitzen. Die Angestellten waren alle sehr freundlich und herzlich. Von einem „steifen“ Hotel kann nicht die Rede sein. Doch woher soll man zum Beispiel wissen, dass man den Wein erst einmal kosten muss, bevor man ein ganzes Glas eingegossen bekommt? Mein Mann bekam einfach einen Schluck eingeschenkt und der Kellner wartete ab. Zum Glück begriff er schnell!

Doch es passierte immer wieder, wenn wir beispielsweise etwas auf der Karte nicht verstanden, an der Rezeption eine Info erfragen mussten oder beim Zimmerservice anriefen, dass wir anfingen darüber zu debattierten, wer dieses Mal dran war, eine möglicherweise dumme Frage zu stellen und Sprachbarrieren zu überwinden. (Okay, im Endeffekt betraf es wohl auch unsere Kommunikation…) Wir taten solche Dinge beide ungern. Und wenn ich allgemein auf unsere Ehe zurückschaue, so ist das diese eine kleine Komplikation, der wir auf Reisen und Ausflügen immer mal wieder gegenüberstehen. Denn nein, wir diskutieren selten darüber, was wir tun wollen – sondern wer die unbeliebte Aufgabe bekommt, mit dem Unbekannten zu sprechen. Am Ende dieses Urlaubs hatten wir fast alles Unbekannte überwunden (bis auf den Spa-Bereich… im Ernst: wer blickt denn da durch, wo man hin muss und was man tun darf? Wir beschlossen, dass wir keine Spa-Menschen sind) und waren uns einige, dass wir unbedingt noch einmal in dieses Hotel fahren müssten – jetzt kannten wir uns schließlich aus! Ja, so sind wir. Und seit diesem Urlaub ist mir auch klar wieso: Wir sind beide introvertiert. Und das ist okay so. Manchmal ist uns das nicht so bewusst, dass das okay ist.

Bereits hier habe ich darüber geschrieben, was es für mich bedeutet, introvertiert zu sein. Und noch immer wundere ich mich manchmal über mich selbst und mein Verhalten. Hin und wieder bin ich versucht zu glauben, dass das extrovertierte Verhalten das „Normale“ wäre, das, was eigentlich alle tun. Dass es normal ist, einfach irgendwo anzurufen ohne Angst zu haben. Dass es normal ist, den Kellner darum zu bitten, ein Gericht auf der Karte zu erklären, auch wenn notfalls dabei Hände und Füße eingesetzt werden müssen. Sich bei einer Veranstaltung mitten ins Geschehen zu schmeißen statt erst einmal beobachtend am Rand zu stehen. Wenn man die Wahl hat, doch immer lieber Zeit mit Freunden und Familie verbringen zu wollen statt mit Kaffee und Buch auf einer Couch. Für viele Menschen ist das normal. Aber für einen introvertierten nicht unbedingt.

Ja, manchmal erweist es sich als kleine Komplikation, dass mein Mann und ich beide so ticken. („Ich dachte, wir hatten eine Vereinbarung: Ich schreibe die E-Mails und Postkarten und du tätigst dafür die Anrufe!“ „Nein, die Vereinbarung beinhaltete nur, dass du die E-Mails und Postkarten schreibst…“) Aber oft ist es auch ein Segen. Denn was wir dadurch besonders gut können ist das sogenannte „Co-Existieren“. So nenne ich es, wenn ich zwar mit jemandem zusammen bin – in der gleichen Wohnung, oder sogar im gleichen Raum – aber jeder sein Ding macht, egal ob arbeiten oder entspannen. Zusammen allein sein, sozusagen. Meinem Mann und mir fällt es nicht schwer, uns gegenseitig den Freiraum zu geben, den wir brauchen. Manchmal kommen wir von einer aufwühlenden Veranstaltung nach Hause und sind uns schnell einig: erst einmal Allein-Zeit. Manchmal entspannen wir dann gemeinsam auf dem Sofa, manchmal schaut der eine aber auch Fernsehen während der andere im Nebenraum ein Buch liest oder (seien wir realistisch) auf dem Handy herumscrollt. Deswegen ist Urlaub machen mit meinem Mann auch so schön. (Co-Existieren funktioniert aber übrigens auch super mit Freunden puttygen , Geschwistern, …)

Doch dann sind sie da wieder: die Vergleiche. Dieses Pärchen ist immer auf Achse! Wie machen die das – die Welt bereisen und bei fremden Menschen übernachten? Und nicht nur als Paar überkommen uns ab und zu die Zweifel. Bin ich nicht widersprüchlich, wenn ich mich immer wieder auch bewusst zurückziehe, irgendwo heraushalte und auf der anderen Seite im sozialen Bereich sehr aktiv bin und ab und zu auch mal vorn oder im Mittelpunkt stehe? Diesem Trugschluss bin ich eine gewisse Zeit lang erlegen. Ich glaubte, dass eine der beiden Seiten wohl künstlich aufgesetzt sein müssten. Dass es nicht „echt“ ist, wenn ich (mal ausnahmsweise) guten Small Talk führe und mich offen und lustig in Gruppengesprächen einbringe. Mein Mann lobt mich immer mal wieder dafür, wie gut und versiert ich am Telefon sprechen würde. Doch ich denke mir: Neeein, dafür will ich nicht gelobt werden… denn es kostet auch Anstrengung.

Doch da ist der feine, aber bedeutende Unterschied: Sozial ist nicht gleich extrovertiert. Sozial kann jeder sein. Dem einen schenkt es zusätzliche Energie, den anderen kostet es ein wenig – und er muss in der Einsamkeit wieder auftanken. Beide können Freude daran haben. Doch wenn es eher niemandem Freude bereitet (wie zum Beispiel unliebsame Behördentelefonate) dann bedeutet es für den Introvertierten trotzdem mehr Überwindung.

Dieser Verwechslung von sozial und extrovertiert begegnen wir auch als Paar immer einmal wieder. Wir haben viele Kontakte, die wir pflegen möchten. Doch unsere persönlichen Grenzen zeigen uns immer wieder, dass Qualität vor Quantität geht. Wir mögen spontane, intensive eins zu eins Gespräche. Wir mögen länger geplante Verabredungen, auf die wir uns einstellen können. Doch ständige Treffen nur um des Treffens willens – weil es „komisch“ wäre, wenn man sich nicht so oft sehen würde – hinterfragen wir manchmal. Wir achten darauf, dass sie nicht dann stattfinden, wenn unsere Energietanks schon fast leer sind, denn dann hätte niemand einen Gewinn davon.

Mir ist erneut bewusst geworden, wie sinnlos es ist sich zu vergleichen. Sowohl als Paar als auch als Individuum. Gott hat uns so unterschiedlich gemacht und das fasziniert mich. Es macht keinen Sinn, wenn mein Mann und ich unbedingt so sein wollen wie das Paar in „Expedition Happiness“ (oder ein Paar im Freundes- und Bekanntenkreis). Denn wenn wir ein wenig tiefer in uns hineinhorchen merken wir schnell, dass wir das eigentlich gar nicht wollen und unsere Berufung eine ganz andere ist. Verschiedene Persönlichkeitsstrukturen sind spannend und ermöglichen so viele verschiedene Talente und Wege!

Und um keine Verwirrung zu stiften: Introvertiert und extrovertiert gesellt sich natürlich auch sehr gern. Genauso wie extrovertiert und extrovertiert. Und ich möchte auch nicht ausschließen, dass Introvertierte auf Weltreise gehen… Wichtig ist, dass wir wissen wie wir selbst, unsere Partner, Familie und Freunde ticken. Denn dann können wir unsere und ihre Bedürfnisse erkennen, auf sie eingehen und Enttäuschungen vorbeugen. Und vor allem: aufhören mit dem Vergleichen.

Constanze

(photo by ranjatm)